Zusammenfassung
Um den Einfluß sozialstruktureller Variablen auf das Ernährungsverhalten3 und den Ernährungsstatus4 der Mitglieder einer Gesellschaft untersuchen zu können, ist es zunächst notwendig, empirisches Material über Art und Menge, Qualität und Häufigkeit verzehrter Nahrungsmittel zu sammeln. Für die Bundesrepublik Deutschland kann hierbei auf die Daten unterschiedlicher statistischer Auswertungen zurückgegriffen werden, denen jeweils verschiedene Erfassungsebenen und -methoden zugrunde liegen.
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Literatur
Die Arbeitsgemeinschaft Ernährungsverhalten (AGEV) definierte das Ernährungsverhalten 1984 als „Gesamtheit geplanter, spontaner oder gewohnheitsmäßiger Handlungsvollzüge, mit denen Nahrung beschafft, zubereitet und verzehrt wird“ (Oltersdorf, 1993: 324).
Der Begriff Ernährungsstatus bezeichnet den „körperlich-geistigen Gesundheitszustand im Ergebnis von Bedarf, Nahrungs-und Nährstoffzufuhr“ (Barlösius & Feichtinger & Köhler, 1995: 19).
Adolf vertritt dagegen die Auffassung, daß — auch wenn bei bestimmten Lebensmitteln ein deutlicher Einflug des sozioökonomischen Status auf den Verzehr gegeben ist — Angehörige niedriger Einkommensklassen in der Bundesrepublik Deutschland nicht als Risikogruppe eingestuft werden können, da die Gefahr eines ausgeprägten Nährstoffmangels nicht gegeben sei (Adolf, 1995: 105).
Die herausragende Bedeutung des Fleisches erklärt Fiddes (Fiddes, 1993: 15, 64, 85) damit, daß es eine sicht- und greifbare Verkörperung der Herrschaft des (männlichen) Menschen über die Natur darstellt und ihm daher Assoziationen von Macht, Stärke, Potenz und Lebenskraft anhaften.
Allerdings impliziert Armut nicht zwangsläufig auch Ernährungsarmut. Zwar ist das Risiko, unter Ernährungsarmut zu leiden, in armen Lebenslagen größer, sie tritt aber auch in anderen Zusammenhängen auf, beispielsweise wenn aufgrund von Traditionen, Rollenmustem und Machtverhältnissen Lebensmittel in einem Haushalt ungleich verteilt werden. Hier zeigt sich die Ernährungsarmut häufig von ihrer weiblichen Seite (Feichtinger, 1995: 296).
Ursachen der strukturellen Veränderungen in der Zusammensetzung der als arm definierten Bevölkerungsgruppen sind vor allem in der wachsenden Arbeitslosigkeit zu sehen. Galten bislang in erster Linie erwerbsunfähige Personen, insbesondere ältere Menschen (und hier insbesondere: ältere Frauen) als Gruppe mit hohem Armutsrisiko, so trifft Armut heute vielfach (arbeitslose) Personen im erwerbsfähigen Alter, die überwiegend in Familien leben. Überproportional häufig von Armut betroffen sind außerdem Alleinerziehende und Fanúlien mit mehreren Kindern (Einkommensarmut). Fast jedes fünfte Kind bzw. jeder fünfte Jugendliche bis 18 Jahre ist — bei steigender Tendenz — in der Bundesrepublik Deutschland der Armut ausgesetzt (Statistisches Bundesamt (Hg.), 1994: 606).
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Prahl, HW., Setzwein, M. (1999). Sozialstrukturelle Dimensionen von Ernährung. In: Soziologie der Ernährung. VS Verlag für Sozialwissenschaften, Wiesbaden. https://doi.org/10.1007/978-3-322-99874-3_3
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DOI: https://doi.org/10.1007/978-3-322-99874-3_3
Publisher Name: VS Verlag für Sozialwissenschaften, Wiesbaden
Print ISBN: 978-3-8100-2005-5
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