Zusammenfassung
Eine stark verkürzte — wenn nicht gar einseitige — Entwicklungsgeschichte der Familie seit dem 18. Jahrhundert beginnt mit dem „Mythos des Ganzen Hauses“ (Mitterauer, 1977; Hareven, 1996), der die große Zahl von gemeinsam wohnenden und wirtschaftenden Familienmitgliedern aus mindestens drei Generationen samt Gesinde impliziert.1 Dieser Mythos ist sowohl in den Vereinigten Staaten als auch in Europa weit verbreitet Ihm folgend „haben in der Vergangenheit drei Generationen glücklich im selben Haus zusammen gelebt, die Familienmitglieder hielten fest zusammen, Vater und Mutter wurden im Alter von ihren erwachsenen Kindern im Schoß der Familie versorgt, und ganz allgemein lebten Alt und Jung harmonisch zusammen“ (Hareven, 1996, S. 16). Zwar mag das „Ganze Haus“ als Leitbild fungiert haben;2 faktisch gab es in vorindustrieller Zeit jedoch nur selten Haushalte, in denen drei aufeinanderfolgende Generationen zusammenlebten (vgl. Höhn, 1988, S. 245 und die dort nachgewiesene Literatur zur Kritik an den Voraussetzungen der Verkernungsthese, insbesondere Burch, 1967). Vielmehr konnten Eltern infolge der hohen Sterblichkeit und der geringen Lebenserwartung nicht damit rechnen, eine größere Lebensspanne gemeinsam mit ihren Enkeln zu verbringen (vgl. Haraven, 1996, S. 18).3 Erst im Übergang zum 20. Jahrhundert sind Dreigenerationenhaushalte — ermöglicht durch den demographischen Übergang und die Industrialisierung — häufiger aufgetreten (vgl. Laslett/Wall, 1972). Sie haben jedoch schnell wieder an quantitativer Bedeutung verloren (dazu folgen später noch einige Daten).
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Fuchs, M. (2003). Haushalt — Familie — Hausfamilie. In: Hausfamilien. VS Verlag für Sozialwissenschaften, Wiesbaden. https://doi.org/10.1007/978-3-322-99862-0_1
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Publisher Name: VS Verlag für Sozialwissenschaften, Wiesbaden
Print ISBN: 978-3-8100-3094-8
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