Zusammenfassung
Die Berichterstattung über Österreich zu diesem Zeitpunkt, im September 1989, muß von einem Sachverhalt geprägt sein, dessen Intensität und Grundsätzlichkeit im Ausland noch kaum registriert wird: Dem Tempo des politischen, ökonomischen und kommunikativen bzw. medialen Wandel der österreichischen Gesellschaft. Wer vertrauensvoll die üblichen Standardwerke konsultiert, vermißt schmerzlich die Neuauflagen, die das Datenmaterial und seine Interpretation aus dem Anfang der 80er Jahre in die völlig veränderte Gegenwart fortschreiben. Am ehesten halten einen noch die — oft von Meinungsumfragen und anderen sozialwissenschaftlichen Materialien fundierten — Reports des Nachrichtenmagazins „profil“auf dem laufenden. So schilderte die Titelgeschichte „Riese mit Rissen“, welchen dramatischen Machtverlust der ÖGB in den letzten Jahren trotz weiter hoher Mitgliederzahl zur Kenntnis nehmen mußte (Nr. 37 vom 11. September 1989). Im gleichen Heft werden die Ergebnisse einer politischen Umfrage, die auch die übliche Sonntagsfrage enthält, veröffentlicht und bestätigen die nach einigen Landtagswahlen schon nicht mehr unbekannten, erdrutschartigen Veränderungen der österreichischen Wählerlandschaft seit Mitte der 80er Jahre. Noch bei der Nationalratswahl 1983 waren 91 % der Stimmen auf die beiden großen Parteien SPÖ und ÖVP konzentriert. Die „profil“-Umfrage gibt ihnen nur noch 74 %, den Grünen und der FPÖ dagegen zusammen 25 %!
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Literatur
Vgl. dazu z.B. Anton Pelinka: Österreich — Modernisierungspolitik zwischen Kontinuität und Wandel, in: Aus Politik und Zeitgeschichte (Beilage zur Wochenzeitung Das Parlament) B 51/19.12.1987, S. 3–10.
Anton Pelinka: Windstille. Klagen über Österreich,München und Wien 1985, S. 39.
Hannes Haas: Die wöchentliche Diskussionsmüdigkeit im Club 2 des ORF, in: Funk-Korrespondenz Nr. 3/1989, S. 15/16.
Vgl. die von mir zusammengestellte Dokumentation: Der Club 2 1988. Ein Blick zurück: Was seit dem Dezember 1987 aus einer Sendung wurde, die elf Jahre Fernsehgeschichte gemacht hatte, Wien,30. Mai 1989 (als Manuskript gedruckt).
Wenn alle, die lügen, zurücktreten müßten…“. „Betrifft“-Chef Kurt Langbein verläßt den ORF und schreibt Abschiedsgrüße an Podgorski, in: Die Presse,11./12.2.1989, S. XIV.
Mit ORF-Generalintendant Thaddäus Podgorski sprachen Herbert Lackner und Peter Rabl: „Der ORF gerät in Gefahr, gegängelt zu werden“, in: „profil“,Nr. 36/4. September 1989, S. 20–23.
H. Bachleitner u.a.: Journalistenenquête Österreich, Wien 1989 (als Manuskript gedruckt).
profil“Nr. 18/Mai 1989, S. 61.
Abteilung für Öffentlichkeitsarbeit des Zentralkomitees der KPÖ (Hg.): Medienkatastrophe Lainz,Wien 1989.
KPÖ, S. 4.
Vgl. Christian Broda: Medienjustiz — Ersatzjustiz?, in: Österreichisches Jahrbuch für Kommunikationswissenschaft 1986/87, Wien 1987, S. 201: „Medienjustiz ist Berichterstattung über anhängige Gerichtsverfahren unter Mißachtung der Unschuldsvermutung des Art. 6 der IMRK und Verletzung der Menschenwürde, so daß ein faires Verfahren in Frage gestellt wird. Medienjustiz führt zur ‘Vor-Verurteilung’ bevor noch ein unabhängiges Gericht seine Entscheidung gefällt hat. Das ‘Vor-Urteil’ ist das Wesen der Medienjustiz.“Broda formuliert dies als Justizminister a.D., der hier einen dringenden gesetzgeberischen Handlungsbedarf sah.
KPÖ, S. 7.
Alfred Worm sprach mit Kurt Falk: „Einakter für Thomas Bernhard“, in: „profil“Nr. 46/14. November 1988, S. 21.
In: „profil“Nr. 23/2. Juni 1986, S. 15. Wiederveröffentlicht in: Peter Michael Lingens, Auf der Suche nach den verlorenen Werten in Politik, Kunst, Moral und Gesellschaft. Kommentare zum Zustand Österreichs 1970–1986. Mit Illustrationen von Manfred Deix, Wien 1986.
Vgl. Karl R. Popper/Konrad Lorenz: Die Zukunft ist offen. Das Altenberger Gespräch. Mit den Texten des Wiener Popper-Symposiums. Herausgegeben von Franz Kreuzer, München/Zürich o.J., S. 123.
Lingens, a.a.O., S. 67.
Vgl. Lingens, a.a.O., S. 119/120.
Michael Haller: Journalistische Ethik und Öffentlichkeit, in: Arbeitsblätter für ethische Forschung 1/1987 (Nr. 17, März ), S. 31.
Vgl. ORF-Almanach 1986/87, S. 461–480: Programmrichtlinien; vgl. dazu die Schilderung, wie es zur Entstehung dieser Richtlinien kam: Alfons Dalma: Die Torwächter des Wissens, in: ORF (Hg.), Gerd Bacher zu Ehren,Salzburg und Wien, o.J. (1985), S. 83–106.
Peter Genich: Liberalismus. Chancen und Grenzen in Österreich, in: SWS Rundschau Heft 4/1988, S. 438.
Sigrid Löffler, in: „profil“Nr. 30/27.7.1987, S. 8/9.
Pelinka, a.a.O., 1987, S. 10.
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Langenbucher, W.R. (1992). Zur Debatte über Medienethik in Österreich. In: Haller, M., Holzhey, H. (eds) Medien-Ethik. VS Verlag für Sozialwissenschaften, Wiesbaden. https://doi.org/10.1007/978-3-322-99816-3_4
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