Zusammenfassung
Ein besonderes Verdienst der Biographie von Peter Michalzik besteht darin, dass er gleich zu Beginn auf das schwierige Geschäft des Biographen hinweist, der sich oft mit Bruchstücken herumschlagen muss, mit unbeglaubigten Abschriften, konkurrierenden Deutungsansätzen, mit Leerstellen, die er mit Vermutungen auffüllt, mit Spekulationen, die unbefriedigend bleiben. Man könnte auch sagen: Der Autor reflektiert die hermeneutische Versuchung, Zusammenhänge zu konstruieren, wo der Textbefund keine oder keine eindeutigen hergibt. Als Beispiel für den unsicheren Boden, auf dem sich der Kleistbiograph bewegt, führt Michalzik den längsten Brief an, den Kleist geschrieben hat (S. 15f.): den Brief an Martini vom März 1799 (DKV IV, 19–35). Das Original ist verschollen, die Erstpublikation (1846 durch Eduard von Bülow) geht auf eine Abschrift des Martini-Schülers Albanus zurück, die aber ebenfalls nicht mehr existiert.2 Michalzik gibt zu bedenken, »wie wenig Kleist wir oft wirklich in Händen halten, wie dünn der Faden ist, der in die Vergangenheit reicht, und wie dünn somit das Eis ist, auf dem sich eine Biographie bewegt.« (S. 16) Es spricht für die Redlichkeit des Verfassers, diese Schwierigkeiten am Anfang zu reflektieren, denn an biographischen Spekulationen wird auch er sich beteiligen. Insofern handelt es sich um eine selbstkritische Reflexion, die manche der späteren einseitigen Statements relativiert.
Über: Peter Michalzik: Kleist. Dichter, Krieger, Seelensucher. Biographie. Berlin: Propyläen 2011, 560 S. Zitate aus diesem Buch werden mit Angabe der Seitenzahlen im fortlaufenden Text belegt.
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Anmerkungen
Näheres hierzu in den Buchbesprechungen von Klaus Müller-Salget in Zeitschrift für deutsche Philologie 130 (2011), S. 609–621.
7 Klaus Müller-Salget hat dieser Frage einen Aufsatz gewidmet, in dem er detailliert auf die Beziehungsstrukturen des Dramas eingeht. Vgl. Klaus Müller-Salget, ›Prinz Friedrich von Homburg‹. Ein »vaterländisches« Schauspiel »mit mancherlei Beziehungen«. In: Der Deutschunterricht 63 (2011), H. 1, S. 44–53.
Vgl. Klaus Müller-Salget, Henriette Vogel als Sterbende heilige Magdalena? Eine Klarstellung. In: KJb 2011, S. 163f.
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Pfeiffer, J. (2012). Krieg und Frieden. In: Blamberger, G., Breuer, I., de Bruyn, W., Müller-Salget, K. (eds) Kleist-Jahrbuch 2012. J.B. Metzler, Stuttgart. https://doi.org/10.1007/978-3-476-00814-5_31
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DOI: https://doi.org/10.1007/978-3-476-00814-5_31
Publisher Name: J.B. Metzler, Stuttgart
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