Zusammenfassung
In diesem Kapitel wird die Verfahrensweise geschildert, die zu den Fallstudien hinführt. Sie ist Ergebnis einer Reihe von Versuchen, die produzierten Materialien zueinander ins Verhältnis zu setzen. Zunächst einmal hatte nur festgestanden, daß mit jedem Gesprächspartner im Forschungsprojekt ein psychoanalytisches und ein soziologisches Gespräch geführt und dokumentiert werden sollten; das psychoanalytische Gespräch wurde in einem Gedächtnisprotokoll niedergelegt, das soziologische Gespräch wurde transkribiert. In welcher Weise beide Arten von Materialen aufeinander bezogen werden sollten, war zunächst offen. Es gehört zu den Ergebnissen des Forschungsprojekts, ein Verfahren zur Integration dieser Ausgangsmaterialien entwickelt zu haben, das beansprucht, auch in anderen, vergleichbaren Forschungsvorhaben verwendbar zu sein.
Access this chapter
Tax calculation will be finalised at checkout
Purchases are for personal use only
Preview
Unable to display preview. Download preview PDF.
Literatur
Zur Kritik an der subjektorientierten Industrie— und Betriebssoziologie vgl. Leu (1985; s.a. Voß 1984 ).
Was gemeint ist, macht Freud in der kurzen Arbeit über “Die Verneinung” (1925) deutlich: “Ein hübsches Gegenstück zu diesem Versuch stellt sich oft beim Zwangsneurotiker her, der bereits in das Verständnis seiner Symptome eingeführt worden ist. ‘Ich habe eine neue Zwangsvorstellung bekommen. Mir ist sofort dazu eingefallen, sie könnte dies Bestimmte bedeuten. Aber nein, das kann ja nicht wahr sein, sonst hätte es mir nicht einfallen können’. Was er mit dieser der Kur abgelauschten Begründung verwirft, ist natürlich der richtige Sinn der neuen Zwangsvorstellung” (Freud 1925a, S. 11f.).
Der… technische Schritt ist die Transponierung der ’äußeren’, dynamisch formulierten Objektkonstellation in die ‘innere’ Struktur des Patienten. Mit anderen Worten, der Konflikt in der Objektbeziehung wird als Strukturkonflikt formuliert“ (Argelander 1967, S. 488).
Zusammengestellt nach dem Projektbericht (vgl. Brede, Schweikart und Zeul 1988, S. 46–54 ).
Der nachfolgende Beitrag wurde für den Abschlußbericht des Projekts geschrieben (vgl. Brede u.a. 1988, S. 104–109).
Der Exkurs war Teil des Projektberichts (vgl. Brede u.a. 1988, S. 250–275).
Schweikart hat, parallel zu dem hier dargestellten Verfahren, auf den Text des soziologischen Interviews eine Erzählanalyse angewandt. Sie erlaubt, die Erzählungen der Gesprächspartner als Identitätsentwürfe zu beschreiben, und verwendet literaturwissenschaftliche Mittel (vgl. Schweikart 1987; Brede u.a. 1988, S. 276ff.) Für dieses erzählanalytische Verfahren gelten die Darlegungen im vorliegenden Exkurs gleichermaßen.
Anders als etwa Hopf (1978) stellt Lamnek (1993) seine Beschreibung des qualitativen Interviews nicht auf eine irgendwie geartete Strukturierungsleistung des Interviewers ab, vernachlässigt aber den Gesichtspunkt, den ich ins Zentrum rücke und wonach mit einem hohen Maß an Offenheit des Gesprächsverlaufs dennoch gültige Aussagen über den unbekannten Erfahrungsraum Arbeit als dem Untersuchungsgegenstand erreicht werden sollten. Dem Unterschied zur Offenheit des psychoanalytischen Interviews waren die Autoren eines Artikels des Bureau of Applied Social Research, Columbia University, bereits 1952 recht nahe gekommen: “Das qualitative Interview unterscheidet sich jedoch auch wesentlich von jener Form des ‘nicht—gelenkten’ Interviews, wie es bei persönlicher Beratung oder in der Psychoanalyse angewandt wird, obwohl es bei diesem gewisse Anleihen gemacht hat.… Der Sozialforscher will im Gegensatz zum Psychoanalytiker eine Einzelfallstudie von geringerer Eindringlichkeit und von anderer Art. Er will nur die Einstellung und Erfahrung des Individuums im Hinblick auf das spezifische Ziel der Untersuchung prüfen” (Bureau 1952, S. 145f.).
Die jeweiligen methodologischen Grundlagen, auf die die Interpretation qualitativer Interviews gestützt werden könnte, scheinen mir nicht ausreichend geklärt zu sein. Hierauf vor allem führte ich es zurück, daß die Darstellungen des qualitativen Interviews als Forschungsinstrument uneinheitlich und widersprüchlich sind (vgl. Kohli 1978; Schütze 1982; Hopf 1978; Lamnek 1993). Mir ist kein Begründungszusammenhang bekannt, nach dem sich Möglichkeiten und Grenzen aussagekräftiger Interpretationen bemessen würden. Nach dem von mir beschriebenen Vorgehen würde sich anbieten, die Voraussetzungen für einen solchen methodologischen Begründungszusammenhang von der Sprechakttheorie her zu entwickeln. Die Sprechakitheorie untersucht Sprache auf die Handlungswirksamkeit von Äußerungen hin (Austin 1962/1975; Searle 1969 ). Auf qualitative Interviews bezogen, könnte sie daher zur Klärung der Voraussetzungen beitragen, unter denen vom kommunikativen Handeln im Interview auf die Objektivität sozialen Handelns als Untersuchungsgegenstand geschlossen werden kann.
Author information
Authors and Affiliations
Rights and permissions
Copyright information
© 1995 Westdeutscher Verlag GmbH, Opladen
About this chapter
Cite this chapter
Brede, K. (1995). Methode und Gegenstand. In: Wagnisse der Anpassung im Arbeitsalltag. VS Verlag für Sozialwissenschaften, Wiesbaden. https://doi.org/10.1007/978-3-322-99824-8_4
Download citation
DOI: https://doi.org/10.1007/978-3-322-99824-8_4
Publisher Name: VS Verlag für Sozialwissenschaften, Wiesbaden
Print ISBN: 978-3-531-12748-4
Online ISBN: 978-3-322-99824-8
eBook Packages: Springer Book Archive