Zusammenfassung
T. Parsons hatte im Rahmen seiner strukturfunktionalistischen Theorie ein Persönlichkeitskonzept entwickelt, das Wrong zu Recht als „over-socialized conception of man“ (Wrong 1962) bezeichnet. Parsons ging davon aus, daß die Individuen im Laufe ihrer Vergesellschaftung die leitenden Werte des kulturellen Systems verinnerlichen derart, daß sie zu Bedürfnissen, zu nicht nur Urteils-bindenden, sondern auch Motiv-bildenden Kräften werden (vgl. Parsons 1955). Darüber hinaus sind seiner Meinung nach eben die gleichen Werte in den funktional differenzierten Sozialsystemen der westlichen Gesellschaften institutionalisiert. Die für alle verbindlichen Werte bilden so eine Klammer, in der soziale Systeme und Personen sich als Identitäten in der Verschiedenheit verstehen lassen. Konflikte sind dabei nicht nur zwischen den Individuen tendenziell ausgeschlossen, da die internalisierten Wertemuster und die sozialen Rollendefinitionen sich in Einklang befinden: Der Eine wird vom Anderen immer nur das erwarten, was dieser immer schon als motivationale Disposition ausgebildet hat. Die Erwartungen sind, worauf vor allem Gouldner (1974) hingewiesen hat, nicht nur reziprok, sondern komplementär: Die in Erwartungen beanspruchten Rechte am Verhalten des Anderen sind immer schon dessen — akzeptierte — Pflichten.
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Literatur
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© 1999 Leske + Budrich, Opladen
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Schäfer, A. (1999). Rolle und Identität Zur Frage der praktischen Autonomie. In: Unbestimmte Transzendenz. VS Verlag für Sozialwissenschaften, Wiesbaden. https://doi.org/10.1007/978-3-322-99835-4_6
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DOI: https://doi.org/10.1007/978-3-322-99835-4_6
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