Liberalismus sans phrase II: Politische Solidarität und Eigenverantwortung

Zusammenfassung

„Beyond equality of democratic citizenship, the political ideal of egalitarianism encompasses something further. Every nation of the world is divided into haves and have-nots. In industrially advanced market economies, some persons live spectacularly well, some moderately well, some stagnate in poverty. The gap between the life prospects of the best-off and the worst-off individuals, in terms of wealth, income, education, access to medical care, employment and leisure-time options, and any other index of well-being one might care to name, is enormous. If one makes comparisons across rich and poor nations, the gap between best off and worst off is vasdy increased. Confronting these disparities, the egalitarian holds that it would be a morally better state of affairs if everyone enjoyed the same level of social and economic benefits.”¹

Der Egalitarismus ist die moralisch falsche Antwort auf eine moralisch richtige Diagnose. Sicherlich ist ein Zustand, in dem Armut, Elend, Not, Analphabetismus, medizinische Unter vers orgung herrschen, ein moralisch unhaltbarer Zustand. Aber aus der moralischen Unzulässigkeit eines Zustandes eklatanter Unterversorgung ist nicht die moralische Vorzugswürdigkeit eines Zustandes gleicher Versorgung mit sozialen und ökonomischen Gütern ableitbar. Vorzugswürdig ist ein Zustand der Gleichversorgung allenfalls, weil er Unterversorgung verhindert, nicht aber weil er Gleichheit verwirklicht. Keinesfalls ist die Egalisierung der Versorgungssituation die moralisch vorzugswürdige Antwort auf Unterversorgung. Der Egalitarist mißdeutet den Grund unserer moralischen Kritik drastischer unterver-sorgungsbedingter Lebensqualitätseinbußen; er meint, daß unsere moralische Empörung durch Ungleichheit ausgelöst wird, daß sie von der Überzeugung geleitet wird, daß jeder einen gleichen Anspruch auf einen gleichen Anteil an den sozialen und ökonomischen Gütern habe.