Zusammenfassung
»Fehlen alle Hinweise auf Kleists ›Marquise von O….‹«, schreibt Katharina Schmidt in der bis heute grundlegenden Einführung zu Cy Twomblys Plastiken2 über dessen 1992 entstandene Arbeit ›Madame d’O‹3 (Abb. I), »so hat doch der Gedanke, dass die ›gebrechliche Einrichtung der Welt‹ im Spiel sein könne, angesichts dieses besonderen Gebildes nichts Abwegiges«.4
L’homme n’est ni ange ni bête, et le malheur veut que qui veut faire l’ange fait la bête.1
In memoriam Cy Twombly
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Anmerkungen
Albrecht Koschorke, Die Heilige Familie und ihre Folgen, Frankfurt a.M. 2000, S. 196. Den Forschungsstand von 2009 sowie Deutungsprobleme der Novelle bietet übersichtlich Sabine Doering, Die Marquise von O… [Art.]. In: KHb, S. 106—i14. Die wichtigsten Inter-pretationen nun bei Blamberger, Heinrich von Kleist (wie Anm. 5), S. 303.
Achim Hochdörfer erwähnt die Plastik in seiner Arbeit, die Twomblys plastische Werke als ironische Bricolage versteht, nicht. Vgl. Achim Hochdörfer, Cy Twombly. Das skulpturale Werk, Klagenfurt 2001.
Schmidt schlägt zudem die Lesart von ›d’O‹ als (phonetisch) ›von Wasser‹ vor, zumal in Kombination mit der blauen Farbe. Vgl. Schmidt (Hg.), Cy Twombly (wie Anm. 4), S. 128. Eine gute Abbildung des ›Sockels‹ mit den Buchstaben findet sich ebd., S. 124. Schmidt präzisiert jedoch, dass Twombly selten einer Frau die blaue (und nicht wie häufiger die rote) Farbe zuordnet (eine Ausnahme bilden Twomblys plastische Darstellungen der Venus Anadyomene; vgl. Katharina Schmidt, Brief vom 28. Mai 2012). Das ›O‹ im Namen der Marquise steht auch für die Fülle, den dicken Bauch, die Schwangerschaft. Vgl. Barbara Vinken und Anselm Haverkamp, Die zurechtgelegte Frau. Gottesbegehren und transzendentale Familie in Kleists ›Marquise von O….‹. In: Gerhard Neumann (Hg.): Heinrich von Kleist. Kriegsfall — Rechtsfall — Sündenfall, Freiburg i.Br. 1994, S. 127–147. Ich danke Günter Blamberger für den Hinweis (E-Mail vom 21. Januar 2012).
Die Schreibweise der Namen nach Saint-Simon, Erinnerungen. Der Hof Ludwigs XIV., Auswahl und Übersetzung von Norbert Schweigert, Stuttgart 1983, S. 415.
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Greub, T. (2014). Zwischen Vergewaltigung und Verkündigung. In: Blamberger, G., Breuer, I., de Bruyn, W., Müller-Salget, K. (eds) Kleist-Jahrbuch 2014. J.B. Metzler, Stuttgart. https://doi.org/10.1007/978-3-476-01374-3_7
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