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Part of the book series: Konzeption Empirische Literaturwissenschaft ((KEL,volume 16))

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Zusammenfassung

Im bisherigen Verlauf der Arbeit wurde zum einen der Radikale Konstruktivismus, zum anderen die darauf aufbauende NELW dargestellt. Dies schien mir notwendig, da meines Wissens bisher noch keine zusammenfassende Darstellung vorliegt, die beide Bereiche hinsichtlich der Problematik des Verstehensbegriffs und damit auch gleichtzeitig hinsichtlich literaturwissenschaftlicher Grundlagenprobleme diskutiert.1 Nun ist aber meines Erachtens mit dieser Darstellung noch nicht viel gewonnen. Im Gegensatz zu den meisten Vertretern der NELW bin ich der Auffassung, daß eine isolierte Darstellung dieses neuen Paradigmas nicht ausreicht, um die Theoriedebatte in der Literaturwissenschaft zu beflügeln. Empirische Untersuchungen, die konstruktivistische Überzeugungen stützen,2 tragen nicht dazu bei, traditionelle Literaturwissenschaftler von der Fruchtbarkeit des konstruktivistischen Ansatzes zu überzeugen. Dazu ist vielmehr, auch von Seiten der NELW, eine Auseinandersetzung über grundlegende Theorien und Konzepte nötig. Diese jedoch wird weder von konstruktivistischer noch von traditionell hermeneutisch-literaturwissenschaftlicher Seite geführt. Während die hermeneutischen Literaturwissenschaftler die NELW schlichtweg nicht zur Kenntnis nehmen, kommen die Vertreter der NELW über pauschale Verurteilungen jeglicher Textontologie und knapper Kritik an der Rezeptionsästhetik nicht hinaus.3 Die Feststellung der ‘Inkommensurabilität’ zweier Paradigmen führt somit zur gegenseitigen Ignoranz.

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Literature

  1. Zwar liegt mit Hauptmeier/Schmidt (1985) eine Einführung in die NELW und mit Rusch (1987) eine umfassende Darstellung des Radikalen Konstruktivismus vor. Eine ausführliche Diskussion des Verstehensbegriffs vor dem Hintergrund hermeneutischer Literaturwissenschaft wird jedoch in keiner der beiden Publikationen geleistet.

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  2. Prinzipiell wäre hier wohl auch zu fragen, warum die Vertreter der NELW immer davon reden, daß empirische Befunde ihre Hypothesen ‘stützen’ niemals jedoch davon, daß Hypothesen erfahrungswissenschaftlich ‘geprüft’ werden können. Zur Kritik des konstruktivistischen Empiriebegriffs vgl. auch Eibl (1984).

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  3. Vgl. z.B. Hauptmeier/Meutsch/Viehoff (1987,1–3), wo auf den ersten drei Seiten sämtliche ‘Hermeneutics on understanding’ abgehandelt werden. Auch folgendes statement bei Viehoff/ Meutsch (1989) scheint mir, jedenfalls zum gegenwärtigen Zeitpunkt, verfrüht: “However, we think the time is ripe now for the study of literature to shift the research and theory focus from innerparadigmatic discussions between the hermeneutists and the newcomers of the empirical study of literature ... to a broad discussion and integration of interdisciplinary approaches, models and results in the field of text understanding” (Viehoff/Meutsch,1989,3). Auch wenn interdisziplinäre Forschung nützlich sein wird; die Auseinandersetzung mit hermeneutischen Ansätzen zum Textverstehen hat bisher noch gar nicht stattgefunden.

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  4. Vgl. Schmidt (1986d), wo ebenfalls der Versuch gemacht wird, psychologische Textverarbeitungsmodelle in Hinsicht auf ein konstruktivistisches Verstehenskonzept zu diskutieren. Siehe auch den Überblick bei Viehoff (1988).

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  5. Vgl. z.B. Gadamer,1987,258f.: “‘Werk’ meint nichts anderes als ‘ergon’ und ist genau wie jedes andere ‘ergon’ dadurch charakterisiert, daß es von dem Produzenten und seiner Produktion losgelöst ist. ... Wo wir es mit einem Kunstwerk zu tun haben, ist die intentio sozusagen in das Werk selbst eingegangen und kann hinter ihm oder vor ihm nicht mehr gesucht werden. ... Jeder Leser sieht sich dem Diktat des Gedichtes und des Textes unterworfen. “ Autor- wie Leserkomponente werden von Gadamer im ‘Werk’ fundamentiert.

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  6. Siehe z.B. Hauptmeier/Meutsch/Viehoff (1987): “In their investigations and reflections hermeneuticians routinely ask the texts what they mean, intend, and stand for”(1). Dies beinhaltet, so die Autoren, folgendes Problem: “the (home-made) problem of the adequate, correct and objective reconstruction of the meaning of the text” (ebd.).

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  7. Siehe z.B. Birus (Hg.): 1982; Grondin 1991; Nassen, U.: Klassiker der Hermeneutik, Paderborn: Schöningh 1982.

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  8. Vgl. G. Rusch,1992,250–254, wo sogar sämtliche ‘hermeneutische’ Anstrengungen seit der Antike zum Thema gemacht werden. Oder auch Hauptmeier/Schmidt, 1985, 201: “Kein hermeneutischer Ansatz hat bislang eine zufriedenstellende Theorie des Verstehens vorgelegt. “

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  9. Zur vorpositivistischen Literaturwissenschaft siehe den Aufsatz von Franz Schultz: Die Entwicklung der Literaturwissenschaft von Herder bis Scherer, in: Ermatinger, Emil (Hg.): Philosophie der Literaturwissenschaft, Berlin 1930, S.1–42.

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  10. Vgl. Ranke: “Jede Epoche ist unmittelbar zu Gott, und ihr Wert beruht gar nicht auf dem, was aus ihr hervorgeht, sondern in ihrer Existenz selbst, in ihrem eigenen Selbst. “(L.v. Ranke: Aus Werk und Nachlaß, Bd.II: Über die Epochen der neueren Geschichte, hrsg. v. W.P. Fuchs und Th. Schieder, München 1971, 59/60.

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  11. Gemeinhin spricht man von der ‘Scherer-Zeit’ der Literaturwissenschaft.

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  12. Zur Bedeutung Schleiermachers für das Entstehen der modernen Hermeneutik vgl. z.B. Kurz,1986,1: “Die moderne Hermeneutik beginnt Anfang des 19. Jahrhunderts mit Schleiermachers Vorlesungen über die transzendentalen Bedingungen und methodischen Möglichkeiten des Verstehens”, oder auch Birus: “Seit Beginn des 19. Jahrhunderts läßt sich ein deutlicher Wandel im Verständnis von ‘Hermeneutik’ beobachten, und er ist entscheidend durch das Wirken Friedrich Schleiermachers geprägt worden” (Birus,1982,7). Der auch von Dilthey (1924) zugestandenen Bedeutung Schleiennachers für die methodenbewußte Entwicklung der Hermeneutik opponierte dann vor allem Gadamer, der der ‘romantischen Hermeneutik’ und ihren Nachfolgern vorwarf, die philosophische Hermeneutik nicht als ‘prima philosophia’ etabliert zu haben. Demgemäß auch sein Vorbehalt gegen Dilthey: “Die heutige Aufgabe (der Hermeneutik, M. F.) könnte sein, sich dem beherrschenden Einfluß der Diltheyschen Fragestellung und den Vorurteilen der durch ihn begründeten ‘Geistesgeschichte’ zu entziehen ... “(Gadamer,1975,158). Demgegenüber kritisiert P. Szondi wiederum den Wegder Hermeneutik zur Grundlagenwissenschaft, da sie so ihre einstige Aufgabe, nämlich “eine materiale Lehre von der Auslegung zu sein (vergißt), während diese philosophische Begründung der Hermeneutik bei Schleiermacher selbst mit einer Fortsetzung der materialen Hermeneutik verbunden war” (Szondi,1975, l lf.). Vgl. auch Müller-Vollmer,1983,97: “Es war das Verdienst Schleiennachers, von der Basis der romantischen Sprachepisteme her die Hermeneutik neu begründet und zur Grundlagenwissenschaft der Geistes- und Humanwissenschaften gemacht zu haben. ... Die von Dilthey ausgehende Schleiermacherrezeption der philosophischen Hermeneutik dagegen hat diesen Tatbestand weitgehend verdrängt und damit auch den Zugang zu den konkreten hermeneutischen Untersuchungen Schleiermachers, die für die Human- und Literaturwissenschaft und für die Erarbeitung eines der heutigen Wissenschaftslage adäquaten Interpretationsbegriffs von höchst aktuellem Interesse sind, auf Jahrzehnte verzögert. “

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  13. Vgl. hierzu Bolz,1982,113: “Von selbst versteht sich nichts mehr, und nichts, was das Verstehen betrifft, ist mehr selbstverständlich. Kunstvoll führt Schleiermacher, indem er auf das nichtverstehende Subjekt zentral reflektiert, den cartesischen Zweifel in die Hermeneutik ein. Tritt dem Bewußtsein die Rede des andem in apriorischer Fremdheit gegenüber, so ist die hermeneutische Aufgabe universal geworden.

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  14. Dieser berühmt gewordene Satz Diltheys war sicherlich nicht der alleinige Ausgangspunkt des Wissenschaftsdualismus und der ‘ Verstehen-Erklären-Kontroverse’ . Er sei hier nur wegen seiner pointierten Schärfe zitiert. Zur Einschätzung Diltheys von Seiten der analytischen Wissenschaftstheorie vgl. folgendes Zitat von Stegmüller: “Auch heute scheint noch immer die von Dilthey stammende Gegenüberstellung von Verstehen und Erklären eine große Rolle zu spielen. ... Von allen mir (Stegmüller,M.F.) bekannten erkenntnistheoretischen Dichotomien ... ist die Diltheysche Gegenüberstellung die mit Abstand unfruchtbarste” (Stegmüller, 1979a, 32; Hervorh.i.T.).

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  15. Vgl. Böckmann (1931). Es handelt sich bei diesem Aufsatz um die schriftliche Fassung der öffentlichen Antrittsvorlesung an der Universität Hamburg vom 14. Mai 1930.

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  16. Vgl. hierzu auch Vietor,1945,900: “Denn dies war die Grundthese der Geistesgeschichte: daß die einzelnen Gebiete des geistigen Lebens ‘Auswirkungen des Gesamtgeistes’ der Epoche sind; . . . “

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  17. Vgl. zum Vorwurf der ‘Geistestypologie’ den Aufsatz von Link (1978). Zur Entstehung von ‘Typenbegriffen’ zu Beginn des 20. Jahrhunderts vgl. auch Rosenberg,1988,113: “. .. mit der Verabschiedung der optimistischen Geschichtskonzeptionen (des 19. Jahrhunderts,M. F.)(wurde) die Geschichte überhaupt aus dem Zentrum des literaturwissenschaftlichen Denkens verdrängt, die Schicht der mit den höchsten Werten versehenen Werke ihrer Historizität entbunden und die typologische Verallgemeinerung zu der Klammer ..., die die isoliert im Raum stehenden ‘Meisterwerke’ wieder zueinander in Beziehung brachte. Damit wurde die Werkinterpretation statt der Konstruktion von Geschichte zum Hauptgeschäft der Literaturwissenschaftler. “

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  18. Genau dies ist das Thema in dem Aufsatz von Link (1978). Zusammenfassend ein Zitat: “Die metaphysizierende Hermeneutik, d.h. eine Interpretationslehre, die hinter dem Wort das ewige Wesen voraussetzt und sich so ans Wort halten zu können meint, geht dem Textwort in die Falle — das aber freiwillig und gern, da sie nur auf diesem Wege ihre legitimierende Aufgabe erfüllen kann. Scheinbar läßt sie den Buchstaben treu stehen, in Wahrheit wirft sie jedoch das Netz ihrer eigenen ideologischen Konzepte nach den Worten des Autors aus, um sie zu Legitimationszwecken ‘ einzubringen’ . So muß schließlich auch Hölderlins ‘Vaterland’ der Legitimation des faschistischen ‘völkischen’ ‘ Vaterlands’ dienen” (Link,1978, 300f. ; Hervorh.i.T.).

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  19. Vgl. auch Hauff et al.,1991,Bd.2,39: “Ihre ideologische und methodologische Krise hat die deutsche Germanistik nach 1945 vor allem dadurch überspielt, daß sie sich dem in den westlichen Ländern herrschenden formalistischen Trend anpaßte.”

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  20. So der Titel von Staiger (1955), der sich selbst übrigens als Wissenschaftler versteht: “Als wissenschaftliche Richtung ... hat sich die Interpretation — die Stilkritik oder immanente Deutung der Texte — erst seit zehn bis fünfzehn Jahren durchgesetzt” (ebd.,9).

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  21. Vgl. E. Staiger: Grundbegriffe der Poetik, Zürich/Freiburg, 1968, Zitat S. 223. Vgl. auch folgendes Zitat bei Link,1978,299: “... die ausgesprochene oder unausgesprochene Grundvoraussetzung aller geistestypologischen bzw. ‘geistesgeschichtlichen’ Richtungen; sämtlich sind sie damit beschäftigt, ewige Themen, Probleme, Formen, Stiltypen ‘hinter’ dem geschichtlich sich entwickelnden Material der Literatur aufzudecken. “

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  22. So ist es kein Wunder, daß Staiger noch 1966 in seiner ‘Züricher Rede’ die Gegenwartsliteratur als eine über “die ganze westliche Welt verbreitete Legion von Dichtern, deren Lebensberuf es ist, im Scheußlichen und Gemeinen zu wühlen”, denunzierte.

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  23. Siehe auch Bogda1,1990,14f. :”Die Literaturwissenschaft hat mit einer heute kaum noch vorstellbaren Blindheit die Weiterentwicklung der Literatur im 20. Jahrhundert zur Moderne und Avantgarde ignoriert . . . “

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  24. Siehe auch die Ausführungen zur Methodenkrise in der Einleitung zu meiner Arbeit.

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  25. Mit dem ‘Kritischen Interpretieren’ von Mecklenburg und Müller, das sich an Habermas Theorie der ‘erkenntnisleitenden Interessen’ anschloß, könnte noch eine vierte Phase ausdifferenziert werden. Ich lasse diese Theorie hier unberücksichtigt, da die Kritik der NELW an der Hermeneutik am Beispiel von Gadamers ‘Wahrheit und Methode’ resp. Jauß’ Rezeptionsästhetik klarer zu explizieren ist. Zudem hat das ‘Kritische Interpretieren’ in der Literaturwissenschaft kaum Resonanz gefunden und spielt heute im Rahmen neuerer Literaturtheorien überhaupt keine Rolle mehr.

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  26. Insofern auch Gadamers Aufforderung: “Die heutige Aufgabe könnte sein, sich dem beherrschenden Einfluß der Diltheyschen Fragestellung und den Vorurteilen der durch ihn begründeten ‘Geistesgeschichte’ zu entziehen” (Gadamer, 1975,158).

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  27. Vgl. Gadamer, 1975,336: “Wenn wir an einem Gegenstand eine Erfahrung machen, so heißt das, das wir die Dinge bisher nicht richtig gesehen haben und nun besser wissen, wie es damit steht. Die Negativität der Erfahrung hat also einen eigentümlich produktiven Sinn” (Hervorh. i.T.).

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  28. Seit Heidegger galt die Zirkelstruktur des Daseins als ontologisches Grundprinzip (“Der ‘ Zirkel’ im Verstehen gehört zur Struktur des Sinnes, welches Phänomen in der existenzialen Verfassung des Daseins, im auslegenden Verstehen verwurzelt ist. Seiendes, dem es als Inder-Welt-sein um sein Sein selbst geht, hat eine ontologische Zirkelstruktur” (1976,153)), bei Gadamer fungiert der Zirkel als Konstitutivum des ‘ Überlieferungsgeschehens’ . Kritik kam natürlich aus dem analytischen Lager, z.B. von Stegmüller, der meinte, “daß in der üblichen Bezeichnung ‘der Zirkel des Verstehens’ ... alles falsch ist” (Stegmüller, 1979a,29), oder auch von Göttner, die forderte, “den überstrapazierten Begriff des hermeneutischen Zirkels aus dem wissenschaftlichen Verkehr zu ziehen” (Göttner,1973,170). Ebenso wurde von seiten einer ‘literarischen Hermeneutik’ Kritik am ‘Skandalon des Zirkels’ geübt. Szondi beschrieb ihn als ‘Beruhigungsmittel’, das jeder Literaturwissenschaftler gern akzeptierte, konnte man doch so den “Fragen und Zweifel(n) methodologischer Art mit der Pauschalauskunft, man bewege sich eben im hermeneutischen Zirkel” (Szondi,1975,13) entgehen.

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  29. H. Blumenberg: Matthäuspassion, Frankfurt 1988.

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  30. Siehe auch Warning,1975,23: “Verstehen ist (bei Jauß,M.F.) ... nicht mehr Einrücken in ein Überlieferungsgeschehen, sondern aktive Aneignung eines Werkes über die Vermittlung vorausliegender Aneignungen, das heißt seiner Rezeptionsgeschichte. Auf solche aktive Rezeption wird ausdrücklich und gegen Gadamer sodann auch die Wirkung des Klassischen bezogen. Das Klassische solchermaßen um eine normative und sich durchhaltende ‘Sagkraft’ verkürzen aber heißt zugleich, auf jene Hilfskonstruktion verzichten, die in Gadamers Hermeneutik eine amethodische, im bloßen ‘Hören’ gründende Scheidung ‘richtigen’ und ‘falschen’ Verstehens leisten sollte. “

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  31. Siehe auch Warning,1975,24: “Methodisch ungedeckt ist nämlich just jene Position Gadamers, die auch Jauß unverzichtbar scheint: die Insistenz auf der Geschichtlichkeit allen Verstehens bei gleichzeitigem Festhalten an ‘richtigem’ und ‘falschem’ Verstehen.”

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  32. Vgl. oben, Anm. 18.

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  33. Vgl. Fohrmann/Müller, 1988,12: “Materialistische Theorien etwa zielten in diese Richtung, wenn sie das Sinnpotential von Texten und ihre Verortung in gesellschaftlicher Produktion, Distribution und Konsumtion auf ein Klassenkampfmodell bezogen haben. Psychoanalytische Theorien versuchten anthropologisch-psychologische Rückführungen des Autors (oder auch des Werkes und des Lesers), deren überkommene ‘allgemeine Besonderheit’ so unter der Hand den Index normaler Pathologizität erhalten konnte. Und der sozialgeschichtliche take-off der 70er Jahre orientierte seine Signifikatzuweisung vornehmlich an Modellen sozialer Schichtung” (Hervorh.i.T.).

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  34. Vgl. oben Kap. 3.3 meiner Arbeit.

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  35. Vgl. die Ausführungen zu Psychologischen Textverarbeitungsmodellen im Kap. 4.2 meiner Arbeit.

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  36. Vgl. z.B. H. Fricke: Literatur und Literaturwissenschaft. Beiträge zu Grundfragen einer verunsicherten Disziplin, Paderborn u.a. 1991. Nachdem Fricke in einer Fallstudie zu Kafkas ‘Hungerkünstler’ 35 verschiedene Interpretationen eben jenes Hungerkünstlers referiert hat, kommentiert er dieses Ergebnis mit dem lapidaren Satz: “Es gibt sie (die ‘wahre’ Interpretation,M.F.) nicht” (17).

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  37. Gumbrecht bezieht sich bei dieser These auf H.G. Soeffner (Hg.): Interpretative Verfahren in den Sozial- und Textwissenschaften, Stuttgart 1979.

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  38. Vgl. den Aufsatz von W. Jung: Neuere Hermeneutikkonzepte: Methodische Verfahren oder genialische Anschauung? (in: Bogdal, K.-M. (Hg.): Neue Literaturtheorien. Eine Einführung, Opladen 1990, S.154–175).

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  39. So formuliert jedenfalls auch Ernst von Glasersfeld die Interpretationskritik: “Eine Interpretation kann mit Bezug auf den jeweiligen Text inkonsistent oder unangemessen sein, die Behauptung aber, daß nur eine Interpretation die ‘richtige’ sein könne, ist in der Sicht der konstruktivistischen Erkenntnistheorie unbegründet” (Glasersfeld,1987b,86; Hervorh.i.T.).

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  40. Vgl. auch Gumbrechts Einschätzung der Konjunktur dekonstruktivistischen Denkens in Amerika: “... erst im Milieu einer kulturkritisch-melancholischen Befindlichkeit, wie sie Literaten und Literaturkritiker (letztere übrigens im Gegensatz zu den meisten deutschen Literaturwissenschaftlern) heute pflegen, wurde aus dem akademischen Philosophen Derrida eine westliche ‘cult figure’ “‘ (Gumbrecht,1986,20). Zu postmodernen Literaturtheorien vgl. auch: Jochen C. Schütze: Aporien der Literaturkritik — Aspekte der postmodernen Theoriebildung, in: Huyssen, A. /Scherpe, K. R. (Hg.): Postmoderne — Zeichen eines kulturellen Wandels, Reinbek 1986, 196–218.

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  41. Bereits hier sei angemerkt, daß meine Arbeit natürlich nicht der erste Versuch ist, psychologische Textverarbeitungsmodelle für das Verstehen literarischer Texte fruchtbar zu machen. Man vergleiche nur die Beiträge zu Heft 55 (1984) der ‘Zeitschrift für Literaturwissenschaft und Linguistik’, wo unter dem Titel ‘Textverständlichkeit — Textverstehen’ vor allem die Aufsätze von Hoppe-Graf (1984), Pause (1984), Heringer (1984) und Meutsch (1984) einer ähnlichen Fragestellung verpflichtet sind. Siehe auch die Textsammlung von Halasz (1987) und den informativen Überblick in Halasz (1987a). Hingewiesen sei auch auf die starke Einbeziehung psychologischer Textverarbeitungsmodelle in das Konzept einer empirischen Literaturwissenschaft, einerseits bereits von Groeben (1972,1977,1982), andererseits im Rahmen der NELW (vgl. z.B. Meutsch/Schmidt, 1985 oder Schmidt,1986d). Zum Einfluß literaturwissenschaftlicher Fragestellungen auf psychologische Textverarbeitungsmodelle vgl. z.B. Brewer,1980, 221: “The purpose of this chapter is to show that literary theory, rhetoric, and stylistics can provide an important source of theoretical ideas for experimental psychologists studying discourse. “ Daß nicht nur Modelle psychologischer Textverarbeitung, sondern auch zahlreiche andere Zweige der Psychologie die ‘Literatur’ als ihren Gegenstandsbereich entdeckt haben, dokumentiert der Band von Langner (Hg.), 1986. Man sieht, Interdisziplinarität ist gefragt.

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  42. Vgl hierzu auch van Dijks Beschreibung der Aufgaben von Psycholinguistik und kognitiver Psychologie: “Psycholinguistik und (kognitive) Psychologie ... bemühen sich, das wirkliche Funktionieren (eines) abstrakten Sprachsystems deutlich zu machen; in Begriffen bestimmter kognitiver Zustände und Prozesse wird also beschrieben, wie dieses Sprachsystem erworben wurde und vor allem, welche Regeln und Strategien angewandt werden, wenn ein Sprachbenutzer einen Text produziert oder versteht” (van Dijk,1980, 8; Hervorh. i. T.). Zwar bleibt das ‘Verstehen’ Thema der Psycholinguistik, der theoretische Stellenwert dieser kognitiven Leistung unterliegt jedoch einer grundlegenden Änderung. Nicht das ‘ Verstehen’, sondern die ‘Erklärung’ des Verstehens wird zur theoretischen Zielvorstellung. Dieser Aufgabenänderung bleibt z.B. auch Freundliebs Gegenüberstellung von Gadamer und linguistischer Semantik verpflichtet: “Whereas hermeneutical exegesis is often little more than a display of human linguistic capacities, theories of discourse are meant to explain how the construction of meaning comes about” (Freundlieb,1987,122; Hervorh. i. T.). Freundliebs These, “daß Gadamers Idee der Interpretation als eines Prozesses, bei dem Autor und Leser zu einer Übereinkunft über die ‘Sache’ kommen ..., neu und fruchtbar in Begriffen der Interaktion zwischen semantischer Kompetenz und Alltagswissen im Leseprozeß überdacht werden kann” (a. a. O., 110), konvergiert in ihrer Intention mit den Motiven für dieses Kapitel, das hermeneutische Verstehenskonzept durch eine Konfrontation mit psychologischen Textverarbeitungsmodellen zu hinterfragen.

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  43. Demgemäß wird folgende informationspolitische Annahme psychologischer Textverarbeitungsmodelle plausibel: “Der Autor eines Textes ist also bemüht, eine Informationspolitik (im Text) zu betreiben, die möglichst optimal auf die Mittel zugeschnitten ist, über die (nach seinem Wissen) der mögliche Leser des Textes (im Prinzip) verfügt” (Pause,1984,41). Gerade avancierte literarische Autoren seit Mallarmé dürften diese Annahme in ihr Gegenteil verkehrt haben oder jedenfalls von der gegenteiligen Absicht ausgegangen sein.

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  44. Vgl. Meutsch/Schmidt,1985,382f.: “U.E. ist die scheinbar evidente und konsensuelle Annahme, Verstehen sei ein Prozeß der Informationsverarbeitung, höchst problematisch. ... modellieren wir Kognition daher als einen Prozeß der Informationskonstruktion und nicht als einen Informationsverarbeitungsprozeß. “

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  45. Gewöhnlich wird hier auf die Mitte des 19. Jahrhunderts verwiesen, wo mit dem Symbolismus, mit Mallarmé, “eine Literatur (entstand), die das Funktionieren der Wörter, das Spielen der sprachlichen Strukturen aus ihrer Ausnutzung und Verdeckung durch die Priorität des Gedankens (befreite), die von der einfachen Relation Signifikant — Signifikat zu einer fast endlosen Interrelationalität auf der Ebene des Signifikanten (überging)” (Japp,1977,115). Zum ‘Verschweigen des Sinns’ vgl. Mallarmé,1945, 310: “ce qui se tait du discours.”

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  46. Siehe auch Handke,1975,59, der einen Zeitungstext, die ‘Mannschaftsaufstellung des 1. FC Nürnberg’, nur in Gedichtform setzte, und so dem Text den Anschein literarischer Qualität gab. Oder auch das zusammenfassende Diktum bei Chr. Enzensberger: “Seitdem sich mit dem poéme trouvé erwiesen hat, daß der Unterschied zwischen literarischen und nichtliterarischen Texten an äußeren Merkmalen nicht festzumachen ist, hat die Wissenschaft eingestandenermaßen vor der Aufgabe resigniert, ein solches Kriterium zu benennen, also ihren Gegenstand auch nur noch zu definieren” (Enzensberger,1987,70; Hervorh. i. T.).

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  47. Vgl. Stegmüller,1979,28: “Gerade dies behaupten die Hermeneutiker: Der Unterschied in der Sache erzwinge einen Unterschied in der Methode. “

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  48. Die These der Gegenstandsadäquatheit der Methoden hat, für den Bereich der Geisteswissenschaften, ihren historischen Ursprung in Diltheys ‘Ideen über eine beschreibende und zergliedernde Psychologie’ aus dem Jahre 1894: “Nicht dadurch erweisen wir uns als echte Schüler der großen naturwissenschaftlichen Denker, daß wir die von ihnen erfundenen Methoden auf unser Gebiet übertragen, sondern dadurch, daß unser Erkennen sich der Natur unserer Objekte anschmiegt ...”(Dilthey,1924a,143). Das Verstehen, als Methode der Geisteswissenschaften, werde demgemäß von deren Gegenständen, sei es der Mensch, die Geschichte oder aber ein literarischer Text, gefordert. Zur ausführlichen Kritik an der solcherart gewonnenen Methode des Verstehens (und deren Zirkelhaftigkeit) vgl. Stegmüller (1979a), der den ‘Zirkel’ in sechs Dilemmata zerlegt um schließlich festzustellen: “Die Theorie des hermeneutischen Zirkels hat die Anziehungskraft einer Mythologie” (Stegmüller,1979a,62; Hervorh.i.T.). Demgegenüber charakterisiert er das Verhältnis von Gegenstand und Methode in analytischem Sinne durch das Schlagwort: “Theorien erzeugen ihre eigenen Fakten” (a. a. O., 80) . Die ‘ Theoriebeladenheit der Beobachtung’ kennzeichnet das Dilemma der wechselseitigen Abhängigkeit von Gegenstand und Methode. Vgl. hierzu auch das in 3.1 diskutierte ‘Dogma der Gegenstandsadäquatheit’ bei Finke (1982).

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  49. Vgl. zum folgenden Starobinski (1985).

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  50. Vgl. hierzu auch Groeben 1986,25: “Es ist ja ein (allgemein anerkannter) wissenschaftstheoretischer Topos, daß Gegenstand und Methode in einem Interaktionsverhältnis stehen sollen.” Zur Berücksichtigung dieses Interaktionsverhältnisses im Rahmen psychologischer Textverarbeitungsmodelle vgl. z.B. Halasz (1987b), der — unter Bezug auf L. Rosenblatt — formuliert: “... some authors have already emphasized that when recipients begin to read a literary work they must make hypotheses and inference about the meaning of sentences. Rosenblatt (1978) points out that her subjects actively build up the meaning of various kinds of literary texts. They use the text as a source of hypotheses and then as a check against these hypotheses. Reception is not a linear process from beginning to end” (Halasz,1987b,141). Der Unterschied von ‘Interaktion’ und ‘Transaktion’ bei Rosenblatt (vgl. Abschnitt 3. 3. 4 meiner Arbeit) wird bei Halasz jedoch nicht weiter verfolgt.

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  51. Als Fragestellung benennt Lindauer hier: “(1) Which one of several major forms of literature should be studied? (2) How much of the massive bulk of arcane psychoanalytical writings should be read (if any)? (3) How can criticism by skeptical scientists and disinterested humanists be met? (4) What is the physical unit of text to which the reader is responding? (5) Which of several stages of cognitive processes is operating? (6) What is an unobtrusive and natural indicator of what is happening? (7) Which empirical method can qualitatively capture the subtleties of a literary event” (Lindauer,1987,127f.)?

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  52. Vgl. zum folgenden Groeben,1982,173–188.

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  53. Vgl. Langer et al. (1974). Siehe auch die Diskussion dieses Ansatzes bei Groeben,1982, 188–198.

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  54. Vgl hierzu auch Groeben,1982, 8f. :”(Das) Postulat einer kognitiv konstruktiven Aktivität des Le sers unterstellt also, daßß das Verste he n von Texten immer als eine Interaktio n, d.h. als ein Prozeß des Aus tausches, der Wechselwirkungung zwischen Text und Leser anzusehen ist.” Zur genauerenaueren D is kussion des Vers tändlichkeitsko nzeptes siehe auch die Seiten a. a. O., 198218.

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  55. Vgl. hierzu Hoppe-Graf (1984), der feststellt, “daß ab Mitte der siebziger Jahre das Textverstehen relativ plötzlich zu einem der Themen der Kognitions- und Sprachpsychologie geworden war” (Hoppe-Graf, 1984,11; Hervorh. i. T.).

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  56. Der Einwand gegen die ‘Simulation gleich Erklärung’-Annalune “besteht in eigentlich nichts anderem als dem Hinweis, daß ... bei der Theorie des Magnetismus, Simulation nicht Erklärung liefert; daß in diesem Falle das simulierte Verhalten V und das perfekt simulierende Verhalten V* nicht durch eine, durch dieselbe Theorie, hier die Magnet-Theorie oder Theorie der Magnetfelderzeugung, erklärt werden können” (Loeck,1986,25; Hervorh.i.T.).

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  57. Vgl. zum ‘Textverstehen als aktiven Konstruktionsprozeß des Lesers’ aber auch die Kritik von Heringer: “Die aktivistischen Darstellungsformen neuerer psychologischer und linguistischer Theorien sehe ich als Teil eines Bilds vom Menschen und einer Haltung zur Sprache: Der freischaffende Mensch, der sein Handeln, auch sein sprachliches Handeln, steuert, der sprachliche Akte plant bis hin zur Wahl syntaktischer Muster, nach denen er seine Sätze konstruiert: der Mensch als Kommandozentrum des sprachlichen Lebens. Er hat sich die Sprache geschaffen als Instrument, das er beherrscht, verbessert, manipuliert” (Heringer,1984,59). Heringer kritisiert dieses aktivistische Bild des Textverstehens mit Wittgenstein als metaphorische Übertragung äußerer Handlungen auf innere Vorgänge (vgl. Wittgenstein,1967, § 308). Ebensogut könnte ein anderes Bild zum Leitfaden gewählt werden. ‘ Nicht ich verstehe, aber es versteht in mir.’ Daraus, daß ein Leser je nach Wissen und Situation Texte unterschiedlich versteht, folgt keineswegs, daß er dies “alles aktiv oder gar bewußt tue” (Heringer,1984, 59).

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  58. Einen Überblick über den Einsatz von Computern hinsichtlich des Verstehens von Literatur gibt Abelson (1987). Nach einer Diskussion des AI-Einsatzes im Feld der Literaturkritik schließt er: “... the fundamental limitation on the computer program as literary critic is not that it couldn’t in principle stand at a distance from the text and regard it with varying perspectives, butrather, that those perspectives would not be likely to be very rich because there is no naturalway at present to give the computer a sufficient depth of experience” (Abelson, 1987,46).

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  59. Vgl. auch folgendes Zitat zur konstruktiven Tätigkeit des Verstehenden: “comprehenders do not simply store the information underlying sentences but instead use linguistic inputs in conjunction with other information to update their general knowledge of the world” (Bransford/ McCarrell,1974,213).

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  60. Vgl. z.B. Rumelhart,1980,41: “There are two basic sources of activation for schemata. These are usually referred to as top-down and bottom-up activation. These two directions correspond to ... conceptually driven and data driven processing” (Hervorh.i.T.).

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  61. Vgl. z.B. Hörmann,1976,193: “Das heißt zunächst: während in den bisherigen Modellen das Sinnhaft-sein eines Satzes sich aus der Analyse dieses Satzes ergibt (oder auchnicht ergibt, wenn z.B. eine Anomalie vorliegt), postulieren wir, daß Sinnhaft-sein ein vorgegebenes Kriterium ist, dem zu genügen die Analyse des Satzes sich bemühen muß” (Hervorh.i.T.). Hörmann rekurriert bei der Einführung des Begriffs der ‘Sinnkonstanz’ auf die aus der Wahrnehmungspsychologie bekannten Konzepte der ‘Formkonstanz’ und der ‘ Dingkonstanz’ .

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  62. Vgl. hierzu auch Hörmann,1983a, 50: “Die Tendenz, dies zu tun, ist sicher eine zutiefst anthropologische: sich selbst und die Beziehungen zur Umwelt einsichtig, durchschaubar, intelligibel zu machen, indem man Beziehungen denkt. “

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  63. Von seiten psychologischer Textverarbeitungstheoretiker wird hier gern auf Herbarts Theorie der Apperzeption als historischem Vorläufer verwiesen. So z.B. von Aebli (1980), der die ‘Apperzeption’ als den “Vorgang der Integration neuer, durch die Wahrnehmung angeregter Vorstellungen in die vorhandenen” (186) darstellt. Daß er damit letztlich nur einen Aspekt des Verstehens — nämlich den der Einordnung in vorhandene Schemata — beschreibt, wird später bei der Kritik der am Forschungsparadigma der Cognitive Science orientierten Textverarbeitungsmodelle noch deutlich werden.

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  64. Vgl. zu einem kritischen Überblick über diese Ansätze den ausgezeichneten Aufsatz von Hoppe-Graf (1984). Zur Einschätzung von seiten der NELW vgl. Meutsch, 1987,13: “Die im Bereich der sprachpsychologischen Arbeiten (und damit der schematheoretischen Ansätze, M. F.) festzustellenden theoretischen Inkonsistenzen und mangelnden Ausarbeitungsgrade der wichtigen handlungstheoretischen Fundierung wurde von den Arbeiten der NIKOL-Gruppe innerhalb der empirischen Literaturwissenschaft geleistet. “

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  65. Vgl. hierzu auch Mandl/Tergan/Ballstaedt,1982,75: “Um die Funktion des Vorwissens und der Zielsetzungen im Verstehensprozeß (im Rahmen psychologischer Textverarbeitungsmodelle, M. F.) zu beschreiben, hat sich in den letzten Jahren der Begriff des Schemas durchgesetzt. “

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  66. Vgl. z.B. auch van Dijk/Kintsch,1983,3: “(In) the early 1970s ... we witnessed in psychology .a general revival of earlier works on discourse within the gestalt tradition, notably that of Bartlett (1932) ...” Oder auch Rumelhart,1980, 3 3:”The term schema comes into psychology most directly from Bartlett (1932)” (Hervorh. i.T.). Für Philosophen dürfte allerdings folgende Bemerkung Rumelharts von besonderem Interesse sein: “... that Kant’s ... use of the term (i.e. schema,M.F.) already anticipated its major conceptual content” (ebd.). Zur Erinnerung seien nur folgende Stellen angeführt: ‘Schema’ nennt Kant “ein Drittes, was einerseits mit der Kategorie, andererseits mit der Erscheinung in Gleichartigkeit stehen muß, und die Anwendung der ersteren auf die letzte möglich macht” (zit. nach: Rudolf Eisler: KantLexikon; Nachschlagewerk zu Kants sämtlichen Schriften, Briefen und handschriftlichem Nachlaß, 1969, Artikel: Schema, S. 476).

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  67. Vgl. hierzu auch van Dijk/Kintsch,1983,3: “... Bartlett’s notion of schema was taken up again in a more explicit fashion under such labels as ‘schema’, ‘scenario’, ‘ frame’, and ‘script’, ...” Oder auch Kaiser, 1982,233: “Erst 1975 knüpfte Rumelhart mit seinem story schema ausdrücklich bei Bartlett wieder an, ...” (Hervorh. i.T.). Auch folgende Parallelisierung bei Kaiser dürfte von Interesse sein: “Damit wird die bis dahin rein europäische Domäne ‘Vorwissen’ von amerikanischen Forschern übernommen” (ebd.).

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  68. Vgl. auch Rumelhart,1980,47: “... the process of understanding discourse is the process of finding a configuration of schemata that offers an adequate account of the passage in question. “

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  69. Zwar spricht Aebli, wie später auch Hörmann in seiner Kritik an Aebli, hier von der Artificial Intelligence; nach meiner Einschätzung entspricht der Terminus ‘Cognitive Science’ im oben angeführten Sinne dem Sachverhalt aber besser.

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  70. Vgl. van Dijk/Kintsch,1983,3: “The computer-simulated understanding of language required development of programs for the automatic processing of texts. Crucial to this research was the modeling of world knowledge necessary for the understanding of stories, for example.” Optimistischer sehen Beaugrande und Dressler den Einfluß des Computers für die Verstehensproblematik: “. .. hilft uns der Computer, nicht nur Daten zu verstehen, sondern das ‘ Verstehen’ selbst” (Beaugrande/Dressler,1981,231).

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  71. ‘Interpretation’ im Literatursystem bedeutet u.a. vielleicht auch die Berücksichtigung der ‘ Polyvalenz-Konvention’, was für die Schema-Theorien Probleme mit sich bringt: “A central dilemma for the psychology of literature might be stated as follows. On the one hand, schema theorists agree that text processing is guided by schemas drawn from a person’s expectations and world knowledge; the schemas are abstracted from one’s prior experiences. On the other hand, the alternativity principle opens up a wide potential for constituting unfamiliar worlds and innovative experiences. How then can people process literature with prior schemas? This dilemma has significant implications for the whole notion of schema as well” (Beaugrande,1987,76).

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  72. Vgl. hierzu z.B. Heringer,1984, 58: “. .. einen sozusagen objektiven Text ohne Verständnis kann es nicht geben. “ Siehe auch Bransford/Nitsch, 1978,274: “It is the situation that is the primary focus of one’s comprehension activities, not merely the input.”

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  73. Siehe hierzu auch Hörmanns Charakterisierung einer ‘semantischen Beschreibung’ als Repräsentation einer Geschichte: “Eine semantische Beschreibung ist ... immer etwas Ganzheitliches; sie umfaßt nicht nur die als Input fungierende Äußerung, sondern die ganze Situation, in welcher sich der Hörer befindet” (Hörmann, 1983a,53). Vgl. auch Hörmann, 1983b,3: “... that the meaning of an utterance is only partially constituted by a precise interaction of the dictionary entries of the words of that utterance.”

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  74. Vgl. auch Bock, 1984,77: “Das Ziel, das den Rezipienten motiviert, sich mit sprachlichen und nichtsprachlichen Informationen auseinanderzusetzen, ist nach Hörmann die Sinnkonstanz: das Bedürfnis, das Dargebotene zu verstehen. Wenn dies gelingt, resultiert daraus ein ästhetischer Gewinn, der umso größer sein sollte, je schwieriger es für den Rezipienten ist, dieses Ziel zu erreichen. “

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  75. Vgl. auch Hörmann,1983,18: “Verstehen als Schaffen neuer weiter als bisher greifender Zusammenhänge — das ist im AI-Paradigma nicht enthalten” (Hervorh. i. T.).

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  76. Vgl. auch Heringer (1983).

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  77. Neben den ‘ cloze procedures’ könnte man hier auch die ‘Contentanalyse’ erwähnen, deren Brauchbarkeit — als experimentalpsychologisches Verfahren — für eine umfassende Analyse des Verstehensbegriffs meines Erachtens im folgenden Zitat richtig eingeschätzt wird: “Die Contentanalyse ist ... vom methodischen Prinzip her als material-objektives verfahren zur SemantikDeskription literarischer Texte nicht geeignet” (Groeben, 1977,87; Hervorh.i.T.). Siehe auch den ausgezeichneten Überblick über empirische Methoden zur Messung des Textverständnisses in Groeben, 1982,57–89.

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  78. Vgl.die Charakterisierung bei Groeben,1977,105: “Es handelt sich dabei (bei der cloze procedure,M.F.) um ein Einsetzverfahren, bei dem jeweils das fünfte Wort eines Textes ausgelassen wird, das der Rezipient (als Vp) einzusetzen hat; ‘bei der Heranziehung mehrerer Rezipienten wird dadurch für das ausgelassene Wort praktisch der assoziativ-rezeptive Bedeutungsraum konstituiert’ . “ Siehe aber auch die Kritik dazu bei Schmidt, der dieses Verfahren bestenfalls als geeignet zur “Ermittiung der Auftretenswahrscheinlichkeit bestimmter Ausdrücke” (Schmidt, 1975,119) ansieht.

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  79. Zu beachten ist hier, daß die ‘subjektive Informativität’ sich immer schon als Korrelat zwischen Textredundanz und Vorwissen ergibt. Der ‘Text an sich’ besitzt keine ‘subjektive Information’, es gibt keine ‘objektiven’ Textmerkmale, die ungelesen Bedeutungen evozieren.

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  80. Vgl. hierzu Groeben,1982,76: “Nach dem derzeitigen Forschungsstand messen die klassischen standardisierten Tests zum Textverständnis ... und auch die einfache cloze procedure das Textverstehen nicht optimal in bezug auf das Zusammenspiel der angezielten Teilfähigkeiten; vielmehr ermöglichen sie es den Prozessen des schlußfolgernden Denkens zu stark, an die Stelle der Verarbeitung und Speicherung des Textsinns zu treten, so daß auch ohne Textkenntnis, praktisch nur aus der Testkenntnis heraus, relativ hohe Prozentsätze richtiger Antworten möglich sind” (Hervorh. i. T.).

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  81. Vgl. auch Rickheit/Strohner,1985, VIIf. :”Research into inferences is also a central part of the newly fo rmed di sci pli ne of Cog nitive Science. “

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  82. Vgl. auch Hoppe-Graf,1984,32: “Es ist zu erwarten, daß in Zukunft das Gewicht wieder stärker auf die Rolle der einkommenden spezifischen Daten im Verstehensprozeß und damit auf ‘ bottom-up’ -Prozesse gelegt wird. “

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  83. Vgl. den Aufsatz von Herrmann (1982).

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  84. Vgl. zum folgenden Kintsch/van Dijk (1978) und van Dijk/Kintsch (1983).

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  85. Vgl. van Dijk/Kintsch,1983,6: “... that the major dimensions of our model are based on the assumption that discourse processing, just like other complex information processing, is a strategic process in which a mental representation is constructed of the discourse in memory, using both external and internal types of information, with the goal in interpreting (understanding) the discourse.”

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  86. Wegen der Vagheit des Schema-Begriffs ersetzen die Autoren die Bezeichnung Schema durch ‘ Superstruktur’ .

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  87. In Kintsch/van Dijk (1978) wurde die Konstruktion der Textbasis noch sehr unbestimmt als ‘Apperzeption’ eingeführt: “The process of construction a text base is perhaps best described as apperception. That is, a reader’s knowledge determines to a large extent the meaning that he or she derives from a text. If the knowledge base is lacking, the reader will not be able to derive the same meaning that a person with adequate knowledge, reading the same text, would obtain” (Kintsch, van Dijk, 1978,370f.; Hervorh.i.T.). Was ‘to a large extent’ bedeutet, wird nicht weiter ausgeführt.

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  88. Vgl. auch van Dijk/Kintsch,1983,337: “... a model that the hearer or reader constructs about the situations denoted by the text. It is this model which supplies and collects all the relevant information for the adequate comprehension of the text.”

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  89. Vgl. auch Groebens Kritik an der ‘propositionstheoretischen Modellierung’ des Textverste- hens: “Die propositionstheoretische Modellierung beansprucht fürsich einen sehr hohen Präzisions- und Intersubjektivitätscharakter z.B. bei der Beschreibung oder besser Rekonstruktion der ‘Textbasis’. Dies wird aber, zumindest auf der Ebene der Mikropropositionen, durch eine m.E. sehr problematische, mangelnde Ökonomie des Verfahrens erkauft” (Groeben,1986, 36f.). Neben der fehlenden Ökonomie kritisiert Groeben auch das Postulat der Intersubjektivität der Propositionen. Bei der Erstellung der Propositionenliste “sind eventuell nicht nur intuitive Verstehensprozesse des Forschers gefragt, sondern es ist gegebenenfalls sogar der Rückgriff auf das Verstehen der jeweiligen Rezipienten bzw. Rezipientengruppen notwendig” (a.a.O.,37f.).

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  90. Vgl. hierzu auch Pause, der das Problem der Anaphemauflösung folgendermaßen beschreibt: “(Wahl des richtigen Antezedens für eine Anapher, d.h. des richtigen Ausdrucks im Text, der den inhaltlichen Bezug der Anapher bestimmt)” (Pause,1984,42).

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  91. Schnotz bezieht sich hier auf Johnson-Laird (1980) und (1983). “... the central idea on which the book is based: the idea that human beings construct mental models of the world, and that they do so by employing tacit mental processes” (Johnson-Laird, 1983,X). Zitiert sei hier auch der Aufsatz von Meutsch/Schmidt (1985), wo ‘Kommunikat’ als “eine interne mentale Repräsentation eines Textes” (383) gekennzeichnet wird.

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  92. Vgl. auch Hoppe-Graf, 1984,32: “. .., daß Menschen Geschichten bzw. Texte beim Hören oder Lesen nach den verschiedensten Aspekten hin ‘ auswerten’ .” Nach Hoppe-Graf verläuft dieser Prozeß ‘on line’ und ‘ integrativ’ .

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  93. Auch Rumelhart hat eine ähnliche Beschreibung der Schema-Aktivierung gegeben, ohne jedoch vom Topos des Verstehens als Identifikation und Verifikation bestimmter Schemata abzuweichen. “Thus, where conceptually driven activation goes from whole to part, data driven activation goes from part to whole” (Rumelhart, 1980,42; Hervorh.i.T.).

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  94. Vgl. auch Schnotz,1985a,289: “A basic supposition shared by many theorists is that inferences in text comprehension serve as a device for bridging gaps within the coherence structure of a text.”

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  95. Vgl. auch Schnotz,1985a, 291: “Inferences primarily have the function of elaborating the mental representation.”

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  96. Vgl. Schnotz,1985,39: “Das ‘eigentliche’ bzw. tiefereTextverstehen besteht in der Konstruktion eines ganzheitlichen mentalen Modells des Textinhalts. “ Siehe auch Laszlo, 1987,114: “. .. recent experiments demonstrated that a text serves as a ‘stimulus’ for the construction of a complex structure in the reader’s mind. The representation of the text itself is part of that structure, but other parts are added from the reader’s general knowledge of the topic under discussion. Thus, though the interaction of the text with the reader’s ‘apperceptive mass’ a richer representational structure results.”

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  97. Vgl. hierzu auch Rusch, 1986,43f.: “... geht die informationstheoretische Erklärung des Verstehens von der viel zu einfachen und falschen Annahme aus, Menschen funktionierten mehr oder weniger wie Rundfunkempfänger, deren Output, wenn sie funktionstüchtig sind, durch die gesendeten und empfangenen Signale determiniert ist. “ Vgl. auch die Ausführungen zu Wahrnehmung und Kommunikation im 2. Kapitel dieser Arbeit.

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  98. Mit den Begriffen ‘Kohäsion’ und ‘Kohärenz’ beziehe ich mich hier auf Beaugrande/Dressler (1981): “Alle Funktionen, die man verwenden kann, um Beziehungen zwischen Oberflächenelementen zu signalisieren, fassen wir unter dem Begriff Kohäsion zusammen. ... Kohärenz betrifft die Funktionen, durch die die Komponenten der Textwelt, d.h. die Konstellation von Konzepten (Begriffen) und Relationen (Beziehungen), welche dem Oberflächentext zugrundeliegen, für einander gegenseitig zugänglich und relevant sind” (Beaugrande/Dressler,1981, 4f. ; Hervorh.i.T.).

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  99. Vgl. zur Definition von ‘Literarizität’ auch Schmidt, 1984,299: “Der wichtigste Punkt bei der Einführung des Konzepts ‘Literatur-System’ ... liegt darin, daß die sogenannten literarischen Werke nicht länger als ontologisch autonome Gegebenheiten betrachtet werden, die ihre Bedeutungen und ihre Literarizität als intrinsische Qualitäten besitzen.”

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  100. Vgl. oben in meiner Arbeit den Abschnitt 3. 3. 3:’ Konventionsgesteuertes Verstehen’ .

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  101. ’Amerikanische Literaturkritik’ heißt bei Freund ‘reader-response criticism’, und gemeint ist damit die am Leser orientierte Antwort auf den ‘literary criticism’, also die amerikanische Variante der ‘werkimmanenten Interpretation’ . Freund behandelt im einzelnen die Autoren Jonathan Culler, Stanley Fish, Norman Holland und Wolfgang Iser.

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  102. Nicht nur der Textanteil, auch der Leser bedarf einer differenzierteren Betrachtung, und es scheint, als könne nur empirische Forschung dieser Aufgabe gerecht werden. Diese generelle Einschätzung scheint auch Geisen zu teilen: “Das Verhältnis von Text und Leser, die Modalitäten und Finalitäten der Rezeption sind nach wie vor umstritten, und es scheint mir fraglich, ob eine universalistische Fragestellung sowohl letztendlich konsistent und widerspruchsfrei als auch praxisrelevant diskutiert werden kann” (Geisen, 1988,145).

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  103. Vgl. auch Hauptmeier, 1986,55: “... mit dem Aufbau einer Angewandten Literaturwissenschaft untrennbar verbunden ist letztlich immer das Ziel, gesellschaftliche Prozesse zu verändern, zu steuern oder zu planen. “ Vgl. zum Zusammenhang von Literatur- und Gesellschaftsprozessen auch den Aufsatz von Scheffer (1989), der die These diskutiert: “Gesellschaftlicher Wandel kann nur durch kulturellen Wandel entstehen” (Scheffer, 1989,208).

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  104. Für den Bereich der Literaturkritik wendet Viehoff diese Unterscheidung an: “Literaturkritik ist — von einem epistemologischen Standpunkt aus — als wissenschaftliche Handlung nicht theoretisch begründbar, wohl aber als Handlung, die den Vorgaben und Konventionen eines etablierten Literatursystems folgt” (Viehoff, 1988a,79; Hervorh.i.T.).

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  105. Um Wissen für Veränderungshandlungen zu erzielen, müßte nach Hauptmeier eine “Theorie des Gebrauchs von Interpretationen entwickelt werden, die erklärte, wie Interpretationen rezipiert werden, wie sie auf literarische Rezeption wirken usw. “(Hauptmeier, 1986, 59).

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  106. Vgl. Hauptmeier,1986,59: “Mit einer substantialistischen Literaturtheorie ... und einer Interpretationsmethodik, der es um subjektunabhängige Bedeutungen literarischer Texte geht, läßt sich eine Angewandte Literaturwissenschaft nicht betreiben. “

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  107. Zum Stand der Entwicklung einer Angewandten Literaturwissenschaft im Rahmen der NELW vgl. NIKOL,1986,V: “Angewandte Literaturwissenschaft das bedeutet Programm, Prognose und Problem zugleich. Programm, und keineswegs ein zufälliges, sondern ein notwendiges im Rahmen der NIKOL-Konzeption Empirischer Literaturwissenschaft, die versucht, neuartige Modelle zur Konzeption des Theorie-Praxis-Verhältnisses zu entwerfen. Prognose, denn NIKOL ist der festen Überzeugung, daß angesichts der wissenschaftsinternen wie -externen Situation der Literaturwissenschaft nur eine anwendungsorientierteliteraturwissenschaftliche Konzeption Anspruch und Aussicht auf eine gesellschaftlich relevante Zukunft haben kann. Problem, weil die Konzeption einer Angewandten Empirischen Literaturwissenschaft noch unentwickelt ist: von der Begriffsklärung über philosophische Fundierung bis hin zu den ethischen Fragen der Realisation Angewandter Literaturwissenschaft öffnet sich noch ein schier unübersehbares Problempanorama” (Hervorh.i.T.).

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  108. Eine weitere Fortführung der Grundlagendebatte, die radikal konstruktivistischen ebenso wie postmodernen Grundannahmen verpflichtet ist, liegt jetzt mit dem Band von Gumbrecht/Pfeiffer (1988) über die ‘Materialität der Kommunikation’ vor. In seiner Einleitung geht Pfeiffer zunächst auf den Begriff des Beobachters ein: “Die semantischen Systeme, die wir linguistisch wie kulturell konstruieren können, spiegeln ... lediglich Zurechnungsmodalitäten des Beobachters und des Interpretierens” (Pfeiffer, 1988,17; Hervorh. i.T.), kritisiert das traditionelle Konzept von Kommunikation: “... weil wir Kommunikation nicht mehr in Bildern semantischer Übertragung, Transporte. ‘ Mitteilungen’ denken können” (ebd.) und formuliert als Programm “Beiträge zu einer Historik des Beobachters und der Beobachterrollen, (die) vielleicht sogar als indirekte Hinweise auf anthropologisch wie zivilisationsgeschichtlich einschlägige, auf konkrete wie ‘symbolische’ Verhaltensfigurationen zu lesen sind” (a.a.O., 18; Hervorh. i. T.). Es bleibt festzustellen, daß von Siegen aus die Konjunktur des ‘Beobachterproblems’ ordentlich angekurbelt wird.

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Flacke, M. (1994). Textverstehen. In: Verstehen als Konstruktion. Konzeption Empirische Literaturwissenschaft, vol 16. VS Verlag für Sozialwissenschaften, Wiesbaden. https://doi.org/10.1007/978-3-322-99794-4_4

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