Zusammenfassung
Seit ihrem Bestehen hat die Weltbank in der einen oder anderen Form politische Bedingungen an die Vergabe ihrer Kredite geknüpft. Weil sie offiziell (aufgrund der Satzung) zur politischen Neutralität verpflichtet war, mußten die Modalitäten der gebundenen Hilfe („tied aid“) heimlich und diskret ausgehandelt werden. Dennoch kam mancher Fall von „arm-twisting“ eines Kreditempfängerstaates durch die BWIs ans Tageslicht12. Der IWF hatte seit Beginn seiner Operationen den Ruf, der rücksichtslosere der beiden Bretton-Woods-Zwillinge zu sein, aber auch die Weltbank hat inzwischen eine lange Liste von Fällen, in denen es in der Öffentlichkeit zu heftigen Diskussionen über die Akzeptanz ihrer groben Einmischungen in „innere Angelegenheiten“ gekommen ist, die als mit der „nationalen Würde des Landes“ nicht kompatibel betrachtet wurden. Ein Beispiel aus jüngerer Zeit ist Pakistan, wo die berühmte „ownership question“ (Raffer 1994: 434; Illy 1994c, Betz 1995) besonders heftig diskutiert worden ist (Zaidi 1994: 42). Hier haben u.a. auch einheimische Sozialwissenschaftler öffentlich darüber Klage geführt, daß „der Grad der Einmischung von IWFund IBRD-Mitarbeitern in die Vorbereitung unseres Staatshaushalts weitaus empörender“ sei „als die tatsächliche Struktur des Staatshaushalts“, d.h. als das Ergebnis der Einmischung.
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Literatur
Zu den frühen Fällen von „arm twisting“ und politischer Einflußnahme siehe Hayter 1972; Mason/Asher 1973; Tetzlaff 1980; und als profunde Fallstudie zu Tansanias Erfahrung mit dem IWF über ein Bereitschaftskreditabkommen Peiffer 1990.
In einer Untersuchung über die Entwicklungshilfe als Druckmittel zur Einhaltung von Menschenrechten in Peru fordert Gabriela Simon: „Eine Konditionierung der Entwicklungshilfe ist dort sinnvoll, wo es darum geht, ein Regime, das die Menschenrechte seiner Bürger systematisch verletzt und nicht demokratisch legitimiert ist, nicht durch staatliche Entwicklungshilfe zu stabilisieren“ (Simon 1993: 35). Ähnlich auch Bass in einer Studie über Kenia (Bass 1993).
Die Literatur zu dem von Gramsci eingeführten Begriff „civil society“ nimmt explosionsartig zu. Vgl. etwa die Studien von König über Nigeria (1994), von Ibrahim/Wedel über Zivilgesellschaft im Vorderen Orient (1995) und allgemein dazu Schubert/Tetzlaff/Vennewald 1994 und Kößler/Melber 1993
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© 1996 Leske + Budrich, Opladen
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Tetzlaff, R. (1996). Politische Konditionalität — ein umstrittenes, aber vorübergehend unverzichtbares Mittel der Einflußnahme auf kreditabhängige Staaten. In: Weltbank und Währungsfonds — Gestalter der Bretton-Woods-Ära. Analysen, vol 55. VS Verlag für Sozialwissenschaften, Wiesbaden. https://doi.org/10.1007/978-3-322-99996-2_6
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Publisher Name: VS Verlag für Sozialwissenschaften, Wiesbaden
Print ISBN: 978-3-8100-1481-8
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