Zusammenfassung
Affekte, Leidenschaften und Gefühle erfreuen sich seit einiger Zeit besonderer Aufmerksamkeit in den Kulturwissenschaften. Konsens dieser Forschungen ist die Annahme, dass Gefühle sozial konstruiert sind und daher historischen und kulturspezifischen Veränderungen unterliegen.1 Ein Ergebnis dieser Studien lautet, dass die traditionell mit der antiken Rhetorik verbundenen Affekte im Laufe des 18. Jahrhunderts an Bedeutung verlieren, während die Auseinandersetzung mit den Gefühlen zunimmt. Als eigenständiger Begriff ist ›Gefühl‹ seit Ende des 17. Jahrhunderts nachweisbar.2 Es wird im Laufe des 18. Jahrhunderts als moralisches und ästhetisches Gefühl genauer reflektiert und von den Affekten abgegrenzt.3
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Notizen
Vgl. Emotionalität. Zur Geschichte der Gefühle, hg. von Claudia Benthien, Anne Fleig, Ingrid Kasten, Köln, Weimar, Wien 2000; Simone Winko, Kodierte Gefühle. Zu einer Poetik der Emotionen in lyrischen und poetologischen Texten um 1900, Berlin 2003;
Pathos, Affekt, Gefühl. Die Emotionen in den Künsten, hg. von Klaus Herding und Bernhard Stumpfhaus, Berlin, New York 2004;
Doris Kolesch, Theater der Emotionen. Ästhetik und Politik zur Zeit Ludwigs XIV., Frankfurt a.M., New York 2006;
Hilge Landweer, Gefühle: Struktur und Funktion, Berlin 2007.
Vgl. Ursula Franke, Spielarten der Emotionen. Versuch einer Begriffsklärung im Blick auf Diskurse der Ästhetik. In: Pathos, Affekt, Gefühl. Die Emotionen in den Künsten, hg. von Klaus Herding und Bernhard Stumpfhaus, Berlin, New York 2004, S. 165–188, hier S. 167.
Zu Kant vgl. Birgit Recki, Wie fühlt man sich als vernünftiges Wesen? Immanuel Kant über ästhetische und moralische Gefühle. In: Pathos, Affekt, Gefühl. Die Emotionen in den Künsten, hg. von Klaus Herding und Bernhard Stumpfhaus, Berlin, New York 2004, S. 274–294.
Vgl. zum historischen Wandel von Vertrauen Ute Frevert, Vertrauen. Historische Annäherungen an eine Gefühlshaltung. In: Emotionalität. Zur Geschichte der Gefühle, hg. von Claudia Benthien, Anne Fleig, Ingrid Kasten, Köln, Weimar, Wien 2000, S. 178–197;
Politisches Vertrauen. Soziale Grundlagen reflexiver Kooperation, hg. von Rainer Schmalz-Bruns und Reinhard Zintl, Baden-Baden 2002; Vertrauen. Historische Annäherungen, hg. von Ute Frevert, Göttingen 2003; Jan Philipp Reemtsma, Vertrauen und Gewalt. Versuch über eine besondere Konstellation der Moderne, Hamburg 2008.
Mit der Unterscheidung dieser beiden Ebenen folge ich Simone Winko, die die inhaltliche Seite der Untersuchung von Gefühlsäußerungen und die Frage nach ihrer spezifischen literarischen Präsentation trennt. Vgl. Winko, Kodierte Gefühle (wie Anm. 1), S. 55f. Vgl. auch Klaus Herding, Emotionsforschung heute—eine produktive Paradoxie. In: Pathos, Affekt, Gefühl. Die Emotionen in den Künsten, hg. von dems. und Bernhard Stumpfhaus, Berlin, New York 2004, S. 3–46, hier S. 17.
Vgl. Peter Niesen, Vertrauen — eine Kantische Sicht. In: Politisches Vertrauen. Soziale Grundlagen reflexiver Kooperation, hg. von Rainer Schmalz-Bruns und Reinhard Zintl, Baden Baden 2002, S. 99–123, hier S. 99.
Vgl. Gerhard Fricke, Gefühl und Schicksal bei Heinrich von Kleist, Darmstadt 1979 (zuerst Berlin 1929); Pieter Fokko Smith, Das Vertrauen in Heinrich von Kleists Briefen und Werken, Amsterdam 1949.
Hermann J. Weigand, Das Vertrauen als Zentralbegriff in Heinrich von Kleists Dramatik. In: Ders., Fährten und Funde. Aufsätze zur deutschen Literatur, hg. von A. Leslie Willson, Bern, München 1967, S. 72–84, hier S. 73.
Zu Kant vgl. Niesen, Vertrauen — eine Kantische Sicht (wie Anm. 21), S. 112. Auch Schiller stellt das Vertrauen vor allem in den Kontext der Freundschaft. Diesem Zusammenhang werde ich an anderer Stelle weiter nachgehen. Zum Vertrauen bei Schiller vgl. Wilhelm Haumann, Schiller, das Vertrauen und die Gemeinschaft der Freien. In: Jahrbuch der deutschen Schillergesellschaft 50 (2006), S. 212–233.
Vgl. Klaus Müller-Salget, Heinrich von Kleist, Stuttgart 2002, S. 144.
Vgl. Ulrike Prokop, Misstrauen und Wahrheitsbeweis in dem Trauerspiel ›Die Familie Schroffenstein‹. In: Heinrich von Kleist, hg. von Ortrud Gutjahr, Würzburg 2008 (Freiburger literaturpsychologische Gespräche. Jahrbuch für Literatur und Psychoanalyse; 27), S. 67–93, hier S. 76. Ulrike Prokop hat auf die politische Bedeutung des Stücks in Hinblick auf ethnisch motivierte Gewalt hingewiesen. Die ›Familie Schroffenstein‹ ist auch ein interessantes Beispiel für den von Reemtsma postulierten Zusammenhang von Vertrauen und Gewalt.
Gleichzeitig verweist das Wasser auch auf die Verwandlung durch die Taufe und das Abendmahl. Es nimmt symbolisch den Racheschwur auf die Hostie zurück. Die Liebenden etablieren damit ein eigenes Deutungssystem. Vgl. Bernhard Greiner, Kleists Dramen und Erzählungen, Tübingen, Basel 2002, S.59.
Vgl. Michael Neumann, Genius malignus Jupiter oder Alkmenes Descartes-Krise. In: KJb 1994, S. 141–155, hier S. 146.
Vgl. Peter Szondi, Amphitryon. Kleists Lustspiel nach Molière. In: Euphorion 55 (1961), S. 249–259, hier S. 257f.
Vgl. Hinrich C. Seeba, Der Sündenfall des Verdachts. Identitätskrise und Sprachkrise in Kleists ›Familie Schroffenstein‹. In: DVjs 44 (1970), S. 64–100, hier S. 79.
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Fleig, A. (2009). Das Gefühl des Vertrauens in Kleists Dramen ›Die Familie Schroffenstein‹, ›Der zerbrochne Krug‹ und ›Amphitryon‹. In: Blamberger, G., Breuer, I., Doering, S., Müller-Salget, K. (eds) Kleist-Jahrbuch 2008/09. J.B. Metzler, Stuttgart. https://doi.org/10.1007/978-3-476-00361-4_12
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Publisher Name: J.B. Metzler, Stuttgart
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