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Die subjektive Wahrnehmung des Patriarchalismus: Interviews in den neuen Bundesländern

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Patriarchalismus in der DDR
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Zusammenfassung

In den bisherigen Teilen dieser Arbeit ging es darum zu zeigen, daß Patriarchalismus ein konstitutiver Bestandteil der DDR-Gesellschaft war. Patriarchalismus wurde als Herrschaftsmuster definiert, in dem sich ideologisch-kulturelle Deutungsmuster, politisch induzierte, objektive Strukturen und subjektive Konstitutionsmomente bündeln, die in der Aufrechterhaltung und Fortschreibung einer geschlechterpolaren Positionierung von Männern und Frauen münden. Diese ungleiche und polare Positionierung ist funktional für patriarchalische Gesellschaften. Bisher richtete sich dabei der Blick auf die politisch induzierten und ideologisch-kulturellen Momente des Patriarchalismus, also auf die den Individuen scheinbar äußere, gesellschaftsstrukturierende Ebene des Patriarchalismus.

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Literatur

  1. Selbstverständlich existiert subjektorientierte Sozialforschung bereits früher, es sei nur an die Untersuchungen der frühen Kritischen Theorie am Institut für Sozialforschung gedacht. In unserem Kontext geht es um den Prozeß, in dem subjektorientierte Forschung breiten Einzug in die Wissenschaftsinstitutionen und vor allem in die methodische und methodologische Diskussion findet und sich in den Sozialwissenschaften als eigenständige Methode profiliert. Vgl. hierzu Wahl/Honig/Gravenhorst 1982; Flick/Kardorff/Keupp/Rosenstiel/Wolff 1991.

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  2. Der gängige Vorwurf, quantitative Sozialforschung sei ‘wissenschaftlicher’ als qualitative Sozialforschung erweist sich als Verkürzung. Kleining vertritt die These, daß Alltagsmethoden Basis aller wissenschaftlichen Methoden seien und quantitative Methoden dabei die einfachste, qualitative Methoden die differenzierteste und am weitesten entwickelte Form sei. “Quantitative Methoden sind vereinfachte qualitative und nur dann sinnvoll, wenn qualitative Forschung gezeigt hat, daß eine Vereinfachung gefundener Abhängigkeiten möglich ist. Man muß also den Übergang von qualitativen zu quantitativen Methoden unter dem Gesichtspunkt der Vereinfachung, Reduktion und Abstraktion der Erkenntnismöglichkeiten sehen, als Inkaufnahme von Vereinfachung und Verengung bei Gewinn von Manipulierbarkeit und Arbeitsökonomie. (...) Dadurch korrigiert sich die These, qualitative und quantitative Verfahren seien (nur) Gegensätze und ebenfalls die Annahme, quantitative seien ‘wissenschaftlicher’ (...)” (Kleining 1991, 14). Vgl. hierzu auch Held 1987, 37ff.

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  3. Dies wird von mehreren Befragten betont.

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  4. Bevor der Positivismusstreit die vermeintlichen Gegensätze zwischen Theorie und Empirie verhärtet, plädiert die frühe Kritische Theorie im Sinne des Prinzips der Einheit von Methode und Gegenstand für ein breites Spektrum der Sozialforschung und wendet sich nachdrücklich gegen einen Methodenmonismus. Auswertungen von Statistiken seien ebenso anzuwenden, wie die “Durchforschung von Presse und Belletristik”, die Auswertung von Dokumenten sowie eigene Erhebungen, um den Zusammenhang einer Untersuchung mit dem “wirklichen Leben” zu halten (Horkheimer 1988b, 33f.).

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  5. Hopf charakterisiert problemzentrierte Interviews als Kompromißbildungen zwischen leitfadenorientierten und narrativen Gesprächsformen. Richtig kritisiert Hopf den Begriff der Problemzentrierung, der kaum trennscharf sei: “Denn wer möchte schon darauf verzichten, prpblembezogene Interviews zu führen?” (Hopf 1991, 178). Trotz dieser berechtigten Kritik an der Begriffswahl gelingt es Witzel, mit seinem Ansatz Intention und Methode sinnvoll in Übereinstimmung zu bringen.

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  6. Witzel setzt sich dabei insbesondere mit den beiden Strömungen der Ethno-methodologie und des symbolischen Interaktionismus innerhalb der Diskussion des interpretativen Paradigmas auseinander.

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  7. In diesem Punkt schließt sich Witzel der Position innerhalb des symbolischen Interaktionismus an, deren Vertreter(innen) die ethnomethodologische Vorgehensweise gerade in bezug auf die Haltung des Forschers/der Forscherin kritisieren. Eine notwendigerweise ‘gespielte’ tabula- rasa-Haltung verschleiert die Forschungssituation. Das ungleiche Verhältnis zwischen Forschenden und ‘Erforschten’ läßt sich dadurch nicht aufheben, sondern allenfalls verlagern.

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  8. “Because we did not know at the outset what the particularities of each woman’s relevant experience would be, we did not conduct the interviews through preset questions. Rather, we identified general areas we wanted to cover, but let the interviewes’ responses determine the order of subjects, the time spent on each, and the introduction of additional issues” (Aisenberg/Harrington 1988, X).

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  9. In den Post-Kommunikationsbeschreibungen werden Rahmenbedingungen des Gesprächs, persönliche Eindrücke, Gründe für etwaige Gesprächsunterbrechungen und Inhalte von Vor- und Nachbesprechungen festgehalten.

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  10. Die zehn befragten Männer und Frauen haben im folgenden frei erfundene Vornamen, um die Texte lesbarer zu gestalten. Die Vornamen ergeben sich aus der Reihenfolge der Gespräche (A = 1. Gespräch; O = letztes Gespräch). In den ersten vier Gesprächen reden die Interviewten und ich uns mit ‘Du’ an, in den anderen Gesprächen sprechen die Interviewten und ich uns mit ‘Sie’ an.

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  11. Alle vier von mir zuerst befragten Personen leben in der gleichen Großstadt und waren vor dem Umbruch in der Kirche aktiv, zählen sich selbst zur alternativen Szene. Ursprünglich hatte ich vor, zwei der vier Interviews nur als Test interviews zu verwenden, um meine Fragen zu überprüfen, da der soziale Kontext und biographische Werdegang der zwei Männer und zwei Frauen mir zu ähnlich erschien. Ich nahm deshalb an, keine sehr voneinander abweichenden Wahrnehmungen und Erfahrungen zutage zu bringen. Diese Annahme erwies sich als falsch. Die Durchsicht des transkribierten Materials ergab, daß eine Auswertung aller vier Interviews sinnvoll ist.

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  12. Zwischen Günther und Helga kommt es beim Thema familiäre Arbeitsteilung zu Spannungen, dies ist der einzige Themenbereich, zu dem sich Helga ausführlich zu Wort meldet. Die entsprechenden Passagen werden bei der Auswertung des Themenfeldes integriert und hier, um Doppelung zu vermeiden, außer acht gelassen.

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  13. Da es sich hier um ein Gespräch handelt, in dem sich zwischen zwei interviewten Personen Dialoge entwickeln, die für die Argumentation bedeutsam sind, werden die entsprechenden dialogischen Erzählpassagen zitiert.

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  14. Es sei noch einmal darauf hingewiesen, daß die auf den ersten Blick stimmige Argumentation, eine stärkere Sozialorientierung von Frauen ließe sich aus ihrer familialen Positionierung ableiten, in mehrfacher Hinsicht problematisch ist. Ausgeblendet bleibt dabei zum einen, daß nicht alle Frauen (Familien-)Mütter sind und selbst für Mütter diese soziale Rolle nicht lebenslang und konstant eine gleichbleibende Bedeutung hat. Zudem ist offen, ob die familialen Erfahrungen in der Vergesellschaftung von Frauen dominant sind und andere, berufliche Orientierungen überlagern.

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© 1994 Leske + Budrich, Opladen

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Diemer, S. (1994). Die subjektive Wahrnehmung des Patriarchalismus: Interviews in den neuen Bundesländern. In: Patriarchalismus in der DDR. VS Verlag für Sozialwissenschaften. https://doi.org/10.1007/978-3-322-99777-7_5

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  • DOI: https://doi.org/10.1007/978-3-322-99777-7_5

  • Publisher Name: VS Verlag für Sozialwissenschaften

  • Print ISBN: 978-3-322-99778-4

  • Online ISBN: 978-3-322-99777-7

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