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»Dem Gotte meiner Wahl« Heine und das Christentum

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Zusammenfassung

Heines Verhältnis zum Christentum steht unter einem negativen Vorzeichen. Spätestens seit 1836, als einige seiner Schriften auf den Index der verbotenen Bücher der katholischen Kirche gesetzt wurden, scheint dieses Verhältnis für immer zerrüttet. In dem vom Papst approbierten Dekret, das zum Verbot von Heines »De l’Allemagne«, »De la France« und »Tableaux de Voyage« führte, heißt es bezeichnend:

Alle [diese Werke Heines; Erg. d. Verf.] strotzen vor religionsfeindlichen und gotdosen Grundsätzen; und in allen wird das Christentum verspottet, die katholische Religion diskreditiert; in allen triumphiert der Deismus; in allen findet man Stellen, die gegen die guten Sitten verstoßen; schließlich trachten alle danach, die Regierungen in Verruf zu bringen und die Völker zur Revolution aufzustacheln und diese als Anbruch der allgemeinen Befreiung auszugeben. Die Hl. Kongregation hat befunden, daß alle drei das Verbot unbedingt verdienen, denn alle drei Werke sind voller Irrtümer, Gotteslästerungen, Unanständigkeiten und Grundsätze, die den Umsturz der sozialen Ordnung beabsichtigen.1

Die Weichen für einen unversöhnlichen Konflikt scheinen damit gestellt. Doch wer Heine auf die Formel›Todfeind des Christentums, gottloser Ketzer, Lästerer Christi‹ bringt, erliegt einem primitiven Irrtum. Tatsächlich ist Heines Verhältnis zum Christentum, zumal zu seinem Stifter, viel komplizierter und vielschichtiger als allgemein bekannt ist. Deshalb ist dieser Beitrag dem Versuch gewidmet, der Komplexität dieser schwierigen Wechselbeziehung gerecht zu werden, indem er sie auf ihre verschiedenen Adaptionsphasen hin untersucht. In drei gesonderten Schritten möchte er zeigen,

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Anmerkungen

  1. Relation über die Sitzung der Kongregation an den Papst vom 22. September 1836 (Übersetzung) . Zitiert nach Hubert Wolf/Wolfgang Schopf u.a. (Hrsg.): Die Macht der Zensur. Heinrich Heine auf dem Index. Düsseldorf 1998, S. 179.

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  2. Vgl. Christian Liedtke: Heinrich Heine. 2. Aufl. Reinbek bei Hamburg 1997, S. 56.

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  3. Vgl. Paul Peters (Hrsg.): Heinrich Heine. Prinzessin Sabbat. Über Juden und Judentum, Bodenheim 1997, S. 7.

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  4. Vgl. Ludwig Rosenthal: Heinrich Heine als Jude. Frankfurt a. M./Berlin/Wien 1973, S. 219 ff.

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  5. Vgl. Jan-Christoph Hauschild/Michael Werner: »Der Zweck des Lebens ist das Leben selbst«. Heinrich Heine. Eine Biographie, Köln 1997, S. 72; 74.

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  6. Vgl. Karl-Josef Kuschel: »Vielleicht hält Gott sich einige Dichter…«. Literarisch-theologische Porträts. Mainz 1991, S. 43.

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  7. Dolf Sternberger: Heinrich Heine und die Abschaffung der Sünde [= Dolf Sternberger Schriften XII], Frankfurt a. M./Leipzig 1996, S. 334.

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  8. Friedrich Nietzsche: Sämtliche Werke. Kritische Studienausgabe in 15 Bänden. Hrsg. v. Giorgio Colli und Mazzino Montinari. München 1999. Bd. V, S. 114.

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  9. Vgl. Olaf Hildebrand: Emanzipation und Versöhnung. Aspekte des Sensualismus im Werk Heinrich Heines unter besonderer Berücksichtigung der »Reisebilder« [= Studien zur deutschen Literatur, hrsg. von Wilfried Barner u.a., Bd. 160], Tübingen 2001, S. 2f. Auch wenn Hildebrands Studie nicht den Anspruch erhebt, alle Aspekte von Heines Sensualismus erfasst zu haben, liefert sie ein umfassendes, alle Werkphasen berücksichtigendes Bild von Heines sensualistischem Engagement. Sie schließt damit eine wichtige Lücke der Heine-Forschung, indem sie überzeugend nachweist, dass — unabhängig von der späteren Beeinflussung des Dichters durch den Saint-Simonismus — bereits Heines Frühwerk im Zeichen des Sensualismus steht und auch die Leidenszeit in der Matratzengruft, die allgemein als eine tiefe Zäsur im Werk des hellenistischen Diesseitspoeten interpretiert wird, der Kontinuität seiner sinnlichen Argumentationsweise keinen Abbruch tut.

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  10. Vgl. Bernd Wetzel: Das Motiv des Essens und seine Bedeutung für das Werk Heinrich Heines. Diss. München 1972, S. 5.

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  11. Vgl. Jochen Hörisch: Brot und Wein. Frankfurt a. M. 1992, S. 16.

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  12. Vgl. Beate Wirth-Ortmann: Heinrich Heines Christusbild. Grundzüge seines religiösen Selbstverständnisses. Paderborn u.a. 1995.

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Bartscherer, C. (2005). »Dem Gotte meiner Wahl« Heine und das Christentum. In: Kruse, J.A. (eds) Heine-Jahrbuch 2005. J.B. Metzler, Stuttgart. https://doi.org/10.1007/978-3-476-00154-2_6

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  • DOI: https://doi.org/10.1007/978-3-476-00154-2_6

  • Publisher Name: J.B. Metzler, Stuttgart

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