Zusammenfassung
(1) Die Juli-Revolution beseitigt zwar die Restauration in Frankreich, doch bewirkt sie darüber hinaus nur in sehr geringem Umfang gesellschaftliche Veränderungen — und naturgemäß noch weniger in den damaligen deutschen Staaten. Gleichwohl ist die auf sie folgende Epoche des »Vormärz« auch in Deutschland durch einen signifikanten Wandel des Bewußtseins geprägt. Er entspringt sicherlich nicht allein dieser politischen Wurzel — der Hoffnung oder auch der Befürchtung, daß auch in Deutschland die Tage der Restauration gezählt seien —, sondern mehr noch dem sozialen Wandel in Folge der zwar erst geringfügigen, aber doch fortschreitenden Industrialisierung. Ihm korrespondiert ein Wandel auch auf geistigem Gebiet, und dieser wird zusätzlich durch einen Generationsbruch verstärkt: Mit dem Ableben Hegels (1831), Goethes (1832), Schleiermachers (1834) und Wilhelm v. Humboldts (1835) tritt innerhalb weniger Jahre eine Generation ab, in der sich für eine lange Periode der »Geist der Zeiten« ausgesprochen hat. Mit dem Ableben der Repräsentanten dieses Geistes endet die Zeit der Klassischen Deutschen Philosophie und zugleich — wie Heinrich Heine unmittelbar und nun nicht ohne Bedenklichkeit konstatiert — die »goethesche Kunstperiode« (s. 437).
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Literatur
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Jaeschke, W. (2010). Schule. In: Hegel-Handbuch. J.B. Metzler, Stuttgart. https://doi.org/10.1007/978-3-476-00502-1_3
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