Zusammenfassung
Die Nahrungsaufnahme durch die Menschen erfolgt weitgehend kontinuierlich, abgesehen von Hunger- und Fastenperioden, Ernährungsstörungen oder Krankheiten. Die Produktion der Nahrung verlief ursprünglich diskontinuierlich, weil Erntezeiten oder Schlachtungen nur zu besonderen Jahreszeiten möglich waren und zudem recht unterschiedlich sein konnten. Die naturbedingten Wachstumsrhythmen pflanzlicher oder tierischer Nahrungsmittel (zu denen auch oft die Getränke zählten, weil z.B. Wein und Bier von den Jahreszeiten abhängige Gärungsphasen benötigen, oder weil trinkbares Wasser oft nicht hinreichend verfügbar war) mußten durch Vorratshaltung überbrückt werden. Die durch Naturrhythmen zeitlich ver- bzw. entkoppelten Zusammenhänge zwischen Nahrungserzeugung und -aufnahme werden mit dem Aufkommen moderner Nahrungsindustrien radikal umgestaltet. Aus einer von naturalen Schwankungen abhängigen und dadurch diskontinuierlichen Nahrungsproduktion ist eine annähernd kontinuierliche Erzeugung geworden. Eingriffe in die Natur haben Aussaat, Reifung und Ernte der pflanzlichen Nahrung ein ganzes Stück weit von ursprünglichen Naturzyklen abgekoppelt. Durch Züchtung und Genmanipulation wurden die Frostresistenz vergrößert und das Wachstum beschleunigt. Vielfach wurde die Nahrungsproduktion ganz in Gewächshäuser und Fabriken verlagert, Nährlösungen und Chemikalien sowie Kunstlicht ersetzen die Natur. Die Erzeugung von Fleisch, Milch oder Eiern ist ebenfalls weitgehend von Naturzyklen und Fruchtbarkeit losgelöst und wird teilweise in riesigen Farmen nach industriellen Methoden durchgeführt. Die Beschwörung von Fruchtbarkeit, wofür in der Vergangenheit ungeheuer viele Rituale erdacht worden waren, weicht der künstlichen Befruchtung und um die Fleischproduktion zu erhöhen, wurden einigen Schweinesorten rasch Rippen hinzugezüchtet.
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Prahl, HW., Setzwein, M. (1999). Ernährung in der Weltgesellschaft. In: Soziologie der Ernährung. VS Verlag für Sozialwissenschaften, Wiesbaden. https://doi.org/10.1007/978-3-322-99874-3_9
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DOI: https://doi.org/10.1007/978-3-322-99874-3_9
Publisher Name: VS Verlag für Sozialwissenschaften, Wiesbaden
Print ISBN: 978-3-8100-2005-5
Online ISBN: 978-3-322-99874-3
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