Zusammenfassung
Thomas Mann schreibt in einem Privatbrief vom Juni 1939 über Heine: »Seine politische Intuition ist erstaunlich und sein Urteil über ›uns‹ Deutsche von unheimlicher Richtigkeit.« Es sei aber kein »Urteil« im eigentlichen Sinne, sondern »eine mythisch-psychologische Prophetie tragisch-objektiven Charakters«.1 Der Gegenwartsbezug von Heines Texten hat stets fasziniert. Auf dem internationalen Heine/Schumann-Kongress in Düsseldorf, der 2006 unter dem Titel »Übergänge. Zwischen Künsten und Kulturen« stattfand, stellte Ingo Meyer fest:
Nur über die Folie der »metaphorischen« Unvordenklichkeit des Mythos kann Heine als Dichter »aller Zeiten« poetische Zeitgeschichtsschreibung realisieren: instantan für die Ewigkeit schreiben. Dies ist der tiefere Sinn der hermeneutischen Grundsatzerklärung wechselseitiger Erhellung von Gegenwart und Vergangenheit […].2
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Anmerkungen
Thomas Mann: Briefe 1937–1947. Hrsg. von Erika Mann. Kempten 1963, S. 98. Der vorliegende Beitrag ist die wissenschaftliche Ausarbeitung von Recherchen, die ich in dem
Artikel »Odysseus in Europa« — In: Junge Welt, Berlin, 05.08.2014 — publik machte; während der Bearbeitung erhielt ich wertvolle Anregungen von Christian Liedtke, weitere erhielt ich von Friederike Lisken und Anne Aumann.
Ingo Meyer: Zwischen Hellas und der Hauptstadt des 19. Jahrhunderts. Funktionaler Klassizismus in Heines Kunstverständnis. — In: Übergänge. Zwischen Künsten und Kulturen. Internationaler Kongress zum 150. Todesjahr von Heinrich Heine und Robert Schumann. Hrsg. von Henriette Herwig, Volker Kaiisch, Bernd Kortländer, Joseph A. Kruse, Bernd Witte. Stuttgart, Weimar 2007, S. 645–658, hier S. 658.
Eun-Kyoung Park: »… meine liebe Freude an dem Göttergesindel«. Die antike Mythologie im Werk Heinrich Heines. Stuttgart, Weimar 2005, S. 421.
Gerhard Hohn: Ein »ganz neues Genre«. Iradition und Innovation in Heines Wintermährchen. — In: Von Sommerträumenund Wintermärchen. Versepen im Vormärz. Hrsg. von Bernd und Karin Füllner. Bielefeld 2007, S. 225–248, hier S. 245. Im Anmerkungsapparat der Düsseldorfer Heine-Ausgabe heißt es ebenfalls vage: »›Höchste Freiheit‹ zeigt sich dagegen als ästhetische Schönheit im Reich der Kunst.« (DHA IV, 216)
Anne-Rose Meyer: Vormärz und Philhellenismus — eine Einführung. — In: Vormärz und Philhellenismus. Hrsg. von Anne-Rose Meyer. Bielefeld 2013 (Jahrbuch des Forum Vormärz Forschung Jg. 18, 2012), S. 11–21, hier S. 19.
Vgl. dazu Winfried Bauer: Die Hellas-Gedichte Ludwigs I. — In: Bayern und die Antike. 150 Jahre Maximilians-Gymnasium in München. Hrsg. von Wolf-Armin von Reitzenstein. München 1999, S. 27–47, und
Marie-Ange Maillet: »Auf Hellenen! Zu den Waffen alle«. Bemerkungen zur Rezeption der philhellenischen Gedichte Ludwigs I. — In: Graecomania. Der europäische Philhellenismus. Hrsg. von Gilbert Hess, Elena Agazzi, Elisabeth Decultot. Berlin 2009, S. 275–298.
Eric Hobsbawm: Europäische Revolutionen 1789 bis 1848. Aus dem Englischen von Boris Goldenberg. München 1978 (Kindlers Kulturgeschichte des Abendlandes; Bd. 15), S. 208 f.
Vgl. Eberhard Illner: Solidarität der Patrioten. Die Philhellenen- und Polenvereine im Rheinland. — In: Petitionen und Barrikaden. Rheinische Revolutionen 1848/49. Bearb. von Ingeborg Schnelling-Reinicke. In Verbindung mit Eberhard Illner hrsg. von Ottfried Dascher und Everhard Kleinertz. Münster 1998, S. 61–65.
Paul Peters: Heine als Plebejer. — In: Aufklärung und Skepsis. Internationaler Heine-Kongreß 1997 zum 200. Geburtstag. Hrsg. von Joseph A. Kruse, Bernd Witte und Karin Füllner. Stuttgart, Weimar 1998, S. 819–832, hier S. 829 f.
Friedrich Engels: Die Lage der arbeitenden Klasse in England. — In: Karl Marx, Friedrich Engels: Werke. [Hrsg. vom] Institut für Marxismus-Leninismus beim ZK der SED. Bd. 2. Berlin 1962, S. 225–506, hier S. 327. Engels stellt im Brief an Karl Marx vom 19. November 1844 klar: »Übrigens versteht es sich, daß ich den Sack schlage und den Esel meine, nämlich die deutsche Bourgeoisie, der ich deutlich genug sage, sie sei ebenso schlimm wie die englische […].«
Karl Marx, Friedrich Engels: Werke. [Hrsg. vom] Institut für Marxismus-Leninismus beim ZK der SED. Bd. 27. Berlin 1963, S. 10.
Vgl. zu diesem Zusammenhang auch James M. Brophy: Popular Culture and the Public Sphere in the Rhineland, 1800–1850. New York 2007, insbes. S. 171 ff; Anton Maria Keim: iimal politischer Karneval. Weltgeschichte aus der Bütt. Geschichte der demokratischen Narrentradition vom Rhein. Mainz 1966, S. 57fr. und S. 87ff; Thomas Giese: Marx & Co und Carneval. — In: Terz. Düsseldorfer Stattzeitung für Politik und Kultur, 31.01.2009.
Norbert Altenhofer: Heines italienische Reisebilder. — In: Ders.: Die verlorene Augensprache. Über Heinrich Heine. Hrsg. von Volker Bohn. Frankfurt a. M., Leipzig 1993, S. 233–255, hier S. 249.
Gerhard Müller: Wanderer-Fantasien: Wilhelm Müller und Heinrich Heine. — In: Müller — Schubert — Heine. Marlowe — Byron — Scott: Wilhelm Müller als Vermittler der englischen Literatur. Zwei Symposien der Internationalen Wilhelm-Müller-Gesellschaft Berlin 1997 und 2000. Berlin 2002, S. 5–19, hier S. 17.
Vgl. Michael Perraudin: Heine and Wilhelm Müller, a Poetic Relationship. — In : Archiv für das Studium der neueren Sprachen und Literaturen, Bd. 222, Jg. 137 (1985), S. 22–46. Auf Müllers Griechenlieder wird dort allerdings nicht eingegangen.
Rolf Hosfeld: Heinrich Heine. Die Erfindung des europäischen Intellektuellen. Biographie. München 2014, S. 345.
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Giese, T. (2015). Mythologie und Aufstand Tagespolitische Spuren in »Deutschland. Ein Wintermährchen« am Beispiel Griechenland. In: Brenner-Wilczek, S. (eds) Heine-Jahrbuch 2015. J.B. Metzler, Stuttgart. https://doi.org/10.1007/978-3-476-01400-9_2
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