Zusammenfassung
Die Studentenbewegung von 1968, die weitgreifende Veränderungen einklagte und es unternahm, sie ›herbeizudemonstrieren‹, war ihrerseits Teil und Ausdruck tiefgehender sozialer und kultureller Veränderungen, die in den Jahren vor und nach 1968 eine enorme Beschleunigung erfuhren. Die Jugendrevolte der ›68er‹ hat die Fenster weit aufgestoßen; sie brachte frische Luft in die muffige, im Wiederaufbau nach dem Krieg erstarrte bundesrepublikanische Gesellschaft und hat damit wesentlich die Atmosphäre mit geschaffen, in der Wandel und Veränderung sich vollziehen konnten. Provokation und Enttabuisierung waren wirksame und vermutlich unerlässliche Mittel, die verkrusteten Strukturen aufzubrechen und so überhaupt erst Bewegung in Gang zu setzen. Insofern war dieser jugendliche Aufbruch gleichermaßen Bestandteil wie Movens eines umfassenden und nachhaltig wirksamen Modernisierungsprozesses. Dass dabei, entgegen den utopischen Zielen einer ›repressionsfreien‹ Gesellschaft, die kapitalistisch verfasste Gesellschaftsordnung modernisiert wurde, gehört zu den im Übrigen historisch nicht seltenen Selbstmissverständnissen dieser Jugendbewegung; kurioserweise hat damit die Jugendbewegung der 60er Jahre, die ein Phänomen der gesamten westlichen Welt war, ihren Teil zum ›Sieg‹ des Kapitalismus über den real existierenden Sozialismus beigetragen. ›68‹ kann somit als Chiffre stehen für den Aufbruch zu einem erheblichen sozialen und kulturellen Wandel.
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Wild, R., von Glasenapp, G., Gansel, C., Grenz, D., Nickel-Bacon, I., Vogdt, IB. (2008). Von den 70er Jahren bis zur Gegenwart. In: Brunken, O., et al. Geschichte der deutschen Kinder- und Jugendliteratur. J.B. Metzler, Stuttgart. https://doi.org/10.1007/978-3-476-00038-5_11
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Online ISBN: 978-3-476-00038-5
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