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Zusammenfassung

Kaum ein Thema scheint die amerikanische Presse und Öffentlichkeit am Ende der neunziger Jahre stärker zu bewegen als das Sexualleben ihres Präsidenten Bill Clinton. Schon vor Beginn seiner ersten Amtszeit versuchten seine politischen Gegner, ihm durch die Aufdeckung (angeblicher) ehemaliger Affären zu schaden. Jedoch konnten ihn weder die Enthüllungen Gennifer Flowers noch die Klagen Paula Jones bisher politisch destabilisieren. Erst die hartnäckigen Verfolgungen Kenneth Starrs, die zu „intimen Geständnissen“ von Monica Lewinsky, einem eventuellen Meineid und dem erstmaligen Auftreten eines amerikanischen Präsidenten vor der Grand Jury geführt haben sowie die Veröffentlichung der Videoaufhahmen dieser Vernehmung brachten Bill Clinton in tatsächliche politische Bedrängnis. Seiner Beliebtheit als Präsident in der amerikanischen Öffentlichkeit schadeten diese Vorgänge zunächst nicht, da ein Großteil der Bevölkerung der Überzeugung war, daß sein Liebesleben Privatsache sei, nur sein Umgang damit politische Relevanz habe. Trotz seines „moralischen Fehlverhaltens“ steht seine Kompetenz als Präsident in der öffentlichen Meinung nicht in Frage.1 Konkrete Solidarität erfuhr Bill Clinton auch von ungewohnter Seite: der ehemalige französische Kulturminister und Mitterrand-Intimus Jack Lang rief zur Bildung eines internationalen Unterstützungskomitees auf.2

Wir danken Michael Schneemann und John Bornemann für die anregenden Diskussionen.

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Literatur

  1. Vgl. etwa die Umfrage im Auftrag von Time/CNN in: Time vom 31.8.1998, S. 20 f., auch nach Bekanntgabe des Starr-Reports halten Bill Clinton fast 60 Prozent der Amerikaner für einen guten Präsidenten, vgl. Newsweek vom 21.9.1998 und Frankfurter Rundschau vom 18.9.1998.

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  2. Vgl. Frankfurter Rundschau vom 18.8.1998.

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  3. Vgl. Winfried Steffani, Parlamentarisches und présidentielles Regierungssystem, in: Manfred G. Schmidt (Hrsg.), Westliche Industriegesellschaften, München 1983, S. 274–280. Siehe auch ders., Parlamentarische und présidentielle Demokratie, Opladen 1979;

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  5. Vgl. Wolfgang Merkel/Eberhard Sandschneider/Dieter Segert (Hrsg.), Systemwechsel 2: Die Institutionalisierung der Demokratie, Opladen 1996.

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  6. Vgl. etwa Gert-Joachim Glaeßner, Demokratie nach dem Ende des Kommunismus: Regimewechsel, Transition und Demokratisierung im Postkommunismus, Opladen 1994.

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  7. Allerdings wird diese Unterscheidung angesichts der Besonderheit des amerikanischen Falls (American exceptionalism) inzwischen mit dem Argument in Frage gestellt, daß im Grunde alle Demokratien eine parlamentarische Grundlage haben und nur in den USA eine strikte Trennung zwischen Exekutive und Legislative vorherrscht. Siehe hierzu Manfred G. Schmidt, Demokratietheorien: Eine Einführung, 2. Aufl., Opladen 1997, S. 217 ff.

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  8. Vgl. Steffani, Parlamentarisches und présidentielles Regierungssystem (Anm. 3), S. 279.

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  9. Vgl. Jürgen Hartmann/Udo Kempf, Staatsoberhäupter in westlichen Demokratien: Strukturen, Funktionen und Probleme des „höchsten Amtes“, Opladen 1989 (vor allem S. 71–109 und S. 200–228).

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  10. Wir beabsichtigen hier weder eine Kurzgeschichte der amerikanischen Präsidentschaft noch die Klärung der Frage nach der Machtfiille des amerikanischen Präsidenten; vgl. hierzu etwa Peter Lösche, Amerika in Perspektive: Politik und Gesellschaft in den Vereinigten Staaten, Darmstadt 1989, S. 106–179;

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  11. siehe auch in vergleichender Perspektive Richard Rose/Ezra Suleiman (Hrsg.), Presidents and Prime Ministers, Washington, D.C. 1981;

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  12. Martin A. Schain/John T. Keeler, Le pouvoir présidentiel aux Etats-Unis et en France: Une perspective comparative, in: Nicolas Wahl/Jean-Louis Quermonne (Hrsg.), La France présidentielle, Paris 1995, S. 237–256.

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  13. Vgl. Arthur M. Schlesinger Jr., The Imperial Presidency, New York 1974.

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  14. Auch im 19. Jahrhundert und vor der New Deal-Ära, als die Möglichkeiten des Präsidenten noch stärker eingeschränkt waren, setzten einzelne Amtsinhaber in wichtigen substantiellen Fragen der Zeit ihre Akzente, so vor allem Andrew Jackson, Abraham Lincoln, Theodore Roosevelt und Woodrow Wilson. Vgl. Jürgen Heideking (Hrsg.), Die amerikanischen Präsidenten, München 1995.

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  15. Vgl. Maurice Duverger (Hrsg.), Les régimes sémi-présidentielles, Paris 1986.

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  16. Vgl. unter anderen Dominique Chagnollaud (Hrsg.), La vie politique en France, Paris 1993.

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  17. Vgl. J. A. Laponce, Left and Right: The Topography of Political Perceptions, Toronto 1981.

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  18. Vgl. John Borneman, Death of the Father: An Introduction, in: Ders. (Hrsg.), Death of the Father: Toward an Anthropology of Closure in Political Authority (i.V.); siehe auch ders./Stefan Senders, Kopf-lose Politik: Die Love Parade als neue Form der politischen Identifikation, in: Zentrum für Europa- und Nordamerika-Studien (Hrsg.), Religion und Politik: Zwischen Universalismus und Partikularismus, Opladen 1998 (i.E.).

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  19. Zitiert nach Ernst Kantorowicz, The King’s Two Bodies, Princeton 1957, S. 7.

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  20. Vgl. im folgenden Michael Rogin, The King’s Two Bodies: Lincoln, Wilson, Nixon, and Presidential Sacrifice, in: Ders., Ronald Reagan: The Movie and Other Episodes in Political Demonology, Berkeley 1987, S. 81 ff.

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  21. Zitiert ebd., S. 82.

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  22. Vgl. ebd; sowie Robert Bellah, Civil Religion in America, in: Daedalus 1 (1967), S. 620–637.

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  23. Vgl. Walter Bagehot, The English Constitution, Glasgow 1963, S. 82.

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  24. Ebd., S. 85. Daran hat sich offenbar auch mehr als 100 Jahre später nichts geändert, wie vor allem die Reaktionen auf den Tod von Prinzessin Diana zeigten.

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  25. Bagehot, English Constution, (Anm. 20), S. 86.

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  26. Nichtsdestoweniger kann der britische Kopfgeldjäger „English Bob“ in Clint Eastwoods Film „The Unforgiven“ (1992) mit großer Selbstverständlichkeit seinen amerikanischen Zuhörern die Vorzüge der Monarchie mit Hinweis auf die Würde des Monarchen darlegen, die sogar Attentäter abschrecke. Anläßlich der Ermordung von Präsident James Garfield 1881 fragte er: „But a president? Why not kill a president?“

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  27. Hierzu hat sich eine ganze Forschungsrichtung, die Psychohistorie, entwickelt, derzufolge die politische Sphäre als Bühne aufgefaßt wird, auf der die kollektiven Phantasien durch Stellvertreter (politische Funktionsträger) ausagiert werden; vgl. Lloyd de Mäuse, Grundlagen der Psychohistorie, Frankfurt/Main 1989;

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  28. Lloyd de Mäuse, America’s search for a fighting leader, in: Journal of Psychohistory 20 (1992), S. 121–134;

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  29. Guy Kirsch, Neue politische Ökonomie, Düsseldorf 1983;

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  30. Winfried Kurth, Die Wiederwahl Clintons als Ergebnis kollektiver Phantasien in der US-amerikanischen Öffentlichkeit, in: Amerikastudien 43 (1998) 2, S. 254–284.

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  31. Vgl. hierzu Le Monde vom 20.1.1996.

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  32. So Hans-Hagen Bremer anläßlich der ersten literarischen Veröffentlichung Pingeots; vgl. „Ich muß mich nicht mehr verstecken“, in: Frankfurter Rundschau vom 9./10.4.1998, S. 3.

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  33. „Les ,secrets’ de la vie privée des hommes politiques méritent l’intérêt à condition que l’on réponde d’abord positivement à deux questions: sont-ils révélateurs d’une pratique mensongère contradictoire avec le discours public de l’intéressé? Influencent-ils l’exercice de sa fonction?“ Jean-Yves Lhomeau, Et alors?, in: Le Monde vom 4.11.1994 (Übersetzung I.S.).

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  34. Inwieweit der Mediziner Gubler mit der Veröffentlichung zusätzlich gegen das Ethos seines Berufstandes verstoßen hat, soll an dieser Stelle nicht weiter verfolgt werden.

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  35. Vgl. hierzu etwa das thematische Dossier „Sexe, secrets et pouvoir“ in: L’Evénement du Jeudi vom 6.8.1998, S. 6–17.

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  36. „Loin de soulever l’indignation, la révélation de l’existence de Mazarine valut à Mitterrand un retour d’affection de la part de ses concitoyens. Comme si les Français et les Françaises lui étaient secrètement reconnaissants d’avoir exorcisé ces vieilles histoires qui empoisonnent la vie. — A défaut d’être un modèle, il réussit le tour de force de faire un exemple, de créer un précédent et de mettre l’opinion en accord avec l’état de moeurs. „Quand Mitterrand »offrait’ Mazarine à la France“, in: L’Evénement du Jeudi vom 6.8.1998, S. 15, (Übersetzung I.S.).

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  37. Vgl. zu Modernisierung und Wertewandel unter anderem Dieter Rucht, Modernisierung und neue soziale Bewegungen: Deutschland, Frankreich und USA im Vergleich, Frankfurt/Main 1994; Renate Köcher/Joachim Schild (Hrsg.), Wertewandel in Frankreich und Deutschland, Opladen 1998;

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  38. Ronald Inglehart, Kultureller Umbruch: Wertewandel in der westlichen Welt, Frankfurt/Main 1989.

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  39. Vgl. beispielsweise Eric Dezeuze/Denis Lacorne, Monica et Marianne, in: Le Monde vom 5.2.1998.

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  40. Vgl. hierzu der Dokumentarfilm von Chris Hegedus/D.A. Pennebaker, The War Room (dt. Die Kommandozentrale oder: Wie wird ein Präsident gemacht...?), USA 1993.

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  41. Vgl. Michael Minkenberg/Ronald Inglehart, Neoconservatism and Value Change in the USA: Tendencies in the Mass Public of a Postindustrial Society, in: John Gibbins (Hrsg.), Contemporary Political Culture: Politics in a Postmodern Age, London 1989, S. 81–109.

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  42. Interview mit David Frost, in: The New York Times vom 20.5.1977, zitiert nach Rogin, The King’s Two Bodies (Anm. 17), S. 82.

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  43. Ebd.

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  44. Vgl. Daniel C. Diller/Stephen L. Robertson, The Presidents, First Ladies, and Vice Presidents: White House Biographies 1789–1989, Washington, D.C. 1989.

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  45. Die Redewendung von der „besseren Hälfte“ („my better half) unterstreicht diese Funktion. Sie reflektiert die in der westlichen Darstellung der Macht vorherrschende Monogamie, doch gibt es Beispiele von Staaten, in denen es für die Machthaber um so besser ist, je mehr Frauen sie „haben“.

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  46. Vgl. Delphine Le Guay, Femmes de président, Paris 1995.

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  47. Vgl. ebd., S. 83 ff.

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  48. „L’intrusion dans la campagne présidentielle de la vie privée des candidats est donc un signe de temps. Elle traduit la dérive de l’art politique vers le spectacle où l’image prime sur le discours, les idées. La guerre des idéologies s’affaiblissant, les candidats se différencient à présent sur leur image d’homme politique.“ Ebd., S. 86 (Übersetzung I.S.).

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  49. Vgl. etwa die Berichterstattung in der französischen Tagespresse zu den Trauerfeierlichkeiten anläßlich des Todes von François Mitterrand im Januar 1996 und den Fernsehbericht „François Mitterrand — une mythologie“, Arte vom 10.1.1997.

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  50. Vgl. http://www.cnn.com/starr.report/ (11.9.1998).

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Tobias Dürr Franz Walter

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© 1999 Leske + Budrich, Opladen

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Stephan, I., Minkenberg, M. (1999). Präsidenten und Frauen: Privatleben und öffentliches Interesse in den USA und Frankreich. In: Dürr, T., Walter, F. (eds) Solidargemeinschaft und fragmentierte Gesellschaft: Parteien, Milieus und Verbände im Vergleich. VS Verlag für Sozialwissenschaften. https://doi.org/10.1007/978-3-322-99787-6_15

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  • Publisher Name: VS Verlag für Sozialwissenschaften

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