Zusammenfassung
»Klang« als Leitthema eines Symposions ist eine gefährliche Wahl, erst recht, wenn das Symposion dem Jubiläum eines oftmals »Wunderharfe« genannten Orchesters gewidmet ist; wir machen uns verdächtig, lediglich zu Preisgesängen und Festreden zusammengekommen zu sein. Die Sächsische Staatskapelle bedarf dessen nicht, es wäre ihrer nicht würdig, die schönsten Feste richtet sie sich selbst aus. Der Musizieranspruch, der ihre Klangkultur trägt, ist zu reich gefächert, als daß die notorische Rede vom schönen Klang nicht schnell als billiger Konsens verdächtig würde. Vor allem diese Fächerung meint Igor Markevitchs Auskunft, er habe nie wieder ein Orchester so farbenreich, so sehr in kleinsten Facetten nuancierend spielen gehört wie die Dresdner unter Fritz Busch zu Beginn der dreißiger Jahre; und Herbert von Karajan wird bei der enigmatischen, vielzitierten Metapher »Klang wie Altgold« gewußt haben, was er da ansprach und inwiefern angesichts der Vorstellung warm leuchtenden Goldes der Einwand töricht ist, daß niemand wisse, wie Altgold klingt. Wir sollten uns vor Augen halten, daß die Rede vom »schönen Klang« als billige, zustimmungssichere Pauschalierung genauso naheliegt wie die von der spieltechnischen Virtuosität amerikanischer Orchester.
Access this chapter
Tax calculation will be finalised at checkout
Purchases are for personal use only
Preview
Unable to display preview. Download preview PDF.
Rights and permissions
Copyright information
© 2006 Springer-Verlag GmbH Deutschland
About this chapter
Cite this chapter
Gülke, P. (2006). Klang als theoretischer Gegenstand — Irritationen und Weiterungen. In: Auftakte — Nachspiele. J.B. Metzler, Stuttgart. https://doi.org/10.1007/978-3-476-00165-8_24
Download citation
DOI: https://doi.org/10.1007/978-3-476-00165-8_24
Publisher Name: J.B. Metzler, Stuttgart
Print ISBN: 978-3-476-02122-9
Online ISBN: 978-3-476-00165-8
eBook Packages: J.B. Metzler Humanities (German Language)