Zusammenfassung
Geschehenlassen. Berlin-Ost, Ende der sechziger Jahre: Celibidache kommt zur Staatskapelle, um über die Mauer hinweg zu demonstrieren, wo und wer die wahre Musik spielt. Er genießt, daß die Musiker, ein paar unterbeschäftigte Blechbläser ausgenommen, an seinen Lippen hängen und hält sich lange beim Lever du jour in Ravels zweiter Daphnis-Suite auf, ohne um genaue Koordinationen, etwa der murmelnden Flöten und der Harfe, besorgt zu sein. Noch mehr genießt er, daß er unterbrechen und neu anfangen kann, zögert den ersten Auftakt lang hinaus, probiert die Anfänglichkeit der Musik mehr als sie selbst; er will ihrem Beginn alle Absichtlichkeit des Jetzt-geht’s-los nehmen, sie soll von selbst kommen — so, wie der Pfeil eines Zen-Mönchs sich vom Bogen löst. »Woher soll ich wissen, wann?«, hatte er einmal einen Musiker angeblafft, als der ihn bat, das Pizzikato im fünften Takt des Andante moderato in Brahms’ Vierter Sinfonie deutlich anzugeben — die Klarinetten sollen es herbeiholen.
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Gülke, P. (2006). Momentaufnahmen. In: Auftakte — Nachspiele. J.B. Metzler, Stuttgart. https://doi.org/10.1007/978-3-476-00165-8_25
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DOI: https://doi.org/10.1007/978-3-476-00165-8_25
Publisher Name: J.B. Metzler, Stuttgart
Print ISBN: 978-3-476-02122-9
Online ISBN: 978-3-476-00165-8
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