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Der Begriff „Kultur“ — eine theoretische Analyse

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Part of the book series: DUV: Wirtschaftswissenschaft ((DUVWW))

Zusammenfassung

Die Auseinandersetzung über die Bedeutung von Kultur hält bereits seit mehr als hundert Jahren an und hat sich — trotz eines gewissen erreichten Grundkonsenses — eigentlich nur von den grundlegenderen Themen auf speziellere Fragen verlagert. Ein Ergebnis des lebhaft geführten Diskurses über das Wesen von Kultur ist eine große, zuweilen verwirrende Anzahl vielfältiger Ansichten und Einsichten bezüglich des Erkenntnisobjektes selbst sowie seiner Beziehungen zu anderen Konzepten und theoretischen Aussagen. Es wäre aber falsch, aus der Uneindeutigkeit des Kulturbegriffs abzuleiten, daß die Beschäftigung mit Kultur in einen „Sumpf“ führt, in dem der Betrachter unweigerlich untergeht und deshalb besser gleich die „Hände davon lassen sollte“. Es ist gerade der Facettenreichtum von Kultur, der sie als Thema interessant macht. Die vielen unterschiedlichen Konzeptionalisierungen des Kulturbegriffs eröffnen die Möglichkeit, sich einer konkreten Forschungsfrage aus einer ausgewählten, analytischen Richtung zu nähern. So gesehen, ist die oft beklagte Unbestimmtheit von Kultur kein Grund, sich von der Erforschung des Konstrukts gänzlich zu verabschieden, sondern — im Gegenteil — eine wissenschaftliche Herausforderung. Dies gilt gerade auch für Arbeiten wie die vorliegende, welche die Verbindung von Kulturforschung mit normalerweise davon getrennten Gebieten (Beziehungsmarketing!) zum Ziel hat.

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Literatur

  1. Vgl. Kroeber und Kluckhohn (1952), S. 13 und 30ff. Unter dem “modernen” wissenschaftlichen Kulturbegriff verstehen Kroeber und Kluckhohn (1952), S. 13–14, nicht mehr einen Kultivierungsprozeß oder den erreichten Kultiviertheitsgrad einer Gesellschaft, sondern einen Zustand (“state or condition”), an dem alle menschlichen Gesellschaften teilhaben, obschon ihre jeweiligen Kulturen große qualitative Unterschiede aufweisen können.

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  2. Vgl. Winthrop (1991), S. 52. Die Unterscheidung von “Naturvolk” und “Kulturvolk” geht auf Arbeiten von Bastian (1895) zurück.

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  3. In der Internationalen Managementlehre z.B. bei Adler (1991), S. 15. In der Konsumentenforschung z.B. bei Kroeber-Riel (1992), S. 575. Nicht selten finden sich auch noch Referenzen auf die Definition von Tylor (1871), z.B. in Zusammenhang mit Internationalem Marketing bei Jain (1984), S. 190, oder Consumer Behavior bei Hawkins, Best und Coney ( 1992 ), S. 34.

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  4. Vgl. Cohen (1974), S. 1. Die Zuordnung von Kulturmaterialismus zu der materialistischen Sichtweise ist 8 keinesfalls eindeutig, auch wenn es die Bezeichnung an sich vermuten ließe. Je nachdem, welchen Stellenwert immaterielle Aspekte von Kultur in einer Definition einnehmen, könnte der Kulturmaterialismus auch als eine Art idealistischer Interpretation aufgefaßt werden. Außerdem muß beachtet werden, daß Kulturmaterialismus in erster Linie eine Aussage darüber trifft, weshalb es zu kulturellen Anpassungen kommt (nämlich aus materiellen Zwängen). Kultur stellt somit das Ergebnis menschlicher Reaktionen auf die Umwelt dar. Vgl. z.B. bei Bates und Plog (1990), S. 44–45.

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  5. Vgl. Howard (1989), S. 38. Strukturalismus impliziert Determinismus und Panhumanität von Kultur, wodurch er zum superorganischen Konzept avanciert. Allerdings ist der Ansatz eng mit der Psyche und sogar der Anatomie des Menschen verbunden: Eine Veränderung von Denk- und Verhaltensweisen ohne vorhergehende Transformation mentaler Strukturen und entsprechender Zeichensätze erscheint nicht möglich. Folglich enthält die strukturalistische Perspektive auch organische Elemente.

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  6. Vgl. Durham (1991), S. 3. Der Ausdruck “in den Köpfen” könnte aus Sicht der Symbolischen Anthropologie mißverstanden werden, weil dort Kultur als ein von Individuen geteiltes System von Symbolen und Bedeutungen nicht in den Menschen, sondern zwischen ihnen existiert (vgl. Keesing (1974), S. 79 und 84). Diese Unstimmigkeit laßt sich jedoch ausräumen, wenn man davon ausgeht, daß sich die Gemeinsamkeit kultureller Ideen nur intersubjektiv ermitteln läßt, die Ideen selbst aber von den einzelnen beteiligten Individuen mitgetragen werden.

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  7. Olsen (1991), S. 55. “Shared” bezieht sich auf bestimmte Verhaltensvorschriften (“patterns”), Einstellungen oder Informationen, die mindestens zwei Mitgliedern einer Gesellschaft gemein sind (“common to”), und nicht auf Kooperation oder gemeinsames Eigentum (“joint ownership”). Vgl. dazu Linton (1947), S. 23. Der im Englischen verwendete Ausdruck “shared” im Zusammenhang mit Kultur sollte deshalb am besten im Sinne von “gemein sein”, “gemeinsam haben” oder auch “teilhaben an” übersetzt werden. Der Begriff “population” weist in OLSENs Definition vor allem darauf hin, daß es sich um mehrere Menschen handelt. Damit ist noch nicht geklärt, auf welche Art von Population sich Kultur bezieht.

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  8. Vgl. Popper (1974), S. 174–175. Zur Verdeutlichung seiner Überlegungen gibt POPPER folgendes Beispiel: Eine Theorie wird von Technikern angewendet, um in der physikalischen Welt Änderungen zu bewirken. Andererseits ist die Theorie als objektive Idee vielleicht von anderen Menschen zu einem früheren Zeitpunkt aufgestellt worden, ohne daß dabei eine konkrete Anwendungsmöglichkeit gesehen wurde. Vgl. Popper (1974), S. 175.

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  9. Im englischen Originaltext bei Olsen (1991) findet das Verbalsubstantiv “ordering” statt des Substantivs “order” Verwendung und unterstreicht so den prozessualen Charakter von Ordnung. Im Deutschen wäre “ordering” korrekterweise mit dem Gerundium “Ordnen” zu übersetzen, was jedoch sprachlich seltsam wirkt. Es wird deshalb der Begriff “Ordnung” vorgezogen, allerdings im Sinne eines scheinbar statischen, in Wirklichkeit aber dynamischen Prinzips des Seins.

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  10. Für eine derartige anthropologische Sichtweise vgl. z.B. bei Williams, T. (1990), S. 253. Für eine entsprechende soziologische Meinung vgl. z.B. bei Russell (1992), S. 20–21.

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  11. Vgl. Wiswede (1985), S. 134 und 184. WISWEDE bezieht sich auf die Gegenüberstellung der Begriffe “Gemeinschaft” und “Gesellschaft” bei Ferdinand TONNIES. Gemäß dessen Dichotomie sozialer Beziehungen basiere Gesellschaft auf “Kalkül”, Gemeinschaft dagegen mehr auf “Gefühl”, insbesondere dem “Wir-Gefühl” der Beteiligten.

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  12. Vgl. Singer (1987), S. 2. Kulturelle Einzigartigkeit bedeutet indes nicht, daß jeder Mensch eine Kultur für sich darstellt: Kultur bleibt ein gruppen-bezogenes Phänomen. Vgl. Singer (1987), S. 2.

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  13. Vgl. Hofstede (1991), S. 4–6. Die Verwendung von “mentaler Software” impliziert nicht, daß sich Menschen, gleich Computern, strikt an ihre Programme halten. Den Menschen als Persönlichkeit zeichnet es gerade aus, in kreativer oder destruktiver Weise von der Software unerwartet abweichen zu können. Vgl. Hofstede (1991), S. 4.

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  14. Vgl. Lenski und Lenski (1987), S. 44. Dies trifft nicht nur auf die Gesellschaft zu, sondern auf alle Formen und Ausprägungen sozialer Organisationen.

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  15. Vgl. Gudykunst und Kim (1984), S. 12. An diesem Punkt wird auch eine Schwache von OLSENs Taxonomie der Organisationen deutlich: es ist dort beispielsweise problematisch, ethnische Volksgruppen treffend einer Kategorie zuzuordnen, weil sie weder die Kriterien für Gruppen (zu groß!) oder Vereinigungen (keine explizite Zielorientierung!) noch die für eine Gesellschaft (keine funktionale Dominanz; kulturelle Dominanz fraglich!) erfüllen. Dennoch sind Volksgruppen häufig gesellschaftliche Subsysteme mit einer entsprechenden (Sub-) Kultur.

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  16. Vgl. Galtung (1982), S. 17. Die Mehrdeutigkeit des Nationenbegriffs ist wesentlich auf unterschiedliche Entwicklungen im Gebrauch des Wortes in verschiedenen Sprachen und Ländern zurückzuführen. Im eng-

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  17. Vgl. Peabody (1985), S. 5–19 für eine detaillierte Auseinandersetzung mit den vorgebrachten Einwänden. PEABODY zeigt, daß viele der Kritikpunkte, insbesondere zur Verallgemeinerung und zu Gruppenurteilen, so nicht haltbar sind. Manche der Kritikpunkte entbehrten wissenschaftlicher Vernunft, seien nicht

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  18. Vgl. Bidney (1970), S. 168. Postulate beziehen ihre Gültigkeit nicht aus der Beweisbarkeit der darin verkörperten Ideen, sondern aus dem bloßen Glauben an sie.

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  19. Vgl. Kluckhohn und Strodtbeck (1961), S. 19–20. Zusätzlich ist zu kritisieren, daß KLUCKHOHN und STRODTBECK nicht angeben, welche generelle Auffassung von Persönlichkeit ihre Arbeit leitet, und welche Rolle Werte in bezug auf Persönlichkeit spielen. Zudem fehlt das umfassende Konzept der Persönlichkeit und damit wichtige motivationale, defensive, kognitive usw. Aspekte. Vgl. Inkeles und Levinson (1969), S. 436.

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  20. Vgl. Kluckhohn (1951), S. 398 und 417. KLUCKHOHNs Auffassung nach wären auch universale Werte kulturelle Werte. Die Menschheit erfüllt aber nicht die üblichen Kriterien für das Vorliegen von sozialer Organisation. Folglich reichen die Kriterien “sozial erlernt” und “sozial übertragen” nicht aus, um kulturelle Werte zu definieren. Es muß die Verständigung über die Bedeutung von Werten dazukommen. Dies mag bis zur Gesellschaftsebene und ausnahmsweise auch in Fällen überstaatlicher Zusammenschlüsse noch möglich sein, auf globaler Ebene erscheint dies utopisch.

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  21. Vgl. Gibbs (1965), S. 589–591. Dazu ein Beispiel: In der (westlichen) Geschäftswelt besteht das Ideal der Ehrlichkeit. Dennoch wird kein vernünftiger Kaufmann erwarten, daß sich alle seine Partner entsprechend

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  22. Vgl. Kluckhohn (1951), S. 422: Zum Beispiel die Prostitution oder der Umgang mit Alkohol.

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  23. Vgl. Wiswede (1985), S. 34–35. Die Neigung, auf Umweltstimuli, wie Personen, Gegenstände, Ereignisse oder Situationen, in gewohnter Weise zu reagieren, läßt sich darauf zurückführen, daß ein Einstellungsobjekt einem Individuum geeignet scheint, bestimmte Werte zu erreichen. Darauf basiert der motivationale Charakter von Einstellungen. Vgl. Rokeach (1973), S. 19; Singer (1987), S. IO.

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  24. Vgl. Lorsch (1986), S. 98–100. Unternehmenskultur wird in diesem Aufsatz etwas eingeschränkt definiert. Sie bezeichnet die gemeinsamen Vorstellungen der Topmanager eines Unternehmens, wie sie sich selbst oder andere Mitarbeiter führen sollten. Vgl. Lorsch (1986), S. 95.

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  25. Vgl. Barney (1986), S. 658: Es sei allerdings nicht möglich, Unternehmenskulturen ohne diese Charakteristika derart zu manipulieren, daß sie in der Zukunft einen strategischen Erfolgsfaktor für das Unternehmen darstellen.

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  26. Vgl. Kluckhohn (1946), S. 339. Aus Verhalten und Artefakten kann allenfalls das Wesen von Kultur abgeleitet werden. Kultur als “inferential construct” hat eine Parallele in der Physik. Beispielsweise können elektromagnetische Felder auch nicht gesehen werden und tragen dennoch dazu bei, bestimmte Phänomene besser zu verstehen sowie ihr Vorhandensein und Ereignisse vorherzusagen. Vgl. Kluckhohn (1946), S. 339.

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  27. Vgl. zum Beispiel bei Hawkins, Best und Coney (1992), S. 33–44, oder bei Trommsdorff (1993), S. 163186.

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  28. Vgl. Hofstede (1984), S. 23–24. Dies ist einer der Gründe, weshalb die wissenschaftliche Auseinandersetzung der 40er und 50er Jahre mit “Nationalcharakter” und “modal personality” zugunsten der Erforschung von “nationalen Kulturen” erweitert wurde. Nicht nur psychologische Variablen erlangten Berücksichtigung, sondern auch Daten, die sich auf die Nation als Ganzes beziehen (ökonomische Entwicklung, Einkommen, Grad der Pressefreiheit, religiöse Geschichte usw.) und allgemeine Daten über individuelles Verhalten, jedoch auf nationaler Ebene aggregiert (z.B. Selbstmordrate oder Alkoholismus). Vgl. Hofstede (1984), S. 23–26.

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Mauritz, H. (1996). Der Begriff „Kultur“ — eine theoretische Analyse. In: Interkulturelle Geschäftsbeziehungen. DUV: Wirtschaftswissenschaft. Deutscher Universitätsverlag, Wiesbaden. https://doi.org/10.1007/978-3-322-99718-0_2

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