Zusammenfassung
Kirchengemeinden verstehen sich als Glaubensgemeinschaften und entwickelten sich doch zugleich auch zur modernen Organisation der rationalen Verknüpfung von Interessen, Angeboten, Problemen und Potenzialen. Diese Entwicklung wird durch Strukturen gesteuert, doch haben bestimmte Ereignisse und Prozesse, Ideen und Interessen Rückwirkungen auf die Strukturierung.
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Literatur
„Die Formulierung ‘in der Kirchengemeinde’ akzentuiert, dass die bestehenden Rechtsträgerschaften des Kirchenvermögens unangetastet bleiben, die Kirchengemeinde nicht Rechtsträger sein muss, vielmehr der Kirchenvorstand die einzelnen Vermögensrechtsträger innerhalb der Kirchengemeinde vertritt.“ (Broll 1999, 175, Anmerk. 101)
Zwischen den evangelischen Kirchen besteht seit 1973 volle Kirchengemeinschaft im Sinne der Kanzel- und Abendmahlsgemeinschaft. In der Leuenberger Konkordie wurden die gegenseitigen Verurteilungen zurückgenommen und das gemeinsame Verständnis des Evangeliums und der Sakramente zum heutigen Zeitpunkt erklärt und beschrieben.
Wenn dieser Eid auch erst später in Deutschland geleistet werden musste, so fhrte der Entwurf doch zu einer Höherbewertung des bisher zu leistenden Eides.
Diese und die folgenden Daten werden übernommen aus: Stadt Essen 1999.
So verzeichnet z.B. alleine die Gemeinde Mariä Himmelfahrt pro Jahr ca. 500 Ummeldungen .
dazu weiter unten, Kapitel 4.2 4.3
Unterzeichner waren: Altendorfer Werbering e.V., Arbeitskreis Flüchtlinge-West, Arbeiterwohlfahrt OV Altendorf, Bürger-Schützenverein Altendorf 1760 e.V., CAJ-Diözesan-verband, CDU Ortsverband Altendorf, SV DJK 09 Altendorf e.V., Evangelische Kirchengemeinde Essen-Altendorf, F.D.P. Essen-West, GAL/Die Grünen Essen-Altendorf, Gemein-schaftsgrundschule an der Heinrich-Strunk-Str. 148, Grundschule Bodelschwinghschule, Gesamtschule Bockmühle, JOC Emigrante, Katholische Grundschule an der Markscheide, Die katholischen Kirchengemeinden und die Konventjugend im Konvent Essen-Altendorf: St. Anna, St. Clemens Maria Hofbauer, St. Mariä Himmelfahrt, Salzmannschule, SPD Ortsverein Altendorf, TürkischIslamisches Zentrum an der Helenenstr. 31.
„Es müßte, konkret formuliert, gefragt werden, welche Bedeutung für eine ökumenische Theologie und ihren Dialog, und zwar auch hinsichtlich der Wahrheitsfrage, die Tatsache hat, dass theologische Sätze, sowohl untereinander verglichen wie auch im Laufe der Geschichte, nicht immer dasselbe nahe oder ferne Verhältnis zum Subjekt in seiner Subjekthaftigkeit und so zu dessen Heil haben.“ (Rahner 1970, 69)
Wie wichtig der Verzicht auf Missionsabsichten für die Aufnahme ökumenischer Beziehungen zwischen Gemeinden ist, wird daran deutlich, dass es bis heute nicht gelungen ist, die Freikirchliche Gemeinde einzubeziehen, weil diese lange Zeit versuchte, der landeskirchlichen evangelischen Kirchengemeinde Mitglieder abzuwerben.
Da nach katholischem Verständnis die Ehepartner selbst die Spender des Sakramentes sind, bleibt hier die Amtsproblematik, die in anderen gottesdienstlichen Zusammenhängen eine wichtige Rolle spielt, ausgeklammert.
Es wird interessant sein, inwiefern dieser Gesichtspunkt der Deckung der Gemeindegrenzen bei der Zusammenlegung von Gemeinden in der Zukunft eine Rolle spielen wird.
Die Entwicklung bis 1983 wurde ausführlich im damaligen Bericht beschrieben. Daher wird sie im Folgenden nur insofern dargestellt, als sie für das Verständnis der weiteren Entwicklung wichtig ist.
Wie die Benennung als Allianzwoche schon zeigt, hatte diese Institution apologetische Intentionen. Die Evangelische Allianz war 1846 in London gegründet worden. Ziele waren die Ausbreitung des evangelischen Glaubens, die Bekämpfung des Unglaubens und des Papsttums.
Der andere Umgang mit dem Gottesdienstraum in den beiden Gemeinden spiegelt sich auch in der Benennung: Während die katholischen Befragten immer von „St. Franziskus“ sprachen, sprachen die evangelischen Befragten immer vom „Gemeinsamen Kirchenzentrum“.
Zum Vergleich: In der evangelischen Kirchengemeinde Meschede werden jährlich ca. zehn Paare getraut.
Zum Ablauf des Kirchenasyls vgl.: 1B. Nöckel, Zufluchtsort Kirche—Erfahrungen und Gedanken zu 50 Tage Kirchenasyl in Meschede, Meschede 1997.
Neben den genannten Krankenhäusern liegen u.a. das Sozialamt der Stadt Dortmund und die Landeszentralbank auf dem Gebiet der beiden Gemeinden.
Einige Gemeindeglieder sprachen in den Interviews von einem sog. „guten Bürgertum“, das früher in dem Gebiet ansässig war.
Laut Altersstatistik der Liebfrauengemeinde (Kirchliches Meldewesen, Personendatenverwaltung Bistum Paderborn) haben von insgesamt 2396 Gemeindegliedern (Stand Okt. 98) 1482 nicht verheiratete Personen ihren Hauptwohnsitz im Gemeindegebiet. Neben dem hohen Anteil sowohl der männlichen und weiblichen Singles in der Altersstufe 25–45 Jahre (295 bzw. 328) ist insbesondere die Anzahl der weiblichen, nicht verheirateten Personen über 65 Jahre mit insgesamt 230 Gemeindegliedern beachtlich.
Liebfrauen hatte 71 männliche und 73 weibliche Mitglieder im Alter zwischen 7 und 18 Jahren.
Diesen Aspekt betonte der Pfarrer der Liebfrauengemeinde. Bei einer relativ geringen Zahl von Menschen unter 18 Jahren seien dennoch 50 bis 60 % dieser Altersgruppe für die Gemeinde erreichbar (über Kindergarten, Kindergruppen, Jugendgruppen).
Von insgesamt 2396 Gemeindegliedern der Liebfrauengemeinde sind insgesamt 458 Personen der Altersstufe über 65 Jahre zuzuordnen. Diese Zahl wird nur noch von der Gruppe der 25–45Jährigen übertroffen (insgesamt 957). Quelle: Kirchliches Meldewesen, Personendatenverwaltung Bistum Paderborn vom 12.10.98, S. 562.
Bei Liebfrauen sind es insgesamt 393 Personen in dieser Altersguppe.
Waren es Ende 1992 noch 3123 Gemeindeglieder, so ist die Zahl kontinuierlich gesunken. Ende 1995 zählte man insgesamt 2520 Personen, ein Jahr später 2403 und am 31.12.97 war der Stand bei 2364 Gemeindegliedern. Die Zahlen sind den jährlichen Gemeindeberichten des Presbyteriums der St. Petrigemeinde zur Kreissynode Dortmund-Mitte entnommen.
Nach Angabe des vorigen evangelischen Pfarrers verabschiedeten sich Ende der 80er Jahre etwa 1% der Mitglieder pro Jahr. Er benannte aber im Interview keinen kausalen Zusammenhang zwischen diesen Zahlen bzw. Zeiträumen und gesellschaftlichen Veränderungsprozessen.
Ende 1983 lebten insgesamt 2694 Gemeindeglieder in Liebfrauen. Diese Zahl nahm im Lauf der Jahre sehr langsam ab (z.B. Stand Ende 1991: 2520). Bemerkenswert ist die Tatsache, dass der Abwärtstrend bei den Zahlen der Mitglieder der Liebfrauengemeinde im Jahre 1995 gestoppt wurde. Von 1994 auf 1995 erhöhte sich die Zahl von 2355 auf 2585. Begründet wurde dieser Anstieg durch den Zuzug von Krankenschwestern, die ihren Arbeitsplatz im Gemeindegebiet haben. Von Ende 1997 bis Okt. 1998 sank die Zahl der Gemeindeglieder von 2417 auf 2396. Die Zahlen sind den jährlichen Erhebungsbögen der Liebfrauengemeinde fr „Kirchliche Statistik der Bistümer Aachen, Essen, Münster, Paderborn“ des zuständigen Generalvikariats/Ordinariats entnommen.
Der eingetragene Verein St. Josefshaus bestand seit 1952 und trug das Altenheim. Bis 1994 war der Pfarrer der Liebfrauengemeinde der Vorsitzende des Trägervereins.
Das St. Petrigemeindehaus wird u.a.—in Kooperation mit der benachbarten MartinGemeinde—für Seelsorgekurse in der Vikariatsausbildung zu den Krankenhauseelsorgem der Städt. Kliniken und des Johanneshospitals genutzt.
Seit 1995 werden nach den Sonntagsgottesdiensten in der St. Petri-Kirche sog. Kirchkaffees im Turmbereich durchgefhrt, um die Besucher zum Verweilen im Vorraum der Kirche zu bewegen und in lockerer Atmosphäre Gespräche miteinander zu führen. Es gibt dort auch die Möglichkeit fr Begegnungen und Diskussionen mit zufällig vorbeikommenden Besuchern.
Nach dieser Zeit verlängert sich der Vertrag automatisch um weitere 10 Jahre.
Die Gemeinde beschränkt sich nicht nur auf Dortmund, sondern reicht über Schwerte, Witten, Bochum, Castrop-Rauxel, Unna bis nach Hamm. Vor zwei Jahren gehörten auch noch die Städte Gelsenkirchen und Recklinghausen zum „Gemeindebezirk“. In Dortmund selbst liegt die Gemeindegliederzahl bei knapp über 3000 (von der griechisch-orthodoxen Gemeinde über Statistiken des Arbeitsamtes erfasst), im o.g. Gebiet bei knapp 6000. In der Gemeinde leben viele Selbständige, die insbesondere im Gastronomiebereich tätig sind, daneben Schneider und Schneiderinnen, Ärzte, Lehrer und Arbeiter (Angaben des griechisch-orthodoxen Pfarrers).
Gemeindebericht 86/87, S. 2. Im Interview betonte der vorige Pfarrer der Gemeinde, der Inhaber der „ersten Pfarrstelle“ war, dass „der ständige Wechsel (in der zweiten Pfarrstelle-A.J.) ... ungünstig fist]. Die Gemeinden sind auf Kontinuität angelegt“.
Im Kuratorium sind: Vertreter der VKK Dortmunds, des Kirchenkeises DortmundMitte und Vertreter der Innenstadtgemeinden (darunter St. Petri).
Die Pfarrerin unterstrich diesen Aspekt: „Es war abzusehen, dass ich eine Cityarbeit nicht in dieser Stellenkonstellation entwickeln konnte. Und ich hatte einen Superintendenten, der das verstanden hat, und dann ist meine Pfarrstelle umgewandelt worden, ... d.h. das Presbyterium der St. Petri-Gemeinde musste zustimmen, dass es auf die zweite Pfarrstelle verzichtet und diese Stelle praktisch in eine Verbandsstelle für Cityarbeit umgewandelt werden konnte“.
Ihr Vorgänger hatte bei der Abstimmung im Presbyterium gegen sie gestimmt. Er bevorzugte einen Kandidaten, der in St. Petri ein liturgisches Zentrum aufbauen wollte.
Zur geschlechtsspezifischen Ablehnung ihrer Person sagte die jetzige Ptarrerin: „Vielen Frauen fällt es leichter, einen männlichen ... Pastor zu akzeptieren als eine junge Pastorin, ..., und vorher fanden sie es ganz gut, dass es so eine Mischung gab, der Chef war eben der Pfarrer und dann war die Pastorin noch da, die war dann für die netten Seiten und Verbindlichkeit, die konnte man auch so als Beraterin für die intimeren Fragen nehmen“.
Ähnlich kritisch wie die jetzige Pfarrerin sieht auch ihr Vorgänger die Arbeit des neuen Presbyteriums—wenngleich die Kritik in eine andere Richtung zielt: „Durch den personellen Wechsel im Presbyterium, ... es fehlt im Presbyterium ein Stück Kompetenz, auch Kompetenz von den nichttheologischen Mitgliedern, ... die Mehrzahl der Menschen, die da drin sind, hat von kirchlichen Dingen nur noch ganz wenig Ahnung“.
Die erste Pfarrerin z.A. hatte eine 1/2 Pfarrstelle inne, die beiden Nachfolgerinnen jeweils eine 3/4 Stelle. Die jetzige Pfarrerin im Entsendungsdienst versieht ihren Dienst erst seit Anfang 1999.
Der vorige evangelische Pfarrer der St. Petri-Gemeinde verdeutlichte diesen Aspekt: „Wir hatten ja im evangelischen Bereich ein Drängen zum Pfarramt, und wir haben hier im westfälischen Bereich rund 400 Theologen im unständigen Dienst und die auf eine Stelle warten. ... Ein Großteil von denen hat das Recht auf unbefristeten Hilfsdienst. Die evangelische Kirche Hessen-Nassau versucht die Leute, die eine Entsendungs- oder Hilfsdienstzusage haben, rauszukriegen durch das Angebot von ... DM Abfindung, wenn sie denn bereit sind, zu verzichten. Wir haben natürlich eine Reihe von Leuten, die auf der Matte stehen. Das Grundproblem ist die Differenzierung zwischen Pastoren im Entsendungsdienst und den regelrechten Pfarrern und Pfarrerinnen“.
Im Bereich der Kasualien wurde anhand der Konvergenztexte von Lima zur Taufe die Frage, ob nicht die Taufe grundsätzlich im Rahmen eines Gemeindegottesdienstes gefeiert werden sollte, in den Jahren 1983 und 1984 im Presbyterium erörtert. Auf Grund der Beschäftigung mit den Lima-Texten wurden dann 1985 Taufen in der Regel in den Gemeindegottesdienst hineingenommen. Dieser Schritt ging vom evangelischen Pfarrer aus.
Gemeindebericht St. Petri 1985, S. 7: Die Gemeinde hat in den folgenden Jahren weiterhin mehrfach in gottesdienstlichen Kollekten den Sonderfonds des „Antirassismusprogramms“ des ORK unterstützt.
Gleichzeitig bemerkte der Pfarrer im Interview, dass aus der Liebfrauen- und griechisch-orthodoxen Gemeinde fast keiner an diesen Aktionen teilnahm.
U.a. hatte eine Gruppe der Gemeinde in Kooperation mit einer anderen Kirchengemeinde eine Vorform der gottesdienstlichen Verpflichtung erarbeitet, die dann 1988 bei einem Abschluss-Gottedienst gesprochen worden ist.
Gemeindebericht St. Petri 1996, S. 2. Wegen der im Innenstadtbereich besonders eklatanten „Wochenendflucht“ von Familien ins Grüne findet bereits seit einigen Jahren kein Kindergottesdienst mehr am Sonntag in der St. Petri-Kirche statt.
Daneben werden zur Zeit noch Familiengottesdienste, allerdings in unregelmäßigen Abständen, in der St. Petri-Kirche gefeiert.
Die Gruppe, die das Projekt „Ponyhof Hilbeck“ begleitet, trägt den Namen „Ökumenische Dienstgruppe Martin-Luther-King“. Arbeitsschwerpunkte dieser Projektgruppe sind: a) Arbeiten auf dem Ponyhof, b) Stärkung des ökologischen und ökumenischen Bewusstseins der Gruppe und c) Ausbildung zur eigenständigen Projektbetreuung auf dem Ponyhof. (Vgl. Gemeindebericht St. Petri 1993, S. 3f.)
Das Kuratorium setzt sich aus Vertretern der Vereinigten Kirchenkreise Dortmunds, des Kirchenkreises Dortmund-Mitte und den drei evangelischen Innenstadtgemeinden St. Petri, Martin und Nicolai zusammen. Die St. Petri-Gemeinde war somit im Kuratorium „Kirche in der Innenstadt“ von Anfang an vertreten und machte dort auch ihren Einfluss hinsichtlich des Wunsches der Beibehaltung der zweiten Pfarrstelle mit Erfolg geltend.
1991 erweiterten zwei Kolleginnen das Mitarbeiterteam von „Kirche in der City“. Diese teilten sich, ausgestattet mit Sonderdienstverträgen, befristet auf 5 Jahre, die 2. Amtstelle von „Kirche in der City“.
Von Januar bis Juni 1999 fanden jeweils am letzten Sonntag im Monat Gottesdienste in der St. Petri-Kirche mit feministischen Predigten zum Thema „FrauenKörper“ statt. Vgl. Kirche in City (Hg.), Programm Januar bis Juni 1999, S. 2. Die Stadtkirchenpfarrerin sieht in dieser Konzentration aber keine konklude, spezifisch „feministische Überproportionalität der Angebote“ im Verhältnis zu anderen Veranstaltungen von „Kirche in der City“ in der St. Petri-Kirche: „In der Arbeit haben wir auch einen Frauenschwerpunkt mitentwickelt, also nicht ausschließlich, aber z.B. diese feministischen Predigtreihen sind entwickelt worden von uns als Frauen. Oder dass wir jetzt z.B. mit Künstlerinnen, da arbeiten wir mit einer anderen Arbeitsstelle noch zusammen, mit der Arbeitsstelle „Kirche und Kultur“, da ist der Verantwortliche ein männlicher Kollege, aber wir haben jetzt eine Phase, wo wir Künstlerinnen im Medienbereich hier ausstellen lassen, das ist einfach mal so ein konzeptioneller Schwerpunkt innerhalb der Kunst“
Den Vorschlag, eventuell Gottesdienste im Gemeindehaus zu feiern, brachte ein männliches Mitglied des Presbyteriums ins das Gremium ein. Nach eigener Aussage ist er dafr „bald gelyncht worden“. Für viele ältere Gemeindemitglieder ist es schlicht unvorstellbar, Gottsdienste im Gemeimdehaus abzuhalten.
Diese Verlagerung ist auch vor dem Hintergrund zu sehen, dass die St. Petri-Kirche mittlerweile—nach Angabe der Stadtkirchenpfarrerin—„zu 80%“ von „Kirche in der City“ genutzt wird.
Nach eigenen Angaben hat die Pfarrerin dieses Gremium verlassen, „um dem mal eine politische Brisanz zu geben“. Die Stadtkirchenpfarrerin betont, dass ihre Kollegin ausgetreten ist, „... weil sie geagt hat: ‘das ist keine Struktur’. ... Der Konflikt [um die Bänke in der Kirche-A.J.] ist in der Gemeinde weiter geblieben, so dass die Pfarrerin sich völlig überfordert fhlte. Die war einfach zerrissen da, konnte das auch nicht vermitteln und ist da herausgegangen“.
Nach dem Fortgang des Pfarrers wurde vom Generalvikariat in Paderborn kurzfristig ein Pfarrverweser und dann ein Pfarrverwalter für die Gemeinde bestellt. Diese nahmen primär die „äußeren Angelegenheiten“ der Gemeinde wahr. Die Gottesdienste und die Seelsorge lagen in den Händen eines bereits sehr alten ehemaligen Pfarrers, der in der Gemeinde große Hochachtung genoss. Auch verschiedene Geistliche der katholischen Nachbargemeinde Propstei übernahmen gelegentlich Dienste in der Gemeinde.
Die Erneuerungsarbeiten begannen 1982 und dauerten insgesamt sieben Jahre. Mit der Einweihung des neuen Altares in der Liebfrauen-Kirche fanden sie im Februar 1989 ihren Abschluss. Die Kosten fr diese baulichen Investitionen belasten den Haushalt der Gemeinde bis heute.
Es ist bezeichnend, dass dieser Pfarrer, aus dem agrarisch geprägten Sauerland stammend, am Beginn seiner Pfarrchronikniederschrift eine Passage aus dem Buch eines Münsteraner Philosophen aus dem Jahre 1940 zitiert, die lautet: „In der verfeinerten Stadtkultur dagegen werden die Sinne und der Geist durch einen gewissen Überreichtum an künstlichen Dingen frühzeitig abgestumpft, und auch der Herr kann sich in jener Atmosphäre von Schein und Schaustellung nicht immer rein bewahren. Daher ist dem schlichten Dorfbewohner alles Gezierte und Gekünstelte des städtischen Lebens zuwider. ... Und so habe ich mir denn auch, meiner Herkunft entsprechend, die Liebe zu bäuerlicher Einfachheit, Ursprünglichkeit und Offenheit stets zu bewahren versucht....“. Er selbst bemerkt zu diesem Zitat: „Ich überlasse es der Phantasie des Lesers zu erkunden, warum gerade am Beginn meiner Chronikniederschrift diese Betrachtung ... steht“ (Ebd., S. 621f.).
Ein Gemeindemitglied deutete diese Haltung des Bistums zum Problem der Zusammenlegung einzelner Pfarreien mit der prägnanten Aussage: „Paderborn versucht, dass möglichst viel in den Gemeinden gearbeitet wird, ehe von oben etwas vorgeschrieben wird“. Daher versucht die Liebfrauengemeinde, Kooperationsformen mit der Propsteigemeinde zu initiieren, die sie selber verantwortlich steuern und kontrollieren kann.
Bereitwillige Helfer aus der Propstei-Gemeinde sollen zunächst in den LiebfrauenPfarrgemeinderats-Sachausschuss „Organisation“ eingeladen werden, in dem dann die Aufgaben hinsichtlich der Gestaltung des Gemeindefestes verteilt werden.
Im folgenden wird „Sachausschuss“ mit „SA“ abgekürzt.
Der SA Ehe-Familie-Alleinerziehende wurde 1990 gegründet. Gleichzeitig wurden einige Mutter-Kind-Gruppen innerhalb dieses Ausschusses gebildet, die anfangs einen regen Zulauf hatten. Inzwischen haben sich diese Gruppen aber aufgelöst.
Das Spendenaufkommen für Polen wird seit 1991 „kanalisiert“, d.h. 65 % der Gelder gehen direkt in die Gemeinde (für Schulspeisung u.a.), die restlichen 35 % fließen in eine Stiftung, aus der Leistungen u.a. für die Gründung von Betrieben im Rahmen einer „Hilfe zur Selbsthilfe“ gewährt werden. Zu den Spendenaktivitäten seiner Gemeinde vermerkte der damalige Pfarrer in der „Pfarrchronik“: „Unsere kleine, überalterte Gemeinde hat ein offenes Herz für die vielfältigen Nöte in der Welt. Sie spenden wie die Weltmeister“ (Ebd., 1991, S. 665).
Diese Sammlungen der Caritaskonferenz fanden bis 1994 jeweils im Sommer und in der Adventszeit statt. Seit dieser Zeit wird nur noch die Adventssammlung durchgefiihrt, da sich für den Sommer keine Sammler mehr zur Verfügung gestellt haben bzw. es an Freiwilligen aus der Gemeinde mangelte. Nunmehr werden im Sommer Gottesdienstkollekten fr die Caritas initiiert und die Adventssammlung zusammen mit der Diakonie ausgeführt.
Neben Jugendlichen sind in der DJK-Concordia Mitglieder verschiedener Altersklassen vertreten, die in mehreren Sektionen Sport betreiben.
Auch im Leben des Kindergartens wirkten sich, so die Leiterin, die bereits oben beschriebenen Pfarrerwechsel aus, da die Kommunikationsebenen zwischen Kindergarten und Pfarrer jeweils unterschiedliche waren. Das Verhältnis zum jetzigen Pfarrer, der selber eien Schwerpunkt seiner seelsorgerischen Tätigkeiten auf Kinderund Jugendarbeit legt, sei „sehr gut, was wir bei dem Vorgänger davor nicht so hatten, ... der hat sich ferngehalten“.
Diese Wertung bezog er primär auf ökumenische Veranstaltungen in seiner eigenen Kirche wie die ökumenischen Sonntagsgottesdienste, die seit 1971 in der St. Petri-Kirche gefeiert wurden: „ Die progressiv ökumenischen Dinge haben wir in der St. Petri-Kirche gemacht “. Bis ins Jahr 1989 wurden diese Gottesdienste in der St. Petri-Kirche abgehalten, aber dann „ vom Interesse her ... immer stärker ausgedünnt. Der Grundstamm war die St. Petri-Gemeinde, nicht mehr“.
Ulfert Herlyn sieht gerade im Stadtteil die integrale Bedeutung zur Identitätsstiftung und auch eine der Grundlagen für das Gefühl von „Heimat“. Hier sollen zumindest die grundlegendsten Bedürfnisse in bezug auf Bildung und Lebenserhaltung vorhanden sein. Nur über diese Inanspruchnahme von Infrastruktureinrichtungen und dem damit verbundenen interaktiven Austausch kann der Stadtteil subjektiv als sozialer Raum erfahren werden. (Vgl.: Herlyn, 1993, 254 f.)
Das Oratorium nennt sich nach Filippo Neri (* 1515 Florenz — t 1595 Rom) der als katholischer Theologe eine Bruderschaft zur Betreuung bedürftiger Rompilger gründete, aus dieser erwuchs die Kongregation der Oratorianer, der sich die Leipziger Bruderschaft, die 1930 gegründet wurde, zugehörig zählt.
„Der Empfang des Vorstandes der KKL [Konferenz der Kirchenleitungen; N. W.] durch Erich Honecker bedeutete eine gesamtgesellschaftlich sichtbare Aufwertung der Kirche. Nach 20 Jahren war das die erste offizielle Begegnung zwischen einer autorisierten Ostkirchenvertretung und dem Staatsoberhaupt der DDR. Indem Honecker die Kirchenvertretung empfing, machte er den seit 1975/76 vollzogenen Kurswechsel der Partei nun auch öffentlich bekannt.“ (Pollack, 1994, 293) „Neben Grundsatzproblemen wurden in dem Gespräch am 6. März eine Reihe von Einzelfragen behandelt. Diese betrafen unter anderem die Einräumung von Sendezeiten für die Kirche im Fernsehen, die Genehmigung einer kirchlichen Informationssendereihe im Rundfunk zusätzlich zu den Gottesdienstübertragungen, die Bewilligung weiterer kirchlicher Neubauten, die Erhaltung und Unterstützung kirchlicher Kindergärten, die Fortsetzung und Erweiterung der Einfuhr ökumenischer Literatur aus dem westlichen Ausland, die Verbesserung der Seelsorge im Strafvollzug, die Ausweitung der Seelsorge und religiöser Handlungen in Alters- und Pflegeheimen.“ Pollack 1994, 294)
Soziologisch von außerordentlichem Interesse ist dieser Sachverhalt vor allem deshalb, als sich hier zwei Erlösungsideen, eine Dies- und eine Jenseitige gegenüberstehen, die sich von ihrem Ansatz her wechselseitig ausschließen und an dieser Stelle durch eine Interessensüberschneidung eine bedingte Kooperation eingehen. Diesel Sachverhalt gleicht dem von Max Weber schon 1920 beschriebenen über den Dualismus von interesse- und ideengeleitetem Handeln: „Die Konzeption der Erlösungs—Idee war an sich uralt, wenn man die Befreiung von Not, Hunger, Dürre, Krankheit und letztlich — Leid und Tod mit darunter begreift. Aber eine spezifische Bedeutung erlangte die Erlösung doch erst, wo sie Ausdruck eines systematisch—rationalisierten „Weltbildes“ und der Stellungnahme dazu war. Denn was sie ihrem Sinn und ihrer psychologischen Qualität nach bedeuten wollte und konnte, hing dann eben von jenem Weltbild und dieser Stellungnahme ab. Interessen (materielle und ideelle), nicht: Ideen, beherrschen unmittelbar das Handeln der Menschen. Aber: die „Weltbilder“, welche durch „Ideen“ geschaffen wurden, haben sehr oft als Weichensteller die Bahnen bestimmt, in denen die Dynamik der Interessen das Handeln fortbewegte. Nach dem Weltbild richtete es sich ja: „wovon“ und „wozu“ man „erlöst“ sein wollte und — nicht zu vergessen: — konnte.“ Weber, 91988, 252)
.Auch wenn es für mehrere Wohnblocks eine von staatlicher Seite geführte Belegungspolitik gab, um sowohl sozial aufffällige Bewohner zu integrieren, als auch um Mitarbeiter der Staatssicherheit zweckdienlich in den Wohnkomplexen zu verteilen, konnte dies dem Gefühl der Vereinzelung lediglich weiteren Vorschub leisten.
Wann genau die Entscheidung zu Gunsten von zwei Kirchengebäuden fiel, konnte in den Interviews nicht abschließend geklärt werden. Allerdings muss diese Entscheidung schon relativ früh, also kurze Zeit nach Beginn des Gemeindeaufbaus gefällt worden sein. Denn schon im Mitteilungsblatt „Kirche in Grünau“ von Mai/Juni 1980 wird von den Kirchen, die man bekommen wird, geredet. Die Entscheidung muss also spätestens Anfang des Jahres 1980 unwiderruflich getroffen worden sein. Hiermit ist allerdings auch klar, dass die Überlegungen zu einem gemeinsamen Gemeindezentrum nicht allzu lange Zeit von den Gemeindegliedern thematisiert worden sind.
Dies ist jedoch für die evangelischen Kirchen der DDR ein quasi natürlicher Bestandteil ihres Gemeindewesens, welches innerhalb der DDR starken staatlichen Repressionen ausgesetzt war. Die Gründung der „Jungen Gemeinde“ ist also hier nur in sofern von Bedeutung, als sie vornehmlich Anlaufstelle für Jugendliche sein sollte, um diese so auch an die eigene Gemeinde zu binden, während der ökumenische Gedanke im Unterschied zu vielen Aktivitäten der beiden Gemeinden hier in den Hintergrund geriet. Ausführlicher zu dieser Thematik s. Pollack 1994, S. 425 ff.
An dieser Stelle durchzieht, von der architektonischen Anlage her gesehen, ein fundamentaler Unterschied die beiden Gemeinden: Die Sichtbarmachung des Einzelnen auf protestantischer Seite und die Einswerdung des Einzelnen mit der Gemeinde auf der katholischen Seite. Anders ausgedrückt, wird architektonisch der Eindruck zementiert, dass es auf protestantischer Seite durch die Zergliederung des „Gemeindeköpers“ bei gleichzeitiger Transparenz in erster Linie um das persönliche Verhältnis zu Gott geht, während auf katholischer Seite der „Gemeindekörper“ durch Zentrierung auf den Altar konstituiert wird
Beispielhaft gibt diese Äußerung eine Unterscheidung wieder, die schon die griechische Mythologie beschäftigt hat: Den Unterschied zwischen Akustik und Optik. Bekanntlich gab es kein Mittel, den Blicken des Argus Panoptes zu entgehen, er entdeckte alles und konnte somit auch nicht „hintergangen“ werden. Die einzige Möglichkeit, ihn zu überlisten, bestand fur Hermes darin, ihn durch eine harmonische Melodie, für die er eigens die Panflöte entwickelte, einzuschläfern, ihn mit Hilfe der Akustik dazu zu bringen, die Augen zu schließen. Wichtig ist in diesem Zusammenhang jedoch in erster Linie die grundlegende Unterscheidung der sachlichen Theorie der Darstellung und des umfassenden, aber eher sensorischen Systems der Harmonien. Im letzteren Fall kann so ein Gemeindekörper — umwoben von der Harmonie des Klangs geschaffen werden, im anderen verweist die fortwährende Textur, die dem Blick zur Analyse freigestellt wird, auf einen anderen Stellenwert des einzelnen Individuums. (Vgl. hierzu: Serres 1998, 52 – 59)
Gleichzeitig wird der Seelenlage der Gemeindeglieder insofern Rechnung getragen, als ihr Bewusstsein als Mitglieder einer bestimmten christlichen Konfession eine Entsprechung in den beiden Gebäuden findet. Vielleicht konnte sich das Gefühl der „Heimat“ auf diese Weise wesentlich leichter durchsetzen als über den Umweg eines gemeinsamen Gemeindezentrums, in dem der Aspekt der konfessionellen Unterscheidung räumlich keine Entsprechung gefunden hätte. Wenn es zutrifft, dass nicht der Raum, sondern die von der Seele her erfolgende Gliederung und Zusammenfassung seiner Teile gesellschaftliche Bedeutung hat, um an dieser Stelle eine der Kernthesen Simmels aufzugreifen, so ist diesem Aspekt gerade durch die Errichtung von zwei Gebäuden Rechnung getragen worden. (Vgl. hierzu Simmel 1992, 687 ff.)
Zu bemerken bleibt an dieser Stelle die Ansicht der Interviewten in Leipzig—Grünau zu dem Erfordernis von Hausbesuchen: Diese Forderung hat sich explizit in keinem Interview niedergeschlagen und ist wohl auch dem Umstand geschuldet, dass hier großer Wert auf den Umstand gelegt wird, das zum einen die Kirchgebaude als Ort des Treffens angesehen werden, zum anderen Christsein vor allem in Gemeinde gelebt werden soll. Hier gibt es einen signifikanten Unterschied zu anderen Studien. (Vgl. u.a.: Feighofen 1984, 293)
Dies ist für die einzelnen Gemeindeglieder um so wichtiger, als es hier ein stabiles Bezugssystem in ihrem Leben gibt, während ihr Leben ansonsten von vielen — auch kirchlichen — Transformationsprozessen gekennzeichnet ist, die über weite Strecken dafür gesorgt haben, dass nichts von dem System in Ostdeutschland, welches fr ihre Sozialisation verantwortlich war, stabil bleibt. (Vgl. hierzu Weihrich 1999, 15 – 26)
Natürlich kann man solche Einstellungen in zwei Richtungen interpretieren: Zum einen wird hier der Anschein bestärkt, dass sich die Gemeinde aus dem politischen Geschehen weitestgehend herausgehalten hat und sich eben in erster Linie um die Anliegen der eigenen Mitglieder gekümmert hat, zum anderen kann aber auch davon ausgegangen werden, dass die Funktion der „Insel“, die beide christlichen Gemeinden für ihre Mitglieder in Grünau gespielt haben, schon zur Zeit der Wende nicht mehr ganz zeitgemäß war und nun einen Grund darstellt, der die Gemeinden daran hindert, neue Antworten auf die Probleme der veränderten Umwelt zu geben. Mit diesem Phänomen würden die Gemeinden in Grünau jedoch nicht allein dastehen, es gab schon genügend Gründe, um der Frage nachzugehen, warum nach dem Zusammenbruch der politischen Systeme in Osteuropa, der religiöse Aufschwung in Ostdeutschland ausblieb. (Vgl.: Pollack u. Pickel 2000)
Natürlich ist hiermit auch ein hervorragendes Beispiel dafür gegeben, wie im Rahmen der Ökumene-Thematik die persönlichen Meinungen durch die Handlungen zu konkreten Veränderungen im Verhältnis der beiden Gemeinden führen. Die von Karl Rahner angesprochene Unterscheidung zwischen opinio, also der persönlichen Meinung und iudicium, also einem feststehenden (Glaubens-)Satz kann hier in ihrer vollen Virulenz nachgezeichnet werden. (Vgl.: Rahner 1970, 66 ff)
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Geller, H., Pankoke, E., Gabriel, K. (2002). Gemeindeberichte. In: Ökumene und Gemeinde. Forschung Soziologie, vol 147. VS Verlag für Sozialwissenschaften, Wiesbaden. https://doi.org/10.1007/978-3-322-99955-9_4
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