Zusammenfassung
Carl Herloßsohn scheint fast völlig in den Orkus der Vergessenheit gefallen zu sein, obwohl er eine sichtbare Figur des Vormärz und ein in seiner Zeit durchaus populärer Schriftsteller gewesen ist. Er galt als der »Einflussreichste in dieser Gruppe politischer Lyriker [in Leipzig] […]. Er popularisierte auch die revolutionären Tradition der tschechischen Geschichte und wurde bezeichnenderweise von den tschechischen Demokraten sehr geschätzt.«1 Noch am Anfang des 20. Jahrhunderts wurde nicht nur festgestellt, dass seine Werke »[u]nter allen deutschböhmischen Dichtern des Vormärz […] in der Lesewelt die weiteste Verbreitung gefunden« hatten, sondern dass sie noch immer gelesen und neu gedruckt würden.2 Literaturgeschichtlich aber ist er schon 1862 abgeschrieben worden:
Herloßsohn’s literarische Thätigkeit wird, obgleich er zu den gelesensten Schriftstellern seiner Zeit gehört, und noch zur Zeit die čechischen […] Uebersetzungen seiner Romane in Böhmen eine Lieblingslecture bilden, in einer Geschichte der Literatur wenig Nachsicht finden.3
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Anmerkungen
Hans-Georg Werner: Geschichte des politischen Gedichts in Deutschland von 1815 bis 1840. Berlin 1969, S. 293 ff.
Julius Reinwärth: Karl Herloßsohns Leben. — In: Deutsche Arbeit 7 (1907–1907), S. 346.
Constant von Wurzbach: Biographisches Lexikon des Kaiserthums Oesterreich. Bd. 8. Wien 1862, S. 373.
Dieter Martin: Woyzeck vor Büchner. Karl Herloßsohns unbekannte poetische Verarbeitung des historischen Falls. — In: Jahrbuch der Deutschen Schillergesellschaft 44 (2000), S. 118–135, hier S. 135.
Dieter Sudhoff: Carl Herloßsohn (1802–1849). — In: Corvey Journal 2, Nr. 4 (1990), S. 11–17, hier S. 12.
Vgl. dazu ausführlich H. H. Houben: Jungdeutscher Sturm und Drang. Ergebnisse und Studien. Leipzig 1911, S. 322ff.
Carl Herloßsohn: Meine Auswanderung aus Oesterreich. — In: Die Grenzboten 4 (1845), Nr. 3, S. 49–49, hier S. 49 f. Der Aufsatz ist ein Versuch, diese Kümmernis von der humoristischen Seite darzustellen.
Alfred Meißner: Geschichte meines Lebens. Wien, Teschen 1884. Bd. 1, S. 158.
Vgl. Karl Glossy: Literarische Geheimberichte aus dem Vormärz. — In: Jahrbuch der Grillparzer-Gesellschaft 21 (1912), S. 67–68.
Carl Herloßsohn: Der letzte Taborit oder Böhmen im fünfzehnten Jahrhundert. Historisch-romantisches Gemälde. Tabor 1850.
Erich Kleinschmidt: Revolutionäre Spiegelungen. Zu Moritz Hartmanns Reimchronik des Pfaffen Maurizius. — In: Literatur und Politik in der Heinezeit. Hrsg. von Hartmut Kircher und Maria Klahska. Köln, Weimar, Wien 1998, S. 187. Ein Indiz für die relative Langlebigkeit der 1848 erschienenen Reimchronik ist die Tatsache, dass sie von dem österreichischen Soldaten Wild in Karl Emil Franzos’ Roman »Der Pojaz« (in den neunziger Jahren geschrieben, 1905 posthum gedruckt) gelesen wird. Vgl. ebd. S. 186f, Anm. 7.
Meißner: Geschichte meines Lebens [Anm. 9], Bd. 1, S. 56. Hartmanns jüdische Identität scheint tatsächlich schwach ausgeprägt gewesen zu sein. Er hat fast nichts über Juden geschrieben. Vgl. Margarita Pazi: Berthold Auerbach and Moritz Hartmann. Two Jewish Writers of the Nineteenth Century. — In: Leo Baeck Institute Year Book 18 (1973), S. 214.
Wolfgang Häusler: Alfred Meißner (1822–1885). Ein österreichischer Dichter zwischen Revolution und Reaktion. — In: Jahrbuch des Instituts für deutsche Geschichte 9 (1980), S. 144.
Vgl. Hubert Lengauer: Ästhetik und liberale Opposition. Zur Rollenproblematik des Schriftstellers in der österreichischen Literatur um 1848. Köln, Wien 1989, S. 119.
Alfred Meißner: Gedichte. Zweite stark vermehrte Aufl. Leipzig 1846, S. 234, 236 (»An Moritz«).
Vgl. Otto Wittner: Alfred Meißner. — In: Ders.: Österreichische Porträts und Charaktere. Wien 1906, S. 184.
Vgl. Rudolf Humborg: Alfred Meißner. Eine literaturhistorische Studie. Diss. München. Erfurt 1911, S. 49, Anm. 1.
Vgl. Moritz Hartmann: Kelch und Schwert. Dichtungen. Leipzig 1845, S. 217f. mit ders.: Gesammelte Werke. Hrsg. von Ludwig Bamberger und Wilhelm Vollmer. Stuttgart 1874. Bd. 1.
Hartmann an Meißner, Januar 1845, ebd., S. 324. Allerdings musste Hartmann eine zusätzliche Seite hinzufügen, um das Buch über die Zwanzig-Bogen-Grenze zu bringen. Vgl. Eoin Bourke: Moritz Hartmann’s Bohemia. — In: Jahrbuch des Forum Vormärz Forschung 9 (2003), S. 360. Der Zensor Seidl, der die Zensur »mit großer Milde bis 1848 verwaltete«, bedauerte trotzdem die Verschwendung des dichterischen Talents auf politische Themen, »um Aufmerksamkeit zu erregen.« Rietra [Anm. 24], S. 441, Anm. 57.
Vgl. Arne Noväk: Czech Literature. Übers, von Peter Kussi. Ann Arbor 1976, S. 148. Alois Hofman: Die Prager Zeitschrift »Ost und West«. Ein Beitrag zur Geschichte der deutsch-slawischen Verständigung im Vormärz. Berlin 1957, S. 113, 35.
[Jan Erazim Wocel]: Die Slaven und ihr Verhältnis zu Deutschland. — In: Allgemeine Zeitung, Beilage Nr. 73, 14. März 1841, S. 578. Die meisten Aufsätze sind, wie üblich in der »Allgemeinen Zeitung«, nicht unterzeichnet, werden aber Vocel zugeschrieben. Vgl. Jiří Kořalka: Jan Hus und die Hussiten in der europäischen Wissenschaft und Kultur um die Mitte des 19. Jahrhunderts. — In: Österreichische Osthefte 27 (1985), S. 29. Ein Aufsatz betitelt »Die Czechophobie«, der die Parität von Tschechisch und Deutsch in Böhmen bestätigt und verteidigt, ist mit »J. E. W.« unterzeichnet. Vgl. Allgemeine Zeitung, Beilage Nr. 236, 23. August 1844, S. 1881–1883.
Karl Marx und Friedrich Engels: Über Kunst und Literatur. Bd. 2. Berlin 1968. S. 181.
Halvdan Koht: Henrik Ibsen. Eit diktarliv. Neue Ausgabe. Oslo 1954. Bd. 2, S. 134. Vgl. auch Kohts Einleitung in
Henrik Ibsen: Samlede Verker. Hundreârsutgave. Bd. 9. Oslo 1932, S. 190. Für den Hinweis danke ich meinem verehrten Kollegen Professor George C. Schoolfield.
Vgl. Lengauer [Anm. 29], S. 196; vgl. auch Häusler: Alfred Meißner [Anm. 28], S. 169f. und Alfred Meißner: Revolutionäre Studien aus Paris (1849). Frankfurt a.M. 1849, Bd. 2, S. 4f.
Emil Söffe: Erinnerungen an Alfred Meißner. — In: Deutsche Arbeit 5 (1906), S. 230.
Robert Byr (d. i. Karl von Bayer): Vorrede. — In: Alfred Meißner: Mosaik. Eine Nachlese zu den gesammelten Werken. Berlin 1886. Bd. I, S. VII.
P. W. Heinrich: »Für« und »Wider« Alfred Meißner. Berlin 1890. S. [5].
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Sammons, J.L. (2010). Jan Žižka als heikles Vormärzthema Teil II Beobachtungen zu Carl Herloßsohn, Moritz Hartmann und Alfred Meißner. In: Brenner-Wilczek, S. (eds) Heine-Jahrbuch 2010. J.B. Metzler, Stuttgart. https://doi.org/10.1007/978-3-476-00578-6_10
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DOI: https://doi.org/10.1007/978-3-476-00578-6_10
Publisher Name: J.B. Metzler, Stuttgart
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Online ISBN: 978-3-476-00578-6
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