Verantwortung — Initiative — Selbstwirksamkeit: Skizze eines Programms zur Förderung situierten Lernens und nachhaltiger Lernmotivation Jugendlicher

Zusammenfassung

Historisch-theoretischer Hintergrund. Ökonomische und gesellschaftliche Transformationen haben tiefgreifende Auswirkungen auf die institutionelle Ordnung und auf kulturelle Deutungen, auf die Sozialpsychologie der Gruppen und auf Motivationen und Orientierungen der Individuen. So beschrieb vor bald hundert Jahren Emile Durkheim in nach wie vor lehrreichen Analysen die Folgen, die der Übergang von der traditionalen zur modernen, durch Arbeitsteilung charakterisierten Gesellschaftsform auf die (moralische) Orientierung der Individuen hat. Die durch den Zusammenbruch der traditionalen Gesellschaft freigesetzten Kräfte werden vielfach von den Individuen als Zerstörung sinnhafter Handlungschancen und Orientierungsmöglichkeiten, d.h. als Anomie erlebt. Eine extreme und dennoch typische Reaktion darauf ist der anome Selbstmord, dem Durkheim eine bemerkenswerte und bis heute bedeutsame Studie gewidmet hat. Als institutionelle Antwort auf Anomie und Orientierungslosigkeit wies Durkheim der Schule die Aufgabe moralischer Integration der modernen Gesellschaft zu.

Die Grundideen dieses Gutachtens wurden im Rahmen eines Programms der Stiftung „Brandenburger Tor“ der Bankgesellschaft Berlin entwickelt. Es geht dabei um Projekte der Initiierung lebenslangen Lernens, die zwar für alle jugendlichen Schüler relevant, insbesondere aber für jene Schüler bedeutungsvoll sind, deren Bedürfnisse nach eigener Wirksamkeit und sinnerfüllendem Lernen in den Schulen folgenreich frustriert werden.