Zusammenfassung
Deutschland war von Anfang an ein paradigmatischer Fall für die neuere „Politische Kultur“-Forschung (vgl. a. Almond 1987). Hierzu hatte insbesondere die Tatsache beigetragen, daß es in Deutschland in weniger als 100 Jahren fünf sehr unterschiedliche Typen politischer Systeme, das Kaiserreich, die fragile Weimarer Republik, das Naziregime und schließlich die Bundesrepublik und die DDR gegeben hatte. Unterschiedliche Thesen über Kontinuität und Wandel politischer Kulturen und ihrer Entsprechung zu den jeweiligen politischen Strukturen ließen sich so in „quasi-experimenteller“ Weise anschaulich überprüfen. Aber nicht nur in konzeptioneller und methodischer Hinsicht, sondern auch was die politische Relevanz für einige der prägenden Ereignisse des 20. Jahrhunderts, die beiden Weltkriege und den Holocaust angeht, stand der deutsche Fall im Vordergrund des Interesses. Für viele repräsentierte Deutschland eine Mischung aus „Jekyll und Hyde“ (so der Untertitel von Sebastian Haffners früher Studie 1941) und blieb „rätselhaft“ (so noch der Titel von Brigitte Sauzays Deutschlandbuch, 1986) oder gar bedrohlich.
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Literatur
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Berg-Schlosser, D. (2001). Entwicklungen der Politischen Kultur in der Bundesrepublik Deutschland seit der Vereinigung. In: Gourd, A., Noetzel, T. (eds) Zukunft der Demokratie in Deutschland. VS Verlag für Sozialwissenschaften, Wiesbaden. https://doi.org/10.1007/978-3-322-99795-1_17
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Publisher Name: VS Verlag für Sozialwissenschaften, Wiesbaden
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Online ISBN: 978-3-322-99795-1
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