Fleischteuerungsprotest und Parteipolitik im Rheinland und im Reich 1905–1914

Zusammenfassung

Die historische Erforschung der Reaktionen auf Mangel an Nahrung hat sich bisher auf die „bread riots“ des 18. und frühen 19.Jahrhunderts konzentriert. Erst in den letzten Jahren richtet sich die Aufmerksamkeit auch verstärkt auf andere Epochen, vor allem die Zeit nach den beiden Weltkriegen. In diesen „Hungerjahren“ stand das Fehlen des elementarsten Lebensmittels Brot erneut im Zentrum der Aufmerksamkeit.

„Die Eindrücke, die Sie ... von dem merkwürdigen Gegensatz zwischen den objektiven Lebensbedingungen und den subjektiven Lebensansichten der Deutschen neu gewonnen haben, bestätigen mir ganz die Erfahrungen, die ich wiederholt nicht nur in Süd- und Westdeutschland, sondern sogar in unserem zurückgebliebenen Osten sammle. Eine beispiellose Erhöhung des standard of life — materiell und doch auch geistig — in allen Ständen, vornehmlich der unteren und mittleren, und verbunden damit eine politische Verärgerung und Verbitterung, als ob die Menschen Hungers stürben.“

Reichskanzler Theobald von Bethmann-Hollweg an Bernhard von Bülow 14.7.1911¹.