Zusammenfassung
»Alle Menschen streben von Natur aus nach Wissen«. Mit diesem Satz beginnt Aristoteles seine Untersuchungen, die später den Titel Metaphysik bekommen werden; und nach einigen Erörterungen über Praxis, Empirie, kunstvolles (methodisches) Verfahren und Theorie nennt er als die höchste Form des Wissens »die Wissenschaft von gewissen Ursachen und Prinzipien.«1 Dies ist die erste und konstitutive Bereichsdefinition der Philosophie. Jedes Wissen aber steht wie jedes Handeln im Dienste eines Ziels, das wir erstreben, das heißt eines Guts, das wir verwirklichen (herstellen, erreichen, besitzen) wollen.2 Die Erkenntnis der Ursachen und Prinzipien leitet uns zum richtigen Handeln an und entspringt der Praxis über die Erfahrung und die Kunstfertigkeit als Zwischenstufen, die zur Einsicht in das Allgemeine hinführen3. Das Allgemeine erkennen wir aber nur in der Theorie, weil alle Praxis nur das jeweils Einzelne erfaßt, auf das das Tun sich richtet4. Daraus ergibt sich die Rangordnung des Wissens: »Daher gilt der Erfahrene für weiser als der, welcher irgendeine Sinneswahrnehmung besitzt, der Künsder als weiser als der Erfahrene, und wieder der leitende Künsder vor dem Handwerker, die theoretischen Wissenschaften aber vor den hervorbringenden.«5
Notizen
Bruno von Freytag-Löringhoff, Logik, Stuttgart 1955, S. 15 ff.
Immanuel Kant, Versuch den Begriff der negativen Größen in die Webweisheit einzuführen, Königsberg 1763, S. 5.
siehe Artikel Repugnamz in Joachim Ritter und Karlfried Gründer (Hrsg.), Historisches Wörterbuch der Philosophie, Band 8, Basel und Darmstadt 1992
Vgl. Hans Heinz Holz, Einheit und Widerspruch. Problemgeschichte der Dialektik in der Neuzeit, Stuttgart und Weimar 1997 f., Band I, S. 381 ff.
Siehe Margarita von Brentano, »Zum Problem der ›Ersten Philosophie‹ bei Aristoteles«, in: Helmut Fahrenbach (Hrsg.), Wirklichkeit und Reflexion, Walter Schulz zum 60. Geburtstag, Pfullingen 1973, S. 37 ff
Todor I. Oiserman, Die philosophischen Grundrichtungen, Berlin 1976
Maurice Cornforth, Materialism and the Dialectical Method, London 1952 u. ö.
A. P. Scheptulin, Marxistisch-leninistische Philosophie (russisch), Moskau 1970
Siehe zum Beispiel Nicolai Hartmann, Zum Problem der Realitätsgegebenheit, Berlin 1931
Wilhelm Dilthey, »Beiträge zur Lösung der Frage vom Ursprung unseres Glaubens an die Realität der Außenwelt«, in: Schriften, Band 5, Berlin 1924, S. 90 ff.
Ernst Bloch, Das Materialismusproblem, in: Gesamtausgabe Band 7, Frankfurt am Main 1972, S. 16
vgl. Hans Heinz Holz, Logos spermatikos. Ernst Blochs Philosophie der unfertigen Welt, Darmstadt und Neuwied 1975, S. 120 ff.
Friedrich Albert Lange, Geschichte des Materialismus, neu hrsg. von Alfred Schmidt, Frankfurt am Main 1974
vgl. dazu Hans Heinz Holz, »Materialismus von Lange zu Lenin«, in: Topos 11, Bielefeld 1998, S. 27 ff
Ludwig Feuerbach, Grundsätze der Philosophie der Zukunft, § 25, in: Gesammelte Werke, Band 9, Berlin 1970, S. 303.
Vgl. dazu auch Andreas Hüllinghorst, »Hegel — Feuerbach — Marx. Die vermittelte Umkehrung«, in: Topos 10, Bielefeld 1998, S. 39 ff.
Siehe W. I. Lenin, Materialismus und Empiriokritizismus, LW, Band 14, Berlin 1962.
Vgl. zum Materialismus-Problem Jos Lensink, »Spekulative und materialistische Dialektik«, in: Topos, Heft 11, Bielefeld 1998, S. 79 ff.
Vgl. Dieter Henrich, Der ontologische Gottesbeweis, Tübingen 1967
Jos Lensink, »Im Spiegel des Absoluten. Kritische Erwägungen zum ontologischen Gottesbeweis«, in: Dialektik 1992/1, Hamburg 1992, S. 75 ff.
Christian Wolff, Philosophia prima sive Ontologia, Frankfurt und Leipzig 1729
Alexander Gottlieb Baumgarten, Metaphysica, Halle 1739
Vgl. dazu D. Pätzold/A. Vonderjagt (Hrsg.), Hegels Transformation der Metaphysik, Köln 1991
Immanuel Kant, Prolegomena zu einer jeden künftigen Metaphysik, die als Wissenschaft wird auftreten können, Riga 1783, S. 4.
Vgl. hierzu die Diskussion H. F. Fulda/R. P. Horstmann/M. Theunissen, Kri¬tische Darstellung der Metaphysik, Frankfurt am Main 1980.
Vgl. dazu auch Hans Heinz Holz, Riflessioni sulla filosofia di Hegel, Napoli 1997, S. 64 ff. und passim.
Dieser Vorwurf wurde — dies sei hier stellvertretend für viele ähnlich lautende Argumentationen angeführt — mit Nachdruck von Jean Paul Sartre, Kritik der dialektischen Vernunft, deutsch Reinbek bei Hamburg 1967, vertreten; vor allem S. 27 ff.
Vgl. auch Sartre in: Existentialismus und Marxismus, eine Kontroverse zwischen Sartre, Garaudy, Hyppolite, Vigier und Orcel, deutsch Frankfurt am Main 1965, S. 17 ff. und besonders S. 22 ff.
Immanuel Kant, Kritik der Urteilskraft, Berlin/Libau 1790, S. XXXV.
Vgl. Hans Heinz Holz, »Die Selbstinterpretation des Seins«, in: Hegel-Jahr¬buch 1961, 2. Hälfte, S. 61 ff., zur Analyse der Struktur des Spiegelverhältnisses.
Dies gilt für Positionen, wie sie von Jürgen Habermas, Erkenntnis und Interesse, Frankfurt am Main 1968, S. 36 ff.
und Theorie und Praxis, Berlin/Neuwied 1963, S. 317 ff. vertreten wurden und in verschiedenen Varianten von anderen Marxismus-Interpreten aufgenommen worden sind.
Jean Paul Sartre hat die Wirklichkeit als »Entwurf« des Menschen dargestellt in Das Sein und das Nichts, deutsch Reinbek bei Hamburg 1962.
Vgl. Hans Heinz Holz, Sprache und Welt, Frankfurt am Main 1953, Teil III.
Ders., China im Kulturvergleich, Köln 1994, Teil I.
Jedem Philosophierenden sei empfohlen, sich im Vorfeld der Vergewisserung seines kategorialen Instrumentariums an Wilhelm von Humboldt zu erinnern: »Über die Verschiedenheiten des menschlichen Sprachbaus und ihren Einfluß auf die geistige Entwicklung des Menschengeschlechts«, in: Werke in 5 Bänden, hrsg. von Andreas Flitner und Klaus Giel, Darmstadt 1963, Band III, S. 368 ff.
Georg Wilhelm Friedrich Hegel, Vorlesungen über die Geschichte der Philosophie, Werke ed. Moldenhauer und Michel, Band 18, Frankfurt am Main 1971, S. 58 und 47.
Immanuel Kant, Vorlesungen über Metaphysik, Erfurt 1821, S. 17.
Vgl. Hans Heinz Holz, »Philosophiegeschichte als Konstituens systematischer Philosophie«, in H. J. Sandkühler (Hrsg.), Geschichtlichkeit der Philosophie, Frankfurt am Main 1991, S. 113 ff.
Siehe auch Manfred Buhr, »Zur Bedeutung von Philosophiegeschichte für systematische Philosophie«, ebd., S. 213 ff
und Domenico Losurdo, »Das Wahre, das Falsche und die Totalität«, ebd., S. 243 ff.
Jürgen Mittelstrass, »Die Philosophie und ihre Geschichte«, ebd., S. 11 ff.
Vgl. auch Hans Heinz Holz (Hrsg.) Filosofie-Geschiedenis, Assen 1992, mit Beiträgen von H.H. Holz, J. North, J. Bartels, J. Lensink und D. Pätzold.
Siehe Georg Wilhelm Friedrich Hegel, Phänomenologie des Geistes, in: Gesammelte Werke, Band 9, Hamburg 1980, S. 11: »Die wahre Gestalt, in welcher die Wahrheit existiert, kann allein das wissenschaftliche System derselben sein.«
Siehe Friedrich Nietzsche, Vom Nutzen und Nachteil der Historie, in: Werke, hrsg. von Karl Schlechta, München 1953, Band I, S. 209 ff.
Vgl. Hans Heinz Holz, Philosophie der zersplitterten Welt. Reflexionen über Walter Benjamin, Bonn 1992, S. 105 ff.
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Holz, H.H. (2005). Einleitung. In: Weltentwurf und Reflexion. J.B. Metzler, Stuttgart. https://doi.org/10.1007/978-3-476-00092-7_1
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