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Staat oder Markt, Politikversagen oder Marktversagen? — zu einer grundsätzlichen Kontroverse um „good governance“

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Weltbank und Währungsfonds — Gestalter der Bretton-Woods-Ära

Part of the book series: Analysen ((ANA,volume 55))

  • 90 Accesses

Zusammenfassung

Mit diesem technokratischen Verständnis von „Staat“ ist ein Dilemma angedeutet, das immer stärker ins Zentrum entwicklungspolitischer Reformbemühungen rückt. Ressourcenarme Staaten müssen sich den weltwirtschaftlichen Gegebenheiten anpassen, wollen sie und ihre Bürger nicht marginalisiert werden. Während die Wirtschaft eigenen universell gültigen Regeln (Verwertungszwängen) folgt, bildet der Staat die Arena für national-kulturelle Selbstbestimmung bzw. Selbstdarstellung. In ihr kommt das unverwechselbar Eigene einer Gesellschaft zum Ausdruck, in ihrer Nationalhymne, ihrer Staatsflagge oder in den Politikritualen ihres obersten Repräsentanten.

Edward Jaycox, Vize-Präsident der Weltbank für Afrika südlich der Sahara, in einem Interview mit GTZ-Mitarbeitern 1995 zur „Umformung“ des Entwicklungsstaates: „Es geht nicht darum, staatliche Ausgaben um jeden Preis zu kürzen, sondern darum, das öffentliche Budget auszugleichen. Dazu kann man die Einnahmen erhöhen, aber auch überflüssige Ausgaben senken, zum Beispiel Kosten für Militär, Präsidenten-Flugzeuge oder Botschaften im Ausland. Wir wollen, daß dieses Geld in die Sektoren Gesundheit, Ausbildung, Agrarforschung, Straßenunterhalt umgelenkt wird. Die Budgets für Schulbildung und Gesundheit waren in Afrika schon vor der Strukturanpassung am Boden, deshalb mußten diese Länder zu solchen Programmen greifen. Das war das einzige Geld, das noch hereinkam. Vor diesen Programmen gab es keine Bücher in den Schulen und keine Medikamente in den Kliniken. Wir wollen nicht den Staat in Afrika abbauen, sondern ihn so umformen, daß ihn sich die Länder leisten können“ (Jaycox 1995: 40).

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Literatur

  1. Vgl. Dietrich Jung, Klaus Schlichte und Jens Siegelberg, Das Kriegsgeschehen 1994. Ein Register der Kriege und bewaffneten Konflikte. Universität Hamburg, IPW, Arbeitspapier Nr. 87/1995. Danach waren 20 afrikanische Staaten in der Kriegsliste aufgeführt, außer den 16 oben genannten noch Ägypten, Äthiopien, Kenia und Südafrika — Staaten ohne Bürgerkrieg, in denen es gelegentlich zu bewaffneten Konflikten kommt. Dies gilt aber auch für Uganda (Nordprovinz), Senegal (Casamance-Konflikt) und vor allem für Ghana, wo es 1994 in der Tamale-Provinz aus Landknappheitskonflikten zu ethnischen Massakern und bewaffneten Konflikten zwischen Armee und Rebellen gekommen war, mit 2000 bis 20 000 Toten. Nach Heinrich Bergstresser, Ghana, in: Afrika-Jahrbuch 1994, S. 99–100.

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  2. Die vielfältigen Blockaden einer demokratischen Transition im frankophonen Westafrika hat Andreas Mehler am Beispiel Kamerun analysiert: A. Mehler, Kamerun in der Ära Biya. Bedingungen, erste Schritte und Blockaden einer demokratischen Transition. Institut für Afrika-Kunde, Hamburg 1993. Blokkierte demokratische Transition ist auch in anderen Regionen der Weltgesellschaft (Lateinamerika, Südasien, Naher und Mittlerer Osten) nicht selten (siehe die instruktiven Problemübersichten von Dieter Nohlen und Bernhard Thibaut zu Lateinamerika und Jürgen Rüland zu Asien, in: Wolfgang Merkel. Systemwechsel l. Theorien, Ansätze und Konzeptionen, Opladen 1994; zum Versuch einer regionenübergreifenden Systematisierung der Blockierungsfaktoren siehe demnächst Gunter Schubert und Rainer Tetzlaff (Hrsg.), Blockierte Demokratien, i.E.

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© 1996 Leske + Budrich, Opladen

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Tetzlaff, R. (1996). Staat oder Markt, Politikversagen oder Marktversagen? — zu einer grundsätzlichen Kontroverse um „good governance“. In: Weltbank und Währungsfonds — Gestalter der Bretton-Woods-Ära. Analysen, vol 55. VS Verlag für Sozialwissenschaften, Wiesbaden. https://doi.org/10.1007/978-3-322-99996-2_4

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  • DOI: https://doi.org/10.1007/978-3-322-99996-2_4

  • Publisher Name: VS Verlag für Sozialwissenschaften, Wiesbaden

  • Print ISBN: 978-3-8100-1481-8

  • Online ISBN: 978-3-322-99996-2

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