Zusammenfassung
Internationale Organisationen gab es keineswegs schon immer; sie traten erstmalig im Laufe des 19. Jahrhunderts in Erscheinung. Trotz der gleichzeitig sich vollziehenden Durchstaatlichung der Erde kommt den internationalen Organisationen eine eigene, neuartige Qualität in den internationalen Beziehungen zu: Staaten (und Gesellschaften) gehen dauerhafte, normativ verankerte Verbindungen ein, die ihre Handlungsautonomie wenn nicht formell, so doch faktisch beschränken. Diese neue Qualität in den internationalen Beziehungen schlägt sich auch im Alltagsbewußtsein der Menschen quer zu den Staatsgrenzen nieder: internationale Organisationen genießen eine besondere Aufmerksamkeit und sind Gegenstand spezifischer Bewertungen. Nur aufgrund der Annahme, daß die Existenz und das Wachstum internationaler Organisationen die Prozesse, Inhalte und Resultate der internationalen Politik verändert haben, ist es zu verstehen, daß Diskussionen über die Wünschbarkeit, Aufgabenstellung, Ausgestaltung und Wirksamkeit internationaler Organisationen wie der Vereinten Nationen oder der Europäischen Union1 zuweilen hohe Wellen schlagen. Solche Auseinandersetzungen stellen mithin ein Indiz dafür dar, daß Politik, verstanden als autoritative Zuteilung von Werten für eine Akteursgesamtheit, auch in und durch internationale Organisationen stattfindet, Politik also nicht die exklusive Domäne von Staaten ist.
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© 1995 Leske + Budrich, Opladen
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Rittberger, V. (1995). Einführung: Was gehen uns internationale Organisationen an?. In: Internationale Organisationen — Politik und Geschichte. Grundwissen Politik, vol 10. VS Verlag für Sozialwissenschaften, Wiesbaden. https://doi.org/10.1007/978-3-322-99983-2_1
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