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Kämpe und Gourmand der Revolution Zur Genussdoktrin in Heines »Deutschland. Ein Wintermärchen«

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Heine-Jahrbuch 2013
  • 276 Accesses

Zusammenfassung

Der Erzähler des »Wintermärchens« ist ein Gourmand. Wo immer er Station macht, isst er so gerne und viel, dass es scheint, er wolle seine Lehre, es gebe hienieden genügend Schönheit und Lust für alle Menschen, mit dem eigenen Tun beglaubigen. Dieses Bild wird jedoch dadurch getrübt, dass der Genuss, und zwar vor allem der Alkoholgenuss, des Erzählers offenbar dazu dient, jene Rausch- und Traumpassagen im Text vorzubereiten, in denen seine Genussdoktrin unter starker Betonung ihrer Gefahren ausgestreut wird. So ist es in Köln, wo der Erzähler dem Rheinwein zuspricht, bevor er durch die Stadt geht und die Eindrücke empfängt, die im Traum vom Liktor wiederkehren, der das glückenterbte Volk allzu unerbittlich in seine Rechte einsetzt, und so ist es in Hamburg, wo der Erzähler abermals Rheinwein trinkt, ehe er Hammonia begegnet, aus deren ererbtem Nachtstuhl von Karl dem Großen er die Schrecknisse jener Tage herausriecht, an denen das Werk des Liktors nicht nur im Traum verrichtet werden wird. Man wird also sagen können, dass sich die Genussdoktrin in einen — wenigstens scheinbaren — Widerspruch verwickelt. Hier steht die Lehre, nach der alle Menschen genießen können sollen, dort der exzessive Genuss des Erzählers, der zu jener traumhaften Wunscherfüllung führt, in der sich die Widerhaken seiner Lehre offenbaren.

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Referenzen

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Kruschwitz, H. (2013). Kämpe und Gourmand der Revolution Zur Genussdoktrin in Heines »Deutschland. Ein Wintermärchen«. In: Brenner-Wilczek, S. (eds) Heine-Jahrbuch 2013. J.B. Metzler, Stuttgart. https://doi.org/10.1007/978-3-476-01198-5_3

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  • DOI: https://doi.org/10.1007/978-3-476-01198-5_3

  • Publisher Name: J.B. Metzler, Stuttgart

  • Print ISBN: 978-3-476-02497-8

  • Online ISBN: 978-3-476-01198-5

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