Zusammenfassung
Der Expressionismus war in Deutschland eine kulturrevolutionäre Bewegung, die zwischen 1910 und 1920 alle Künste zugleich und in wechselseitiger Abhängigkeit erfasste: nicht nur die Malerei und die Literatur, sondern auch die Architektur, die Schauspielkunst, den Tanz, die Musik und den Film. Zahlreiche Repräsentanten des Expressionismus waren Doppelbegabungen. Herwarth Walden, der Herausgeber der Zeitschrift Der Sturm, die sich als organisatorisches Zentrum für die Präsentation und Reflexion aller Künste (s. S. 41f.) verstand, musizierte und komponierte, schrieb zahlreiche Gedichte, Dramen und Romane, Essays, Manifeste und Kritiken. Ernst Barlach, Oskar Kokoschka, Wassily Kandinsky oder Alfred Kubin brachten in der Zeit des Expressionismus nicht nur bedeutende Werke der bildenden Kunst hervor, sondern veröffentlichten auch literarische Texte. Die konservative Kunstkritik beobachtete dies damals mit Argwohn. Paul Kornfeld hielt ihr im Programmheft zur Dresdener Uraufführung von Oskar Kokoschkas drei Einaktern Mörder Hoffnung der Frauen, Hiob und Der brennende Dornbusch am 3. Juni 1917 die für den Expressionismus bezeichnenden Sätze entgegen:
Fragt man: »Warum schreibt der Maler Kokoschka Dramen, statt nur Bilder zu malen?« — so erwidere ich mit der Gegenfrage: »Warum komponiert er nicht auch Symphonien, Opern, Lieder, warum ist er nicht auch Bildhauer?« (in Anz/Stark 1982, S. 685f.)
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Anz, T. (2010). Ästhetik und Poetik. In: Literatur des Expressionismus. Sammlung Metzler. J.B. Metzler, Stuttgart. https://doi.org/10.1007/978-3-476-01416-0_3
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DOI: https://doi.org/10.1007/978-3-476-01416-0_3
Publisher Name: J.B. Metzler, Stuttgart
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