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Militärisches Kommando und tragisches Geschick

Zur Funktion der Schrift im Werk des preußischen Dichters Heinrich von Kleist

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Heinrich von Kleist
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Zusammenfassung

„Diktieren in die Feder macht mich irr“, (SW I 650)1 sagt der Prinz von Homburg und bezeichnet damit eine Wende in der Geschichte des militärischen Kommandos. Von Alexander bis zu Friedrich dem Großen genügten das geschwungene Schwert und das gesprochene Wort, um den Kämpfenden Weg und Ziel der militärischen Aktion zu weisen. Mit der Perfektionierung der Feuerwaffen nähert sich dieses von Martin van Creveld so genannte Steinzeitalter des Krieges2 seinem Ende. Napoleon, der erste Feldherr, der seine Karriere bei der Artillerie begann, ist auch der erste, der vorwiegend schriftlich kommandiert.3 Seitdem hat sich der Anteil dessen, was die modernen Strategien C3 (Command, Control, Communications) nennen, in Strategie und Taktik um ein Vielfaches erhöht. Im Jahr 1909 beschreibt Generalfeldmarschall Graf Alfred von Schlieffen das Bild des zu seiner Zeit modernen Krieges so:

Kein Napoleon, umgeben von einem glänzenden Gefolge, hält auf einer Anhöhe. Auch mit dem besten Fernglas würde er nicht viel zu sehen bekommen Sein Schimmel würde das leicht zu treffende Ziel unzähliger Batterien sein. Der Feldherr befmdet sich weiter zurück in einem Hause mit geräumigen Schreibstuben, wo Draht- und Funkentelegraph, Fernsprech-und Signalapparate zur Hand sind, Scharen von Kraftwagen und Motorrädern, für die weitesten Fahrten gerüstet, der Befehle harren. Dort, auf einem bequemen Stuhle vor einem breiten Tisch hat der moderne Alexander auf einer Karte das gesamte Schlachtfeld vor sich, von dort telephoniert er zündende Worte, und dort empfängt er die Meldungen der Armee- und Korpsführer, der Fesselballon und der lenkbaren Luftschiffe, welche die ganze Linie entlang die Bewegungen des Feindes beobachten, dessen Stellungen überwachen.4

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Literatur

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Dirk Grathoff

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© 1988 Westdeutscher Verlag GmbH, Opladen

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Kittler, W. (1988). Militärisches Kommando und tragisches Geschick. In: Grathoff, D. (eds) Heinrich von Kleist. VS Verlag für Sozialwissenschaften, Wiesbaden. https://doi.org/10.1007/978-3-322-99716-6_4

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  • DOI: https://doi.org/10.1007/978-3-322-99716-6_4

  • Publisher Name: VS Verlag für Sozialwissenschaften, Wiesbaden

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