Zusammenfassung
wie Kleists Hände ausgesehen haben mögen, fragt Robert Walser. Seine Hände, mit denen er geschrieben und Freunde begrüßt hat. Kein Porträt zeigt sie. Walser möchte das Unberührbare berühren und rührt uns damit. Ein weiteres Berührstück haben sie eben gehört, den Briefwechsel zweier Liebender: Mein Heinrich, mein Tasso, meine Seele, meine Nerven — Mein Jettchen, meine Eingeweide, mein Schutzengel … Kleist und Henriette Vogel treiben es ziemlich bunt mit ihrer Liste von Kosenamen, die im Prinzip unendlich verlängerbar ist. Um den Übertritt ins Unbegrenzte geht es ihnen allerdings in diesem Augenblick, kurz vor ihrem gemeinsamen Tod am Wannsee am 21. November 1811. Von letzten Worten erwartet man jedoch Wahrheit, keine Dichtung, kein galantes Masken- und Zitatenspiel wie hier. Gut, die Ausgangsfrage scheint ernsthaft wie in jedem Liebesbrief: Wie erkenne ich Dich, wie nenne ich Dich, was ist der rechte Name, der Eigenname, der das besondere, unvergleichliche Wesen des Anderen bezeichnet, aber dann führen Kleist und Henriette diese Frage durch die Erfindung immer neuer Namen ad absurdum. Der andere ist unverfügbar, heißt das, und gerade in der Respektierung dieser Grenze ereignet sich Wahrheit, schlägt die Galanterie in authentische Herzenssprache um, wird aus Ferne Nähe.
Meine sehr verehrten Damen und Herren, liebe Mitglieder und Freunde der Heinrich-von-Kleist-Gesellschaft, sehr verehrte Frau Ministerin Schavan, sehr verehrte Frau Schoeller, lieber Herr Beil, lieber Herr Esterházy, lieber und heute zu ehrender Herr Stadler,
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Blamberger, G. (2010). »Denn es geht dem Menschen wie dem Vieh …«. In: Blamberger, G., Breuer, I., Müller-Salget, K. (eds) Kleist-Jahrbuch 2010. J.B. Metzler, Stuttgart. https://doi.org/10.1007/978-3-476-00563-2_1
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