Zusammenfassung
In seinen methodischen Überlegungen zur Archäologie des Wissens kritisiert Foucault die seiner Meinung nach in der Philosophie der 1960er Jahre verbreitete Auffassung von Geschichte, die mit einem ahistorischen Subjektkonzept arbeitet (s. Kap. IV.26). Die Fähigkeit des Subjekts zum Selbstentwurf, zum freien Handeln und zur Welterkenntnis wird dort unabhängig vom Erfahrungskontext seiner Zeit definiert, d. h. losgelöst von der geschichtlichen Situation, die das Subjekt umgreift. Als unverzichtbares Korrelat zur Stifterfunktion des Subjekts sieht Foucault in diesem Denksystem die Vorstellung eines kontinuierlichen Verlaufs der Geschichte, die garantiert, dass sich das Subjekt die Vergangenheit in Form des historischen Bewusstseins immer wieder aneignen kann (AW, 23; DE I, 891 f.). Die Annahme eines rein kumulativen Wissenszuwachses, der wissenschaftliche Erkenntnis als stetiges Anwachsen wahrer Aussagen über die Welt und als Fortschritt der Vernunft begreift, ist für Foucault ebenso problematisch wie lineare Verlaufskonzeptionen.
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Literatur
Brieler, Ulrich: Die Unerbittlichkeit der Historizität. Foucault als Historiker. Köln/Weimar/Wien 1998.
Certeau, Michel de: Theoretische Fiktionen: Geschichte und Psychoanalyse. Wien 1997 (frz. 1987).
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Maset, M. (2014). Diskontinuität/Zerstreuung. In: Kammler, C., Parr, R., Schneider, U.J., Reinhardt-Becker, E. (eds) Foucault-Handbuch. J.B. Metzler, Stuttgart. https://doi.org/10.1007/978-3-476-01378-1_25
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