Zusammenfassung
Renaissance, Humanismus, Reformation, Klassizismus, schließlich Barock — das sind noch nicht alle Bezeichnungen, mit denen man den Zeitraum zwischen dem Ausgang des Mittelalters und der Frühaufklärung begrifflich hat fassen wollen, sie alle benennen bestimmte charakteristische Eigentümlichkeiten, ob sie mehr das Gewicht auf die Aneignung der Antike, auf den Umbruch im religiösen Denken oder auf einen stilistischen Grundzug legen, doch keine umfaßt die gesamte Zeitspanne von drei Jahrhunderten. Dennoch berechtigen die einheitlichen Merkmale, die ihre Kultur ausgeprägt hat, dazu, sie als eine Gesamtheit historischer Tendenzen zu betrachten, die trotz aller unterschiedlichen Züge (etwa mehr klassizistischer oder mehr barocker Richtung) einen gemeinsamen Ursprung haben und in ihm einen gemeinsamen Nenner enthalten.
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Anmerkungen
Vgl. Hans-Heinrich Unger: Die Beziehungen zwischen Mimik Rhetorik im 16.–18. Jahrhundert. Hildesheim 1969.
Heinz-Otto Burger: Renaissance — Humanismus — Reformation. Deutsche Literatur im europäischen Kontext. Bad Homburg v. D. H., Berlin, Zürich 1969, S. 7.
Joachim Dyck: Athen umd Jerusal. Die Tradition der argumentativen Verknüpfung von Bibel und Poesie im 17. und 18. Jahrhundert. München 1977, S. 42.
Vgl. Jan Lindhardt: Rhetor, Poeta, Historicus. Studien über rhetorische Erkenntnis und Lebensanschauung im italienischen Renaissancehumanismus. Leiden 1979.
Coluccio Salutati: Brief an Pasquino de Capelli, Kanzler des Fürsten Graf von Virtù. Zit. n. Eugenio Garin: Geschichte und Dokumente der abendländischen Pädagogik. 3 Bde. Reinbek bei Hamburg 1966, Bd. 2, S. 128f.
Ernesto Grassi: Einleitung: Das humanistische rhetorische Philosophieren. G. Pontanos Theorie der Einheit von Dichtung, Rhetorik und Geschichte. In: Giovanni Pontano: Dialoge. Lat. u. dt. Übers. v. Hermann Kiefer, mit Vita u. Bibliographie v. Hanna-Barbara Gerl u. einer Einl. v. Ernesto Grassi. München 1984, S. 9.
Marcus Fabius Quintilianus: Ausbildung des Redners. Zwölf Bücher. De institutione oratoria. Lat. u. dt. Hg. u. übers. v. Helmuth Rahn. 2 Bde. Darmstadt 1972 u. 1975. 9, 3, 1, Bd. 2, S. 319.
Dieser Prozeß setzte nicht erst, wie Scholder meint, im 17. Jahrhundert ein; vgl. Klaus Scholder: Ursprünge und Probleme der Bibelkritik. Ein Beitrag zur Entstehung der historisch-kritischen Theologie. Habilitationsschrift Tübingen 1965.
Wilhelm Dilthey: Weltanschauung und Analyse des Menschen seit Renaissance und Reformatio. In: Gesammelte Schriften. Bd. 2. Stuttgart u. Göttingen 1957, S. 42.
Vgl. Walter Jens: Martin Luther. Prediger — Poet — Publizist. Zur Erinnerung an den Geburtstag des Reformators vor 500 Jahren. Vortrag gehalten am 14. November 1983 in der Patriotischen Gesellschaft Hamburg. Hamburg 1984.
Martin Luther: Tischrede. Werke. Kritische Gesamtausgabe. Weimar 1912. Nachdr. Weimar u. Graz 1967, Bd. 1, S. 192.
Eine Auffassung, die etwa Irmgard Weithase vertritt; vgl. Irmgard Weithase: Zur Geschichte der gesprochenen deutschen Sprache. 2 Bde. Tübingen 1961, Bd. 1, S. 80ff.
Martin Luther: Werke in neuer Auswahl für die Gegenwart. Luther Deutsch. Hg. v. Kurt Aland. Göttingen 31974. Ergänzungsband: Lutherlexikon, S. 392.
Heinrich Lausberg: Handbuch der literarischen Rhetori. Eine Grundlegung der Literaturwissenschaft. 2 Bde. 2., durch einen Nachtrag verm. Aufl. München 1973, Bd. 1, S. 457.
Vgl. dazu Ulrich Nembach: Predigt des Evangeliums. Luther als Prediger, Pädagoge und Rhetor. Neukirchen-Vluyn 1972, S. 130ff.
Martin Luther: Tischred. In: Die Werke Martin Luthers in neuer Auswahl für die Gegenwart. Luther Deutsch. Hg. v. Kurt Aland. Bd. 9. 3., völlig neu bearb. Aufl. Stuttgart 1960, Bd. 9, Nr. 346, S. 150.
Zur rhetorischen Praxis der einfältigen Rede bei Luther vgl. Birgit Stolt: Docere, delectare und movere bei Luther. Analysiert anhand der ›Predigt, daß man Kinder zur Schulen halten solle‹. In: Deutsche Vierteljahrsschrift für Literaturwissenschaft und Geistesgeschichte 44 (1970), S. 433–474.
Vgl. Klaus Dockhorn: Luthers Glaubensbegriff und die Rhetorik. Zu Gerhard Ebelings Buch »Einführung in theologische Sprachlehre«. In: Linguistica Biblica 21/22 (1973), S. 19–39, bes. S. 34f.
Vgl. hierzu und zu den folgenden Ausführungen: Wilhelm Maurer: Melanchthons Loci communes von 1521 als wissenschaftliche Programmschrift. In: Luther-Jahrbuch 27 (1960), S. 1–50 und Melanchthon-Studien. Güterlsloh 1964.
Thomas Müntzer: Auslegung des zweiten Kapitels Danielis des Propheten, gepredigt auf dem Schloß zu Allstedt vor den tätigen teuren Herzögen und Vorstehern zu Sachsen. In: Schriften und Briefe. Hg., eingel. u. kommentiert v. Gerhard Wehr. Frankfurt a.M. 1973, S. 98.
Konrad Celtis: Poeta laureatus. Ausgew., übers. u. eingel. v. Kurt Adel. Graz u. Wien 1960, S. 37f.
Collucio Salutati: Epistolario di Colluccio Saltuatati, a cura di Fr. Novati I–IV. Roma 1891–1911. III, 454. Zit. n. Lindhardt: Rhetor, Poeta, Historicus, S. 130.
Vgl. dazu etwa August Buck: Die Verteidigung der Poesie. Tübingen 1952.
Eduard Norden: Die antike Kunstpros. 2 Bde. Leipzig 31918 u. 1923. Neudr. Darmstadt 51958, Bd. 2, S. 899.
Wilhelm Dilthey: Die Funktion der Anthropologie in der Kultur des . und 17. Jahrhunderts. In: Gesammelte Schriften. Bd. 2. Stuttgart u. Göttingen 1957, S. 433.
Vgl. Klaus Dockhorn: Die Rhetorik als Quelle des vorromantischen Rationalismus in der Literatur- und Geistesgeschichte. In: Ders.: Macht und Wirkung der Rhetorik. Vier Aufsätze zur Ideengeschichte der Vormoderne. Bad Homburg v. d. H., Berlin, Zürich 1968, S. 46–96, bes. S. 81ff.
Vgl. Karl Borinski: Die Poetik der Renaissance und die Anfänge der literarischen Kritik in Deutschlan. Berlin 1886. Nachdr. Hildesheim 1967, S. 71.
Martin Opitz: Buch von der Deutschen Poeterey. In: Poetik des Barock. Hg. v. Marian Szyrocki. Reinbek bei Hamburg 1968, S. 15.
vgl. dazu auch Joachim Dyck: Ticht-Kunst. Deutsche Barockpoetik und rhetorische Tradition. 2. verb. Aufl. Bad Homburg v. d. H. 1969, S. 122–129.
Johann Klaj: Lobrede der Teutschen Poeterey. Nürnberg 1645, S. 6.
Hans-Georg Gadamer: Wahrheit und Methode. Grundzüge einer philosophischen Hermeneutik. Tübingen 31972, S. 18; Gadamer beschreibt hier exemplarisch die Auffassung des großen Nachfahren der Humanisten G. B. Vico.
Wilfried Barner: Barockrhetorik. Untersuchungen zu ihren geschichtlichen Grundlagen. Tübingen 1970, S. 372.
Baldesar Castiglione: Das Buch vom Hofmann. Übers. v. Fritz Baumgart. Bremen 1960, S. 136.
Schon der Humanist Friedrich Riederer stellt in seinem »Spiegel der waren Rhetoric« (Freiburg 1493, S. 202, 212) Bildung und Tugend gleichberechtigt neben die Auszeichnung des Adlig-Geborenseins; zum Grundsätzlichen vgl. Gert Ueding: Schillers Rhetorik, Idealistische Wirkungsästhetik und rhetorische Tradition. Tübingen 1971, S. 24.
Karl Otto Conrady: Lateinische Dichtungstradition und deutsche Lyrik des 17. Jahrhunderts. Bonn 1962, S. 48.
Vgl. Paul Böckmann: Formgeschichte der deutschen Dichtung. Bd. 1: Von der Sinnbildsprache zur Ausdruckssprache. Hamburg 21965, S. 343
sowie Ernst Robert Curtius: Europäische Literatur und lateinisches Mittelalter. Bern, München 61967, S. 79.
Eine ausführliche Darstellung des gesamten Komplexes findet sich bei Ludwig Fischer: Gebundene Rede. Dichtung und Rhetorik in der literarischen Theorie des Barock in Deutschland. Tübingen 1968, S. 106ff.
sowie bei Franz Quadlbauer: Die antike Theorie der genera dicendi im lateinischen Mittelalter. Wien 1962.
Eigene Übersetzung von: »Perfectus est orator, a potest parva summisse, mediocria moderate, magna graviter dicere.« In: Petrus Ramus: Scholae in liberales artes. Basel 1569. Nachdr. Hildesheim, New York 1970. Lib. II, Sp. 288.
Manfred Windfuhr: Die barocke Bildlichkeit und ihre Kritik. Stilhaltungen in der deutschen Literatur des 17. und 18. Jahrhunderts. Stuttgart 1966, S. 128.
vgl. dazu Eric A. Blackall: Die Entwicklung des Deutschen zur Literatursprache 1700–1775. Stuttgart 1966, S. 110ff.
Christian Weise: Politische Nachricht von Sorgfältigen Briefen / Wie man sich in odieusen und favorablen Dingen einer klugen Behutsamkeit gebrauchen / und Bey Oratorischen oder Epistolischen Regeln die politischen Exceptiones geschickt anbringen soll […]. Dreßden und Leipzig 1701, S. 149.
Vgl. dazu etwa Martin Christoph Mühlemann: Fischarts »Geschichtsklitterung« als manieristisches Kunstwerk. Bern, Frankfurt a.M. 1972, S. 97f.
Vgl. Gustav René Hocke: Manierismus in der Literatur. Reinbek bei Hamburg 1959, S. 253, passim;
Arnold Hauser: Der Manierismus. Die Krise der Renaissance und der Ursprung der modernen Kunst. München 1964, S. 287ff.
Vgl. z.B. Hedwig Geibel: Der Einfluß Marinos auf Christian Hofmann von Hofmannswaldau. Gießen 1938. Das Buch ist allerdings revisionsbedürftig.
Hugo Friedrich: Epochen der italienischen Lyrik. Frankfurt a.M. 1964, S. 533.
Justus Georg Schottel: Ausführliche Arbeit von der Teutschen Haubt-Sprache […]. Abgetheilet in 5 Bücher. Braunschweig 1663. I, S. 27ff.
Dante Alighieri: Über das Dichten in der Muttersprache. Übers. v. F. Dornseiff u. J. Balogh. Nachdr. d. Ausg. v. 1925. Darmstadt 1966, S. 44.
Johann Christoph Adelung: Umständliches Lehrgebäude der Deutschen Sprache zur Erläuterung der Deutschen Sprachlehre für Schulen. 2 Bde. Leipzig 1782. Nachdr. Hildesheim, New York 1971.
Vgl. dazu Elke Haas: Rhetorik und Hochsprache. Über die Wirksamkeit der Rhetorik bei der Entstehung der deutschen Hochsprache im 17. und 18. Jahrhundert. Frankfurt a.M., Bern, Cirencester/U.K. 1980.
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Ueding, G., Steinbrink, B. (2011). Studia humanitatis und Barockstil — Die Rhetorik vom 15. bis zum 17. Jahrhundert. In: Grundriß der Rhetorik. J.B. Metzler, Stuttgart. https://doi.org/10.1007/978-3-476-00726-1_4
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