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Industrialisierung, Familienökonomie und Hungererfahrung. Sozialkonflikte, Arbeitskämpfe und Konsumboykott in der Schweiz 1880–1914

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Der Kampf um das tägliche Brot

Zusammenfassung

Soziale Konflikte sind integraler Bestandteil, zugleich ursächliches Moment und symptomatischer Ausdruck gesellschaftlichen Wandels. Jede historische Periode weist ihre zeittypische Konfliktvirulenz, ihr spezifisches und auch limitiertes Repertoire an Formen kollektiver Aktion, an konflikthafter Interaktion zwischen Gruppen, Schichten und Klassen auf1. Ausgehend vom „klassischen Szenario der Brotunruhen“, in welchen die Bevölkerung und insbesondere die Frauen, ihr „Recht (...) auf das tägliche Brot“2 zu einem „gerechten Preis“ einforderten, charakterisiert die französische Historikerin Michelle Perrot in Anlehnung an Forschungen von E.P. Thompson und E.J. Hobsbawm3 die Zäsur, die in den letzten Jahrzehnten des 19.Jahrhunderts zu beobachten ist, folgendermaßen:

„Die abklingende Brandung der Brotunruhen durchzieht das 19.Jahrhundert: 1816–17, 1828, 1831, 1839–1840 (besonders in Westfrankreich), 1847–48, 1868 und 1897: die letzten Auseinandersetzungen, in denen der hohe Brotpreis im Zentrum des Volksprotestes steht. Produktionswachstum, die Entwicklung der Verkehrsmittel, insbesondere der Eisenbahn, und Importmöglichkeiten haben den alten Knappheitskrisen ein Ende gesetzt. Mit ihnen verschwindet ein wichtiges Aktionsfeld der Frauen: der Kampf um das Brot. Der große Konflikt der Moderne ist der Streik, männlich, nicht weiblich bestimmt, weil er an die Lohnarbeit geknüpft ist, in der die Frauen zunächst nur eine sekundäre Rolle spielen.“4

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  1. Der Wandel der Konfliktformen hat in der historischen Forschung inzwischen eine erhöhte Aufmerksamkeit gewonnen. Vgl. für die im 18.Jahrhundert sich abspielende Schwerpunktverlagerung von den “Révoltes antifiscales” zu den “Procédures anti-seigneuriales”: Roger Chartier, Les origines culturelles de la Révolution française, Paris 1990, S. 173 ff. Um einem inflationären Gebrauch des Begriffes “Kampf’ entgegenzuwirken, forderte Michel Foucault eine präzise Definition: ”Ce terme de la lutte ne devient opératoire que si on établit concrètement, et à propos de chaque cas, qui est en lutte, à propos de quoi, comment se déroule la lutte, en quel lieu, avec quels instruments et selon quelle rationalité.“ (Entretien avec Michel Foucault recueilli par Jean-Pierre Baron et Michelle Perrot, in: Jeremy Bentham, Le Panoptique, Paris 1977, S. 30).

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  2. Michelle Perrot, Rebellische Weiber: Die Frau in der französischen Stadt des 19.Jahrhunderts, in: Claudia Honegger/ Bettina Heinz (Hrsg.), Listen der Ohnmacht. Zur Sozialgeschichte weiblicher Widerstandsfonnen, Frankfurt/M. 1981, S. 7198.

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  3. Eric J. Hobsbawm, Primitive Rebels, Manchester 1959; Edward P. Thompson, Plebeische Kultur und moralische Ökonomie, Frankfurt/M. 1980.

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  4. John Bohstedt, Riots and Community Politics in England and Wales, 1790–1810,Cambridge, Mass. 1983; John Bohstedt, The Myth of the Feminine Food Riot: Woman as Proto-Citizens in English Community Politics, 1790–1810, in: Harriet B. Applewhite/Darline G. Levy (Hrsg.), Women and Politics in the Age of the Democratic Revolution, Ann Arbor 1990.

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  5. Heinrich Volkmann, Die Streikwellen 1910–13 und 1919–20: Kontinuität oder Diskontinuität der Arbeitskampfentwicklung, in: Jürgen Bergmann u.a., Arbeit, Mobilität,Partizipation, Protest. Gesellschaftlicher Wandel in Deutschland im 19. und 20.Jahclumdect, Opladen 1986, S. 220–250.

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  6. Klaus Tenfelde/Heinrich Volkmann (Hrsg.), Streik. Zur Geschichte des Aüeitskampfes in Deutschland während der Industiialisienmg, München 1981, Vorwort S. 21.

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  7. Charles Tilly/Louise Tilly/Richard Tilly, The Rebellious Century 1830–1930, Cambridge, Mass. 1975, S. 275–276. Diese Untersuchung weist allerdings, da sie qualitative Aussagen auf der Basis von hochaggregierten Daten macht, ein geringes soziales “Auflösungsvermögen” auf.

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  8. Andreas Griessinger, Das symbolische Kapital der Ehre: Streikbewegungen und kollektives Bewußtsein deutscher Handwerksgesellen im 18.Jah,inmden’, Frankfurt a.M./Berlin/Wien 1981.

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  9. Yann Collonges/Pierre Georges Randal, Les Autonductions. Greves d’usagers et lutte de classe en France et en Italie (1972–1976), Paris 1976.

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  10. Michael Bernegger, Die schweizerische Wirtschaft 1850–1913. Wachstum,Strukturwandel und Konjunkturzyklen, Zürich, Manuskript, 1983. Diese wirtschaftliche Wachstumsperiode - häufig als “zweite industrielle Revolution” apostrophiert - ging aus einer neuartigen Synthese von wissenschaftlicher Forschung und industriellen Produktionsverfahren hervor und war mit dem Aufstieg neuer Leitsektoren (Elektro-, Maschinen-und Fahrzeugindustrie sowie Chemiebranche) und mit ersten Ansätzen einer Modernisierung der Unternehmensstrukturen verbunden (die wichtigsten Stichworte lauten hier: Umwandlung von Familienfirmen in Aktiengesellschaften; Herausbildung eines funktions-und arbeitsteiligen Managements; Zunahme der Anzahl der Angestellten). Vgl. Douglas C. North, Structure and Change in Economic History, New York/London 1981, Kap. 12 ff.).

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  11. Hans Hirter, Streiks 1880–1914, in: Erich Gruner (Hrsg.), Arbeiterschaft und Wirtschaft in der Schweiz 1880–1914, Bd. II/2: Gewerkschaften und Arbeitgeber auf dem Arbeitsmarkt, Zürich 1988. Diese Untersuchung beschränkt auf auf “reguläre Streiks”. Das ganze Spektrum von Sozialkonflikten ist in der Schweiz bisher nicht systematisch untersucht worden. Für die Zeit der beginnenden Industrialisierung liegen nur wenige Studien vor. Vgl. Rudolf Braun, Industrialisierung und Volksleben. Die Veränderung der Lebensform in einem ländlichen Industriegebiet vor 1800, Erlenbach b.Zürich 1960; ders. Sozialer und kultureller Wandel in einem ländlichen Industriegebiet (Zürcher Oberland) unter Einwirkun des Maschinen-und Fabrikwesens im 19. und 20.Jahrlrundert, Erlenbach b. Zürich/Stuttgart 1965; Sebastian Brändli u.a. (Hrsg.), Schweiz im Wandel. Studien zur neuerrn Gesellschaftsgeschichte, Basel/Franfurt a.M. 1990; Christian Simon, “Wollt ihr Euch der Sklaverei kein Ende machen?” Der Streik der Basler Indienarbeiter im Jahre 1794, Allschwil 1983.

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  12. In dieser Zahl sind 10 Generalstreiks mit insgesamt 62.070 Beteiligten eingeschlossen. Hirter, Streiks 1880–1914 (Anm. 17), S. 847, 851.

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  13. Hansjürg Fehr, Existenz und Wachstumsbedingungen der schweizerischen Arbeiterpresse von den Anfängen bis 1914, Zürich 1977 (Manuskript). Die Schweiz stellte diesbezüglich keinen Sonderfall dar. Hans Hirter zeigt, “daß über den gemeinsamen allgemeinen Trend hinaus eine teilweise Ähnlichkeit der Anzahl und Dauer der Streikzyklen zwischen der Schweiz und ihren Nachbarstaaten existiert.” (Hirter, Streiks 1880–1914 [Anm. 17], S. 857. Einige Bemerkungen zum gesellschaftlichen Kontext dieser aufsteigenden langen Welle der Streikkonjunktur: 1876 setzte auch in der schweizerischen Wirtschaft nach einer längeren industriellen Boomphase ein Rückschlag ein, der meist als “Große Depression” bezeichnet wird. (Zum wirtschaftlichen Konjunkturverlauf vgl.: Hansjörg Siegenthaler, Die Schweiz 1850–1914, in: Handbuch der europäischen Wirtschafts-und Sozialgeschichte, hrsg. v. W. Fischer u.a, Bd. 5, Stuttgart 1985, S. 443–473, v.a. S. 458.) In dieser krisenhaften Reorganisationsphase bildete sich ein intermediäres Interessenvermittlungssystem zwischen Staat und Wirtschaft heraus, ein Vorgang, der von Zeitgenossen als “Verwirtschaftlichung der Politik” kritisiert wurde und für welchen die politologische Wissenschaft der letzten Jahrzehnte Formulierungen wie: “institutionalisiertes Bargaining ‘privater Regierungen’ auf einer parastaatlichen Ebene” geschaffen hat. 1869 war mit dem Schweizerischen Handels-und Industrieverein (einer Unternehmerorganisation) der erste “Spitzenverband” geschaffen worden; 1879 wurde der Gewerbeverband und ein Jahr später der Schweizerische Gewerkschaftsbund gegründet. 1897 entstand der Bauernverband, der bei der Beschaffung von Bundessubventionen auf längere Sicht besonders erfolgreich war. (Vgl. Roland Ruffieux, Die Schweiz des Freisinns (1848–1914), in: Geschichte der Schweiz und der Schweizer, Band III, Basel/Frankfurt a.M. 1983, S. 9–100.) Was die langfristigen Wechsellagen der Konjunktur und den Strukturwandel in Wirtschaft und Gesellschaft anbelangt, ist bereits Mitte der 1880er ein Umbruch erkennbar. Es setzte ein neuer Investitionsschub ein, der eine neue Phase des Industrialisierungsprozesses einleitete. Damals vermochte die schweizerische Industrie die “Große Depression” zu überwinden.

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  14. Regina Wecker, Frauenlohnarbeit in Basel an der Wende vorn 19. zum 20.Jahtínundert, Manuskript 1983; vgl. auch: Elisabeth Joris/ Heidi Witzig (Hrsg.), Frauengeschichte(n). Dokumente aus zwei Jahrhunderten zur Situation der Frauen in der Schweiz, Zürich 1986, S. 222.

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  15. Margarita Gagg, Die Frau in der schweizepischen Industrie, Zürich/Leipzig 1928.

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  16. In einer Lohntabelle über Basler Bandfabriken aus dem Jahre 1892 werden Männer-und Frauenlöhne getrennt aufgeführt; die Kategorie “Zettler” existiert hier nicht, es gibt nur “Zettlerinnen”; Staatsarchiv Basel, Handel und Gewerbe AA 13.

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  17. Madeleine Guilbert, Les femmes et l’organisation syndical avant 1914, Paris 1966, S. 237.

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  18. Annette Frei, Rote Patriarchen,Zürich 1987, S. 108.

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  19. Guilbert, Femmes (Anm.29), S. 244; Zum kollektiven Bewußtsein lohnerwerbstätiger Frauen vgl. auch: Sarah Eisenstein, Give us Bread but give us Roses. Wor*ing Women’s Consciousness in the United States, 1890 to the First World War,London/Boston 1983; Barbara Drake, Women in Trade Unions, Essex 1984 (Erstausgabe 1920).

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  20. Fritz Barth, Die Frauenfrage und das Christentum, in: Schweiz. Blätter für Wirtschafts-und Sozialpolitik, X. Jg./1902, S. 236/37.

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  21. Staatsarchiv Zürich, 0 123/124 (Dossier 5: Frauenpetition, Protokoll vom 13. Mai 1919). Es handelt sich um Rosa Bloch, eine der profiliertesten Vertreterinnen der schweizerischen Arbeiterinnenbewegung.

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  22. Auf das frühe 20.Jahrhundert bezogene Untersuchungen für Deutschland haben für Arbeiterhaushalte eine starke Abhängigkeit der Versorgung von Arbeitsmarkt und Lohnerwerbsarbeit nachgewiesen. Der “marktgerichtete Versorgungsanteil” betrug über 90%; die verbleibenden 10% verteilten sich auf einen “haushaltsorientierten” Selbstversorgungsanteil von ca. 5% und auf “bürokratiebezogene” Einnahmen von ebenfalls wenigen Prozent. Vgl. Toni Pierenkemper, Haushalt und Verbrauch in historischer Perspektive. Ein Forschungsüberblick, in: ders. (Hrsg.), Haushalt und Verbrauch in historischer Perspektive. Zum Wandel des privaten Verbrauchs in Deutschland im 19. und 20.Jalui undert, 1987, S. 36. In der Schweiz scheint der Subsistenzanteil höher gelegen zu haben. Erich Gruner (Hrsg.), Arbeiterschaft und Wirtschaft in der Schweiz 1880–1914, Bd. 1, Zürich 1987, S. 379ff., zeigt, daß diese Subsidiäreinkommen um ein Drittel betragen konnten. Vgl. auch: Beatrix Mesmer, Die Rolle der Frau während der Industrialisierung, in: 1291–1991. Die Schweizer Wirtschaft, St. Sulpice 1991.

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  23. Autorengruppe der Universität Zürich (Leitung Hansjörg Siegenthaler), Reallöhne schweizerischer Industriearbeiter von 1890–1921, Zürich 1986 (Manuskript); vgl. auch: Gruner, Arbeiterschaft (Anm.35), S. 359.

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  24. William M. Reddy, Entschlüsseln von Lohnforderungen: Der Tarif und der Lebenszyklus in den Leinenfabriken von Armentières (1889–1904), in: Berdahl/Lüdtke/ Medick u.a., Klassen und Kultur. Sozialanthropologische Perspektiven in der Geschichtsschreibung, Frankfurt a.M. 1982, S. 102.

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  25. Peter Berger/Thomas Luckmann, Die gesellschaftliche Konsbuktion der Wirídichkeit, Frankfurt a.M. 1969.

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  26. Zum Begriff der gesellschaftlichen “Problematisierung” vgl. Michel Foucault, L’usage des plaisirs (Histoire de la sexualité Bd.. 2), Paris 1984, S. 9ff.

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  27. Die Mentalitätsgeschichte der Französischen Revolution hat aufgezeigt, daß die Raum-Zeitvorstellungen, aufgrund derer es erst möglich war, Individuen und Gruppen in einer Vergangenheit und einer Zukunft zu verorten, aus den Kämpfen hervorgingen und diese zunehmend zu dominieren begannen. Vgl. Michel Voyelle, Die Französische Revolution. Soziale Bewegung und Umbruch der Mentalitäten,Frankfurt a.M. 1985. Zur Organisation von Interessen vgl. auch: Mancur Olson, Die Logik des kollektiven Handelns, Tübingen 1985.

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  28. Vgl. u.a. die Untersuchung von William M. Reddy, der die unterschiedlichen Auffassungen des “Tarifs” bei den Arbeiter/innen (für die es sich um eine Preisliste handelte) einerseits und sozialistischen Organisationen andererseits (die darin ein “Lohnsystem” sahen) herausarbeitet. (Reddy, Entschlüsseln [Anm.39], S. 94 ff.). Reddy zeigt auch, wie Lebenszyklus und Stücklohn-Tabelle zusammenhängen und auf welche Weise sich persönliche Geschicklichkeit und Tarif wechselseitig bedingen (S. 93, 95); Alf Lüdtke, Hunger in der Großen Depression. Hungererfahrung und Hungerpolitik am Ende der Weimarer Republik, in: Arrhiv fib• Sozialgeschichte, 27/1987, S. 145–176, verfolgt einen ähnlichen Ansatz.

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  29. Zur Veränderung der Lohntheorien vgl.: Rudolf Braun, Zum Verhältnis von Sozialgeschichte und Wirtschaftstheorie, in: Schweizerische Zeitschrift für Volkswirtschaft und Statistik,107. Jg./1971, H. 2, v.a. S. 452ff.

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  30. Vgl. dazu die Nr. 2 der Zeitschrift “Genèses”, die dem Thema “A la découverte du fait social 1890–1900” gewidmet ist (Genèses. Sciences sociales et histoire,2, Dez. 1990).

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  31. Peter Porter, The Rise of Statistical Thinking 1820–1900, Princeton 1986; Stephen M. Stigler, The History Statistics. The Measurement of Uncertainty before 1900, Cambridge, Mass./London 1986; Lorenz Krüger/u.a. (Hrsg.), The Probabilistic Revolution, Bd. I & II, Cambridge, Mass./London 1987; Gerd Gigerenzer/u.a., The Empire of Chance, Cambridge 1989.

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  32. Entsprechende Untersuchungen auf der Basis von Bevölkerungsstatistiken unternahm Alphonse Quételet bereits in den 1830er Jahren; vgl. Wolfgang Bonss, Die Einübung des Tatsachenblicks, Frankfurt a.M. 1982; zur Bedeutung der 1890er Jahre vgl. Genèses. Sciences sociales et histoire,2 (Dezember 1990): A la découverte du fait social 1890–1900 (Dossier).

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  33. Naum Reichesberg, in: ders. (Hrsg.), Handwörterbuch der Schweizerischen Volkswirtschaft, Sozialpolitik und Verwaltung, Bd. IV, Bern, o.J., S. 1603.

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  34. Karl Greiner, Die neuere Lohn-und Haushaltungsstatistik in der Schweiz, Zürich 1918; Maurice Morel, Le calcul du coût de la vie en Suisse, Lausanne 1930; Handbuch der schweizerischen Volkswirtschaft, Bern 1939, Stichwort “Lebenskostenindex” Bd. 2, S. 121 ff; Hans Herzog, Zur Entwicklung und zum heutigen Stand der Sozialstatistik in der Schweiz, Zürich 1941; Ernst Ackermann, Der Erkenntniswert vieljähriger Wirtschaftsrechnungen, Liestal 1915.

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  35. Handbuch (Anm. 49), Stichwort “Lebenskostenindex”, S. 121.

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  36. Staatsarchiv Zürich, 0 123/124 (Dossier 3: Erhebung über Haushaltungskosten 1918; Schreiben 11.9. 1918).

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  37. Ebd., S. 122. Die Indexziffer umfaßte nun Nahrungsmittel, Brenn-und Leuchtstoffe, Bekleidung und Miete und stützte sich hinsichtlich der Verbrauchsstruktur auf die Resultate von Haushaltsberechnungen aus den Jahren 1912, 1920 und 1921.

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  38. Ruedi Vetterli, Industriearbeit, Anbeiterbewußtsein und gewerkschaftliche Organisation. Dargestellt am Beispiel der Georg Fischer AG (1890–19.30),Göttingen 1978; Bernhard Degen, Richtungskämpfe im Schweizersehen Gewe,*schaftsbund 19181924, Zürich 1980.

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  39. Rudolf Jaun, “Es muß von Anfang an während der Arbeitszeit stets gearbeitet werden ohne Unterbruch”. Zum Verhältnis von Zeit, Arbeit und Lohn in der Schweizer Industrie, 1890–1960, in: Sebastian Brändli u.a. (Hrsg.), Schweiz im Wandel, Basel 1990, S. 59–74.

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  40. Die folgenden Überlegungen basieren wesentlich auf dem von Joan W. Scott und Louise A. Tilly entwickelten Konzept “Familienökonomie” und auf dem von Tamara K. Hareven vorgeschlagenen Interaktionsmodell “Family time - industrial time”. Joan W. Scott/ Louise A. Tilly, Familienökonomie und Industrialisierung in Europa, in: Claudia Honegger/ Bettina Heinz (Hrsg.), Listen der Ohnmacht. Zur Sozialgeschichte weiblicher Widerstandsfor»ren, Frankfurt a.M. 1981, S. 99–137; Tamara K. Hareven, Family Time and Industrial Time: The Relationship between the Family and Work in a New England Industrial Community, Cambridge 1982; dies., Transitions. The Family and the Life Course in Histoncal Perspective, New York 1978.

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  41. Erich Gruner (Hrsg.), Arbeiterschaft und Wirtschaft in der Schweiz 1880–1914, Bd. 1, Zürich 1987, S. 365ff. Eine Zusammenstellung der für die Schweiz vor dem Ersten Weltkrieg verfügbaren Haushaltsrechnungen von Arbeiterfamilien ist u.a. zu finden in: Ernst Ackermann, Der E,*enntniswert vieljähriger Wirtschaftsrechnungen, Teil II: Vergleiche ein-und vieljähriger Wirtschaftsrechnungen aus der Zeit vor dem Ersten Weltkrieg, Zürich 1959 (Manuskript).

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  42. H. Schatzmann, Der neue Zolltarif und die Verteuerung der Lebenshaltung, in: Schweiz. Zentralblatt für Staats-und Gemeindeverwaltung, III. Jg. (1902), Nr. 16(29. Okt.).

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  43. Beatrix Mesmer, Ausgeklammert - Eingeklanunert. Frauen und Frauenorganisationen in der Schweiz des 19.Jaluiiundens, Basel 1988.

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  44. Preisausschreibung zum Thema “Wie gestaltet sich unter normalen Verhältnissen der rationellste tägliche Speisezeddel einer Arbeiterfamilie”, vgl. Schweizerisches Haushaltungsblatt, Nr. 19, 9. Sept. 1890, S. 241 ff.

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  45. Erich Gruner (Hrsg.), Arbeiterschaft und Wirtschaft in der Schweiz, Bd. I, Zürich 1987, S. 371. 1912 betrug das Einkommen des Mannes an den Einnahmen von Arbeiterfamilien 62,9% (ungelernte) resp. 75,6% (gelernte). Unklar ist, in welchem Ausmaß Frauen und Männer an den Kategorien “Betriebseinnahmen” und “übrige Einnahmen” (zusammen 13,1% resp. 13,4%) beteiligt waren.

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  46. Vgl. Hans Jürgen Teuteberg (Hrsg.), Durchbruch zum modernen Massenkonsum -Lebensmittebnärkte und Lebensmittelqualität im Städtewachstum des Industriezeitalters, Münster 1987.

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  47. E. Coradi-Stahl, Die Einführung von Haushaltungsschulen und Kochkursen, o.O., 1902, S. 5.

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  48. Teuerung in der Schweiz,hrsg v. Schweizerischen Gewerkschaftsbund, Bern 1910, S. 5.

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  49. Yvonne Pesenti, Beruf: Arbeiterin, Zürich 1988; Annette Frey, Die roten Patriarchen, Zürich 1987.

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  50. Die These, daß eine Familie die “Streikmentalität” von Arbeitern eher dämpfe, entsprach einer weitverbreiteten Auffassung und wurde in der Schweiz immer wieder zur Begründung familienpolitischer Postulate eingesetzt. Vgl. z.B. Friedrich Bernet, Vom Arbeitsfrieden in der Schweiz, in: Die Schweiz 1940/41, hrsg v. d. Neuen Helvetischen Gesellschaft, S. 109–117.

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  51. Vgl. Erich Gruner (Hrsg.), Arbeiterschaft und Wirtschaft in der Schweiz, Bd. III, Zürich 1988, Kap. 8, S. 497ff.

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  52. Teuerung in der Schweiz, hrsg v. Schweizerischen Gewerkschaftsbund, Bern 1910, S. 3.

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  53. Erich Gruner (Hrsg.), Atheiteischaft und Wirtschaft in der Schweiz 1880–1914, Bd. 1, Zürich 1987, S. 376.

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  54. Maurice Halbwachs, La classe ouvrière et les niveaux de la vie, Paris/London/New York 1970 (lre édition Paris 1912), S. 444/445.

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  55. Hellmuth Wolff, Die Soziale Käuferliga. Zur Einführung in ihre Aufgaben, in: Schweiz. Blätter fürWiitschafts-und Sozialpolitik, XVI. Jg. (1908), S. 225.

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  56. Vgl. auch: Handbuch der schweizedischen Volkswütschaft, Bern 1939, Bd. II, S. 103; Bern 1955 Bd. II, S. 85/86. Der Label-Gedanke verlor schon vor dem Ersten Weltkrieg wieder an Bedeutung, wurde dann aber in der Krise der 1930er Jahre erneut propagiert. 1934 eröffnete die SKL ein Label-Sekretariat.

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  57. Genèses. Sciences sociales et histoire, 2, (Dez. 1990): Dossier: “A la découverte du fait social 1890–1900”.

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  58. Vgl. z.B. Haushalts Träume. Ein Jahthunden Technisieneng und Rationalisierung im Haushalt, hrsg. v. Barbara Orland, Königstein i.T. 1990.

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Tanner, J. (1994). Industrialisierung, Familienökonomie und Hungererfahrung. Sozialkonflikte, Arbeitskämpfe und Konsumboykott in der Schweiz 1880–1914. In: Gailus, M., Volkmann, H. (eds) Der Kampf um das tägliche Brot. Schriften des Zentralinstituts für sozialwissenschaftliche Forschung der Freien Universität Berlin. VS Verlag für Sozialwissenschaften, Wiesbaden. https://doi.org/10.1007/978-3-322-99757-9_12

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