Zusammenfassung
Der liberale Gerechtigkeitsbegriff ist in einer naturrechtlichen egalitaristischen Grammatik begründet, und der egalitäre Liberalismus sieht es als grundlegende Aufgabe der politischen Philosophie an, durch geeignete Gleichheitsinterpretationen die Bedeutung dieses menschenrechtlichen Egalitarismus für die institutionelle Gestaltung aller gesellschaftlichen Handlungsfelder herauszustellen und egalitari-stische Ideal-Szenarien zu entwerfen, an denen die realen Verteilungsmuster in den einzelnen gesellschaftlichen Gütersphären kritisch gemessen werden können. Diese geltungslogische Abhängigkeit von menschenrechtlichen Prämissen teilt Rawls’ Kontraktualismus mit allen anderen vertragstheoretischen Konzeptionen, aber auch mit der Diskursethik. Die neuzeitliche Rechtfertigungsmethodologie, die den Prinzipienobjektivismus der Tradition durch Konsensgewinnungsverfahren ersetzt hat, vermag Vertrag und Diskurs nur dann als Legitimationsprozeduren einsetzen, wenn Vertrag wie Diskurs unter normativen Geltungsbedingungen stehen, die als Vertrags externe Prinzipien und als Diskursvoraussetzungen selbst nicht durch Vertrag und Diskurs begründet werden können. Vertrag und Diskurs erweisen sich daher als verbindlichkeitstheoretisch sekundär und geltungslogisch abhängig. Verbindlichkeitstheoretischen Halt und geltungslogische Standfestigkeit erhalten beide nur, wenn sie mit dem allen Verträgen und Diskursen vorgeordneten normativen Fundament verhaftet sind, wenn Vertrags- und Diskursarrangement durch den menschenrechtlichen Egalitarismus bestimmt sind.
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Kersting, W. (2000). Ressourcengleichheit und Verteilungsgerechtigkeit: Ronald Dworkins Interpretation der liberalen Gleichheit. In: Theorien der sozialen Gerechtigkeit. J.B. Metzler, Stuttgart. https://doi.org/10.1007/978-3-476-01668-3_4
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DOI: https://doi.org/10.1007/978-3-476-01668-3_4
Publisher Name: J.B. Metzler, Stuttgart
Print ISBN: 978-3-476-01752-9
Online ISBN: 978-3-476-01668-3
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