Zusammenfassung
Sehr geehrte Damen und Herren, lieber Herr Mosebach, liebe und heute zu ehrende Frau Lewitscharoff, was haben Sie sich wohl dabei gedacht, als Sie dem bekannten deutschen Philosophen Blumenberg einen Löwen ins Arbeitszimmer und in den Vorlesungssaal legten? Das fragt sich jeder Leser von der ersten Seite Ihres neuen Romans an und damit auch jeder Rezensent. Es gibt Spekulanten, die hinter dem Löwen die Autorin vermuten, aufgrund des verräterischen Lew in Lewitscharoff, und nebelzarte Empfehlungen von Blumenberg-Kennern, doch dessen gleichfalls bei Suhrkamp erschienenes Löwenbuch zur Aufklärung des Rätsels zu lesen. Die Lektüreanweisung wäre dann die einer ›Mise en abyme‹: Der Roman gibt ein Buch wieder, das sich selbst noch einmal enthält. Man kennt diese Technik auch von Werbeplakaten mit harmloseren Tieren wie ›La vache qui rit‹: eine lachende Milchkuh trägt Ohrringe, in denen eine lachende Milchkuh abgebildet ist, die wiederum Ohrringe trägt, in denen eine lachende Milchkuh abgebildet ist und so fort. Solche Spiegelungen und Wiederholungsschleifen betonen die Fiktionalität der Darstellung und die Kunst der Illusion. Die Konstruiertheit eines Bildes oder einer Geschichte wird damit gewissermaßen ausgestellt, die Grenze zwischen dem Erzählen und dem Erzählten ebenso deutlich wie die zwischen Literatur und Wirklichkeit, Schein und Sein. Als literarisches Verfahren wird die ›Mise en abyme‹ in den Vanitas-Darstellungen des 16. und 17.
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Blamberger, G. (2012). Philosophieren Heisst Sterben Lernen. In: Blamberger, G., Breuer, I., de Bruyn, W., Müller-Salget, K. (eds) Kleist-Jahrbuch 2012. J.B. Metzler, Stuttgart. https://doi.org/10.1007/978-3-476-00814-5_1
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DOI: https://doi.org/10.1007/978-3-476-00814-5_1
Publisher Name: J.B. Metzler, Stuttgart
Print ISBN: 978-3-476-02459-6
Online ISBN: 978-3-476-00814-5
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