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Kleists ›Hymne an die Sonne‹ und Schillers Konzept von Sprachbewegung und Landschaftsdichtung

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Kleist-Jahrbuch 2013
  • 602 Accesses

Zusammenfassung

Am 23. Oktober 1795 schreibt Wilhelm von Humboldt an Schiller:

Ihre Elegie, liebster Freund, hat mich zu sehr gefesselt, als daß ich es mir nicht, da Sie mir kein baldiges Zurückschicken empfohlen hatten, hätte vergönnen sollen, sie länger zu behalten, um sie ganz zu studiren, und mich mit jedem einzelnen Theil genau bekannt zu machen. Wohin man sich wendet, wird man durch den Geist überrascht, der in diesem Stücke herrscht, aber vorzüglich stark wirkt das Leben, das dieß unbegreiflich schön organisirte Ganze beseelt. Ich gestehe offenherzig, daß unter allen ihren Gedichten, ohne Ausnahme, dieß mich am meisten anzieht, und mein Innres am lebendigsten und höchsten bewegt. Den ganzen großen Inhalt der Weltgeschichte, die Summe und den Gang alles menschlichen Beginnens, seine Erfolge, seine Gesetze und sein letztes Ziel, alles umschließt es in wenigen, leicht zu übersehenden, und doch so wahren und erschöpfenden Bildern. Das eigentliche poetische Verdienst scheint mir in diesem Gedicht sehr groß; fast in keinem Ihrer übrigen sind Stoff und Form so mit einander amalgamirt […]. (NA 35, 392)1

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Anmerkungen

  1. Vgl. Immanuel Kant, Beantwortung der Frage: Was ist Aufklärung? In: Berlinische Monatsschrift 2 (1794), S. 481–494, hier S. 481.

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  2. Eine vergleichende Analyse der beiden Hymnen gibt es bislang nicht. In der Ausgabe der Werke Kleists von Helmut Koopmann ist die Schiller’sche Hymne als Vorlage genannt, und auch bei Volker Nölle finden sich nur wenige Sätze, in denen vor allem der Unterschied der Gewichtung des Visuellen bei Kleist gegenüber dem Akustischen bei Schiller hervorgehoben wird. Vgl. den Kommentar zur ›Hymne an die Sonne‹ in Heinrich von Kleist, Sämtliche Werke, mit Nachwort, Anmerkungen und Zeittafel hg. von Helmut Koop-mann, München 71994, S. 1110f.; Volker Nölle, Heinrich von Kleist. Niederstiegs- und Aufstiegsszenarien. Versuch einer Phantasmata- und Modell-Analyse; mit einem Exkurs zu Hofmannsthal, Sternheim, Kafka und Horvàth, Berlin 1997, S. 173. Gestreift wird ein Vergleich auch von

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  3. Günter Blamberger, Nicht zu hoch hinaus? Kleists ›Hymne an die Sonne‹. In: Silesia Nova. Vierteljahresschrift für Kultur und Geschichte 5 (2008), S. 8–12.

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  4. Den Anstoß zu diesen Überlegungen gab zum einen Dirk Oschmann, Bewegliche Dichtung. Sprachtheorie und Poetik bei Lessing, Schiller und Kleist, München 2007. Die beiden Autoren eigenen Bewegungskonzepte werden darin untersucht. Schillers Wirken auf die Sprach- und Bewegungstheorie Kleists wird dabei ebenfalls hervorgehoben. Zum anderen schafft die Dynamik der Bilder als Korrelat der Sprachbewegung eine starke Verbindung. Claudia Benthien gibt unter dem Artikel ›Schiller‹ im ›Kleist-Handbuch‹ einen Überblick über die Forschungslage zum

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  5. Vergleich Schiller-Kleist und weist auf die zahlreichen lohnenswerten Desiderate hin, die sich daraus ergeben. In: Ingo Breuer (Hg.): KleistHandbuch. Leben — Werk — Wirkung, Stuttgart und Weimar 2009, S. 219–227.

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  6. Gotthold Ephraim Lessing, Werke 1766–1769, Bd. 5/2, hg. von Wilfried Barner, Frankfurt a.M. 1990, S. 127.

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  7. Wolfgang Riedel, Der Spaziergang. Ästhetik der Landschaft und Geschichtsphilosophie der Natur bei Schiller, Würzburg 1989, S. 50.

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  8. Vgl. Martin Dyck, Die Gedichte Schillers. Figuren der Dynamik des Bildes, Bern 1967, S. 10.

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  9. Vgl. Friedrich Schiller, Werke und Briefe in zwölf Bänden. Frankfurter Ausgabe, hg. von Otto Dann u.a., Frankfurt a.M. 1988–2004, Bd. 8, S. 322.

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  10. Vgl. Mathias Anderegg, Friedrich Schiller: Der Spaziergang, St. Gallen 1964, S. 79.

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  11. Vgl. Hilda M. Brown, Das Malerische und das Erhabene. Kleist und die englischen Empfindungen vor Landschaften. In: KJb 1994, S. 49–66, hier S. 58.

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  12. Vgl. Nölle, Heinrich von Kleist (wie Anm. 3), S. 173. Für Kleists Dramen zeigt diese Aufwärts- und Abwärtsbewegung Helmut J. Schneider, Standing and Falling in Heinrich von Kleist. In: Modern Language Notes 115 (2000), H. 3, S. 502–518.

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Günter Blamberger Ingo Breuer Wolfgang de Bruyn Klaus Müller-Salget

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Roesch, P. (2013). Kleists ›Hymne an die Sonne‹ und Schillers Konzept von Sprachbewegung und Landschaftsdichtung. In: Blamberger, G., Breuer, I., de Bruyn, W., Müller-Salget, K. (eds) Kleist-Jahrbuch 2013. J.B. Metzler, Stuttgart. https://doi.org/10.1007/978-3-476-01199-2_16

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  • DOI: https://doi.org/10.1007/978-3-476-01199-2_16

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