Skip to main content
  • 190 Accesses

Zusammenfassung

Die Meldungen über die Gründung einer „Werwolf-Organisation“, verbreitet vom Deutschen Nachrichten Büro am 2. April 1945, wie die Ermordung des von den Amerikanern eingesetzten Bürgermeisters von Aachen durch drei uniformierte Deutsche am 28. März 1945 dürften die Befürchtungen der Alliierten bestärkt haben, das deutsche Volks insgesamt sei ein Volk nazistischer Überzeugungstäter, Militarismus und Chauvinismus seien eine Art anthropologische Grundkonstante des „deutschen Nationalcharakters“. Sowohl die britische Vansittarismus-Bewegung wie der amerikanische Morgenthauplan (vgl. Grosser, 1972, S. 41 ff.) teilten in ihren Grundannahmen diese Überzeugung. In dieser Logik lag auch die Warnung des amerikanischen Soziologen Howard Becker „vor fanatischer Hitlerjugend und den Naziverbrechern“, denen gegenüber nur „sofortige und unerschrockene Anwendung von Gewalt das einzige Mittel sein (werde), sie in Schach zu halten“ (Becker, 1949, S. 267 f.).

„Das Leitmotiv unseres Lebens hieß stets Deutschland. Dafür waren wir bereit, alles hinzugeben, auch unser Leben. In unseren Fragebogen stehen keine Verbrechen oder menschlichen Verirrungen verzeichnet, dafür aber umso mehr Opfer, die wir um des deutschen Volkes Willen gem geleistet haben.

Die Nachkriegsjahre waren für uns deshalb bitter schwer, weil wir diskriminiert wurden und weil es lange Zeit dauerte, bis wir allmählich in den Kreis der Mitmenschen aufgenommen wurden.“ (Dr. Werner Naumann, ehemaliger Staatssekretär im NS-Propagandaministerium, in: Reichsruf v. 12.11.1955)

This is a preview of subscription content, log in via an institution to check access.

Access this chapter

Chapter
USD 29.95
Price excludes VAT (USA)
  • Available as PDF
  • Read on any device
  • Instant download
  • Own it forever
eBook
USD 49.99
Price excludes VAT (USA)
  • Available as PDF
  • Read on any device
  • Instant download
  • Own it forever
Softcover Book
USD 49.99
Price excludes VAT (USA)
  • Compact, lightweight edition
  • Dispatched in 3 to 5 business days
  • Free shipping worldwide - see info

Tax calculation will be finalised at checkout

Purchases are for personal use only

Institutional subscriptions

Preview

Unable to display preview. Download preview PDF.

Unable to display preview. Download preview PDF.

Literatur

  1. glaubten nur 14% der Bevölkerung (1953: 17%) an die Notwendigkeit und richtige Durchführung der Entnazifizierung. Lediglich 16% hielten die Veröffentlichungen über die Verbrechen des NS-Regimes für nützlich (1950) (vgl. Noelle/Neumann, 1956, S. 136, 142)1

    Google Scholar 

  2. Eine detaillierte Darstellung der Entnazifizierungspolitik ist nicht intendiert; paradigmatisch ist noch immer Niethammers Studie zur amerikanischen Zone (1972, 1982); zur britischen Zone Lange, 1976, zur französischen Zone Henke, 1981, sowie im Oberblick Fürstenau, 1969.

    Google Scholar 

  3. Billerbeck kommt in seiner umfangreichen Untersuchung zu den Einstellungen der Abgeordneten der ersten Landtage zum Nationalsozialismus und seinen Konsequenzen zu dem bemerkenswerten Resultat: „Wenn sich auch alle als Gegner des Nationalsozialismus begriffen, so glaubte doch jeder aus dem Nationalsozialismus andere Konsequenzen ableiten zu müssen. Ganz und gar uneins war man über die Rolle, die die verschiedenen Gesellschaftsgruppen und Institutionen unterm Nationalsozialismus gespielt hatten. Nicht minder umstritten war das Verhalten der alten Parteien, in denen man so oder anders die Vorgängerinnen der neuen Parteien sah… Indes sind die Erfahrungen mit dem Nationalsozialismus nicht verarbeitet, sondern eliminiert worden.“ (Billerbeck, 1971, S. 262 f.)

    Google Scholar 

  4. Vgl. hierzu Taylor, 1951, Gruchmann, 1961. Der Hauptkriegsverbrecherprozeß wurde durch Radio und Presse intensiv verfolgt. Steinbach weist allerdings auf den gegenteiligen Effekt dieser Aufklärung nazistischer Verbrechen hin, daß nämlich die Verurteilung führender Nationalsozialisten „die Selbstentschuldigung und Selbstentlastung größerer Bevölkerungsteile förderte“ (Steinbach, 1981, S. 27). Entsprechend kommentierte der Tagesspiegel v. 18.12.1945: „Mit jedem Dokument, das der Ankläger vorlegt, schwindet ein Fleck mehr von der Seele des Durchschnittsdeutschen, und indem die Galerie von Göring bis Keitel so schwarz wie mit Tinte übergossen erscheint, strahlt der Durchschnittsdeutsche so blank wie ein romantischer Vollmond über dem Schlosse von Heidelberg…” Die Sicht des Verteidigers der angeklagten Organisationen SS und SD dokumentiert Haensel, 1980. Im Rückblick Gruchmann, 1968.

    Google Scholar 

  5. Die personelle wie ideologische Ablösung vom NS-Vergangenheitsbezug in den Siebzigerjahren läßt sich am besten an der beginnenden Rezeption der französischen Neuen Rechten ablesen. Unter veränderten politischen Verhältnissen führt hier am ehesten das „Thule-Seminar“ die Idee einer kulturellen Renaissance fort. Zielsetzung seiner Theoriepolitik ist „die Neuformulierung eines geschichtlichen Programms, kraft dessen die Völker ihre eigentliche schicksalshafte Geschichte vollziehen… Unsere Neue Schule… arbeitet gleichzeitig am Aufbau einer Wissenschaft, die faustisch ist, und einer Mythologie, die ihre Ursprünge nicht mehr vergißt.” (Krebs, 1982, S. 5 f.) Vgl. auch Krebs, 1981, Benoist, 1982; kritisch hierzu Dudek/Jaschke, 1982, S. 148 ff., Christadler, 1981.

    Google Scholar 

  6. Zit. n. Brief Mahnke, betr.: DKEG/Stempel, ohne Datum (1977), PDI-Archiv. Das Archiv verfügt über zahlreiche interne Schriften und Briefe leitender DKEG-Mitglieder, die die zur Spaltung führenden Konflikte des DKEG nach dem Tode Böhmes detailliert dokumentieren.

    Google Scholar 

  7. Der politische Hintergrund war wohl die Beteiligung der AVV an der Aktion Widerstand, die das DKEG zum Gegenstand kritischer Medienberichte machte und die im Deutschen Bundestag zu mehreren Anfragen über die Rolle des Kulturwerks führten. (vgl. Deutscher Bundestag 18. Sitzung v. 23.2.1973; zuletzt Deutscher Bundestag v. 7./8.3.1979).

    Google Scholar 

  8. Die Lippoldsberger Dichtertage fanden erstmals 1934 statt. Bis 1939 waren sie das Forum eher völkisch-nationaler Dichter und Schriftsteller, vom NS zwar nicht gefördert, aber toleriert. 1949 nahm Hans Grimm diese Tradition wieder auf, allerdings nun unter starker Beteiligung von NS-belasteten Literaten, die sonst kaum mehr Öffentlichkeit fanden. Andererseits beteiligten sich auch rechtskonservative Leute an den Dichtertagen, so z. B. Walther Jantzen, langjähriger Burgvogt der Burg Ludwigstein und Begründer des „Arbeitskreis für Deutsche Dichtung“. Die Tradition der Dichtertage, die von der Familie Grimms und dem ihr gehörenden Klosterhaus-Verlag ausgerichtet wurden, endete 1981. Begründet wurde dies damit, daß „die Generation, die den Dichtertag getragen hatte,… entweder bereits gestorben bzw. erheblich überaltert” sei. (nps v. 20. 2. 1982 )

    Google Scholar 

  9. Bezeichnend für die politisch-propagandistische Strategie des rechten Lagers ist die Tatsache, daß Hoggans Buch von Herbert Grabert verlegt wurde. Grabert war ein nicht wiederverwendeter Hochschullehrer, der sich nach 1945 in mehreren Büchern, die zum Teil in Leonhard Schlüters Göttinger Verlagsanstalt erschienen (Schlüter, 1958), für die Rehabilitierung nationalsozialistischer Dozenten einsetzte. Wegen seines unter Pseudonym veröffentlichten Buches „Volk ohne Führung“ wurde er vom 3. Senat des Bundesgerichtshofes am 30.4. 1960 zu neun Monaten Gefängnis mit Bewährung verurteilt. Er war Herausgeber der Deutschen Hochschullehrerzeitung, die sich an nicht entnazifizierte Dozenten wandte; mit diesem Kreis gründete Grabert das „Institut für Deutsche Nachkriegsgeschichte”, das die „Veröffentlichungen aus Hochschule, Wissenschaft und Forschung“ herausgab. Erster Band war das erwähnte Hoggan-Buch (vgl. Binder, 1966 ).

    Google Scholar 

  10. Angaben stützen sich auf Hänsler, 1971, und den jetzigen NE-Schriftleiter Peter Dehoust (Gespräch v. 17.5.1983). Zum gesamten Spektrum der rechtsextremen Publizistik vgl. Dudek/Jaschke, 1983.

    Google Scholar 

  11. Nahrung erhielt die Märtyrerlegende vor allem durch den Abschiedsbrief Venatiers (NE H 2/59), in dem er seinen Tod doppelsinnig als „Opfer für die, die leiden wie ich“ bezeichnete. Das „Signal durch Opfertod” (Dehoust) hat ihn zu einer Symbolfigur stilisiert, die „sich dem Werteverfall frühzeitig in den Weg stellte und zu einer Staatsgesinnung aufrief, die wir jetzt brauchen, soll eine Wende gelingen, die diesen Namen verdient.“ (NE H 2/3/1083) Vor diesem Hintergrund ist auch die Neuauflage seines Nachkriegsromans „Der Major und die Stiere” (1953, 1983) zu sehen.

    Google Scholar 

  12. Zur Geschichte, den Inhalten und den politischen Aktionen der DNZ bzw. DVU vgl. Dudek/ Jaschke, 1981 b, Paschner, o.J., Knütter, 1966.

    Google Scholar 

  13. Die politisch wohl spektakulärsten Ereignisse im Kontext von Entnazifizierung und rechtsextremem Engagement waren die Affären Naumann und Schlüter. Werner Naumann, Staatssekretär im Goebbels-Ministerium, wurde zusammen mit Gesinnungsfreunden im Januar 1953 auf Anweisung der britischen Militärbehörden festgenommen, die seinem Kreis vorwarfen, durch Unterwanderung der FDP, dem BHE und der DP mit alten Nazis einen „kalten Staatsstreich“ geplant zu haben. Diese „peinliche Demonstration ihrer Besatzungsreservate” (Riggert, 1953c, S. 129) endete mit Naumanns Freilassung am 28.7.1953 und seiner Kandidatur für die DRP zur Bundestagswahl (Grimm F., 1957; Tauber, 1967, S. 132 ff.; vgl. auch die Erklärung von Bundeskanzler Adenauer, AdG v. 21.1.1953). Zur Affäre des DReP-Aktivisten Schlüter, der 1955 in Niedersachsen kurzzeitig für die FDP Kultusminister wurde vgl. Schlüter, 1958; Jenke, 1961, S. 184 ff.; Marten, 1978). An beiden Fällen läßt sich paradigmatisch die lnteraktionsstruktur „rechtsextremer Ereignisketten“ (vgl. Kapitel 4) studieren.

    Google Scholar 

  14. Nach einem vom BMJ erstellten Verzeichnis waren allein zwischen 1978 und 1.9.1982 396 rechtsextreme Schriften und Kennzeichen ehemaliger NS-Organisationen Gegenstand staatsanwaltlicher Ermittlungsverfahren oder Strafverfahren.

    Google Scholar 

  15. Das Schaubild ist entworfen nach den Angaben bei Flechtheim, 1971, S. 371

    Google Scholar 

  16. Die WAV ähnelt in ihrer Frühphase als Partei und besonders hinsichtlich ihrer Programmatik — wohl nicht zuletzt aufgrund der politischen Biographie ihres Führers Loritz — der Wirtschaftspartei der Weimarer Republik; zur politischen Biographie Loritz’ vgl. auch Helmensdorfer, 1965.

    Google Scholar 

  17. Von den rechtsextremen Parteien der Nachkriegszeit ist die SRP bei weitem am besten erforscht. Die Darstellung in diesem Band bezieht sich hauptsächlich auf die umfangreiche Monographie von Busch/Furth, 1957 und die Verbotsbegründungen des Bundesverfassungsgerichts (BVG, 1953). Informative Zusammenfassungen zur SRP finden sich auch bei Flechtheim, 1963, Bd. I, S. 52–54 und Jenke, 1961, S. 73–110.

    Google Scholar 

  18. Das Programm der SRP ist abgedruckt in: Flechtheim, 1963, Bd. II, S. 489–493; das Organisationsstatut ist abgedruckt ebda., Bd. IV, S. 615–619.

    Google Scholar 

  19. Flechtheim, 1963, Bd. IV, S. 619; nach Angaben von Smoydzin, 1967, S. 57, umfaßte die „Reichsfront“ rund 6000 Mitglieder.

    Google Scholar 

  20. Angaben nach Büsch/Furth, 1957, S. 91; der Parteivorsitzende Dorls nannte im Juli 1952 — völlig unrealistisch — die Zahl von 40000 eingeschriebenen SRP-Mitgliedern, vgl. DER SPIEGEL, 13. 8. 1952.

    Google Scholar 

  21. Zur Sozialstruktur der Mitglieder und Wähler vgl. Büsch/Furth, 1957, S. 95 ff.

    Google Scholar 

  22. Zusammengestellt nach den Angaben ebda., S. 94.

    Google Scholar 

  23. Mehrere Beweisurkunden ergeben, daß von unteren Parteidienststellen Anschriften alter Nationalsozialisten der Parteileitung gemeldet und von dieser den für den Wohnort des Benannten zuständigen Parteistellen zugeleitet wurden mit der Anweisung, Verbindung aufzunehmen“, BVG, 1953, S. 29.

    Google Scholar 

  24. Zur „Unterwanderung der FDP“ vgl. Marten, 1978, und Jenke, 1961, S. 196 ff.

    Google Scholar 

  25. Abgedruckt bei Neumann, 1968, S. 432–477.

    Google Scholar 

  26. Heinrich Hellwege, zit. nach Meyn, 1965, S. 136

    Google Scholar 

  27. Auf die sehr umfassende, empirisch gehaltvolle Monographie über die DG von Stöss (1980) sei hier nochmals verwiesen.

    Google Scholar 

  28. Ebda., S. 333;zu den Erfolgen bei bayerischen Kommunalwahlen vgl. ebda., S. 334 ff.

    Google Scholar 

  29. Dies ist die Darstellung von A. v. Thadden, Gespräch mit den Verf. am 3.12.1982; bei Stöss wird das Scheitern der Verhandlungen vor allem mit der Uneinigkeit der AUD-Führung über die politische Breite von Bündnissen begründet (1980, S. 199ff.). Es spricht jedoch alles dafür, daß beide Begründungen zutreffen.

    Google Scholar 

  30. In diesem Zusammenhang wurde mehrfach die Strategie ehemaliger Nationalsozialisten angesprochen, bürgerliche Parteien — speziell die FDP — zu unterwandern. Der DRP-Funktionär Hans Hertel lobt in seinen Erinnerungen an den niedersächsischen Landtagswahlkampf 1951 ausdrücklich die FDP als erste „staatstragende Partei“, die das Ende der Entnazifizierung forderte. „Auf jeden Fall war ich überrascht, als ich eines Tages die Landesgeschäftsstelle der FDP in Hannover aufsuchen mußte. Die Tür öffnete mir der frühere Adjudant von Dr. Goebbels, Schwägermann, der mich begeistert begrüßte und, ganz gegen meinen Willen, in eine Sitzung des gerade tagenden Landesvorstandes führte. Hier sei ich bestimmt hochwillkommen. Und siehe da, als Landesvorsitzender präsidierte unser Landsmann Stegner, früher Oberbürgermeister in Kattowitz, und um ihn herum saßen neben dem früheren schlesischen HJ Obergebietsführer Horst Huisgen und einem stellvertretenden Gauleiter lauter höhere Dienstgrade der NSDAP. Kreisleiter, Gauamtsleiter und Standartenführer! Die niedersächsische FDP war,nazistisch` unterwandert, das konnte ich sehen. Die Herren hatten klare taktische Vorstellungen: Die,Steinzeitdemokraten` geben das Geld und wir machen die Politik!” (Hertel, 1978, S. 94f.).

    Google Scholar 

  31. % aller NSDAP-Mitglieder gehörten 1933 zu den Geburtsjahrgängen 1906–1915. Diese Kohorte hat nach 1945 sehr maßgeblich das politische Leben in der Bundesrepublik beeinflußt. „Während der fünf Deutschen Bundestage von 1949 bis 1969 dominierten unter den Abgeordneten die Jahrgänge 1895–1914. Kurt-Georg Kiesinger, Alex Möller, Herbert Wehner, Gerhard Schröder und Willy Brandt etwa sind zu diesen Generationen zu rechnen“ (Fogt, 1982, S. 131 ).

    Google Scholar 

  32. Ähnlich äußerten sich öffentlich mehrfach Otto-Ernst Remer (SRP), der ehemalige Fallschirmjägergeneral Ramcke, die Vertreter der HIAG und des Stahlhelms. Publizistische Unterstützung erhielt diese Position damals wie heute von der Deutschen (Soldaten-) Nationalleitung (vgl. Dudek/Jaschke, 1981b, S. 94ff.). Für die Vertreter der „Verratsthese“ galten die Alliierten als die wahren Kriegsverbrecher (vgl. Riggert, 1953b, S. 39). Daraus leiteten sie ihre Forderungen nach Generalamnestie ab. (Vgl. AdG v. 4. 10. 1951 )

    Google Scholar 

  33. Das Freikorps Deutschland wurde am 17.8.1951 von den beiden Gründungsmitgliedern der DP-Jugendorganisation „Bund Junger Deutscher“ (BJD) Hermann Lamp und Hein Neumann ins Leben gerufen. Der durch seine Zugehörigkeit zur Waffen-SS belastete Lamp wurde am 28. August 1948 auf einer Tagung des Hamburger BJD durch,,Lüge, Heimtücke und Zersetzung”, initiiert von „Elementen“, „die im Auftrag fremder Mächte bei uns ihr Unwesen treiben, den BJD in eine falsche und gefährliche Linie treiben”, ausgeschlossen (Brief Lamp, Sept. 1949, NSHStA VVP 7, Nr. 516 III). Das nur wenige Dutzend Mitglieder starke Freikorps, dessen Ehren-Mitglied Hans-Ulrich Rudel war, sah in Dönitz den legalen Nachfolger Hitlers. Für sie war der Krieg durch Sabotage und Verrat der Widerstandskreise verloren gegangen. Wegen neonazistischer Aktivitäten wurden seine Funktionäre im Februar 1953 in Hamburg verhaftet und die Organisation auf Betreiben der Bundesstaatsanwaltschaft verboten (vgl. Riggert, 1953c, S. 129f.).

    Google Scholar 

  34. Vereinigungen von Ritterschaften bzw. Trägern hoher Auszeichnungen 167 Verbände und Vereinigungen zur Traditionspflege von Einheiten der kaiserlichen Armee 14 Vereinigungen ehemaliger Angehöriger der Reichswehr 812 Verbände und Vereinigungen zur Traditionspflege der drei Wehrmachtsteile (Heer, Marine, Luftwaffe) (vgl. Jenke, 1961, S. 302f.)

    Google Scholar 

  35. begann der VdS mit dem Aufbau eigener Jugendgruppen, der „Deutschen Jugend im VdS e. V.“. Die örtlichen Jugendgruppen hatten meist autonomen Charakter, der Gesamtvorstand übernahm beratende Funktion. Strategisches Ziel der „Deutschen Jugend” blieb die Aufnahme in die lokalen Jugendringe, die Landes-und den Bundesjugendring. Trotz der Distanzierung von jeglicher „vormilitärischen Ausbildung“ (Soldat im Volk, März 1955) und dem Bekenntnis zur freiheitlich-demokratischen Grundordnung gelang der DJ nicht der Sprung in die Jugendringe. Ihr öffentliches Auftreten mit militant nationalistischen Jugendgruppen war für die Jugendringe Anlaß, entsprechende Aufnahmeanträge der DJ abzulehnen (vgl. Landesjugendring Bremen, 1959 S. 15 )

    Google Scholar 

  36. Die Diskussion um die Traditionspflege wurde in den Jahren 1954/55 zur zentralen innenpolitischen Streitfrage. Ausgelöst hatte die Debatte das Buch des englischen Publizisten John Wheeler-Bennett „Nemesis der Macht“, das der Reichswehr entscheidenden Anteil an der Zerstörung der Weimarer Republik beimaß (vgl. dazu auch Soldat im Volk, Feb. 1955). Anknüpfend an dieses Buch veröffentlichte F. R. Allemann zwei Aufsätze zur Remilitarisierung Westdeutschlands in der Zeitschrift Der Monat (Heft 80/81 1955). Namhafte Wissenschaftler

    Google Scholar 

  37. Bis weit in die Sechzigerjahre finden sich zum Beispiel Veranstaltungshinweise soldatischer Verbände regelmäßig in der Deutschen National-und Soldaten-Zeitung (vgl. Knütter, 1966)

    Google Scholar 

  38. Laut Verfassungsschutzbericht von 1982 sind zur Zeit 25 Rechtsextremisten als Zeit-oder Berufssoldaten, 24 als Zivilbedienstete in der Bundeswehr beschäftigt (BMI, 1983, S. 6) (1981: 46 und 29).

    Google Scholar 

  39. Auf Geschichte und Funktion der SS, speziell der Waffen-SS gehen wir an dieser Stelle nicht ein. Vgl. hierzu Buchheim, 1955, Seraphim, 1955, Görlitz, 1960, Kogon, 1946ff., Reitlinger, 1957, Artzt, 1979.

    Google Scholar 

  40. Meyer/Rabe 1979a sprechen von heute 40 000 Mitgliedern mit 116 Ortsgruppen.

    Google Scholar 

  41. zit. n. Bundesverband der Soldaten der ehemaligen Waffen-SS e. V. im Verband der Deutschen Soldaten (VdS) (Hrg.): Die Waffen-SS als Teil der deutschen Streitkräfte, Karlsruhe o.J.

    Google Scholar 

  42. Als Stichprobe vgl. z.B. zur Versorgungsfrage WR Juni 1953 („Waffen-SS darf nicht länger Sündenbock sein“). Zur Wehrdebatte („Nicht Wiederverwendung, sondern Recht”) WR 6–10/1952, DF 10/1956, WR 11/1956, zur Jugendfrage („Das verlorene Ziel der deutschen Jugend“, „Wofür sind wir Jungen bereit zu sterben?”) DF 1/1957. Hinweise auf die rechtsextreme Stammkultur der HIAG ergeben sich auch aus deren Bewertung der antisemitischen Schmierwellen 1959/60. Sie deckt sich völlig mit der Interpretation der DRP (vgl. Kapitel 5b). Einerseits als,Halbstarken-Excesse“ apostrophiert, seien andererseits die weltweiten Reaktionen die Fortsetzung des „Kollektivs von Rache und Schuld”. „Jedes Hakenkreuz, von einer Indiogöre in Mexico oder sonstwem sonstwo an eine Wand gemalt, ergibt die Gedankenassoziation mit der großen Anklage des allgegenwärtigen jüdischen Volkes. Und wenn es heimlich irgendwo sogar ein Jude selbst gewesen wäre, dieses Zeichen deutet zu uns, ganz gleich wer und wo seine Urheber…“ In verschwörungstheoretischer Diktion wird den Lesern die Deutung nahegelegt, hinter den Ausschreitungen stünden ausländische Geheimdienste als Initiatoren (DF 2/1960).

    Google Scholar 

  43. Ähnlich wie die rechtsextreme Literatur (vgl. Kapitel 3a) räumt auch die HIAG dem Nürnberger IMT und den Nachfolgeprozessen breiten Raum ein. Speziell der Malmedy-Prozeß wird fast wortgetreu mit Hammerstein, 1952, interpretiert als ein Racheprozeß, der allein auf erfolterten Zeugenaussagen basierte. (WR März 1952 ).

    Google Scholar 

  44. Reichhaltige Belege hierfür sind die in den Zeitschriften der HIAG wiedergegebenen Reden und Schilderungen. Diese Selbstdarstellungen folgen einem Artikulationsprinzip, das sich mit Konnotationen faschistischer Ideologie berührt. Als Beispiel sei aus der Rede Otto Kumms auf einem HIAG-Treffen 1980 zitiert: „In unserer Jugend waren wir glücklich, miterleben zu dürfen, wie das Reich aufblühte und neu erstarkte, wie die Fesseln des Versailler Diktats fielen, das ja nicht ein Werk des Friedens war, sondern die Züchtigung eines großen Volkes. Wir waren glücklich, mitzuerleben, wie die Not überwunden wurde, die damals in unserem Volk herrschte, wie die 6 1/2 Millionen Arbeitslosen wieder Brot und Arbeit fanden, wie es die Menschen wieder mit Glück und Stolz erfüllte, Deutsche zu sein. Erfüllt vom Gefühl dieses Glücks wurde diese Jugend dann hineingeschleudert in den 2. Weltkrieg. Sie hat am Ausbruch dieses Krieges nicht die geringste Schuld — dafür sind weltweite Mächte und Strömungen verantwortlich.“ (Kamerad, wo bis Du?, Kameradschaft der Polizei-Division — 4. SS-Pol. PZ. Gren. DIV — Nr. 34, 1980 ).

    Google Scholar 

  45. Ahnlich wie Hans Ulrich Rudel die unbestrittene Symbolfigur des gesamten rechten Lagers war, avanciert für neonazistische Jugendliche der Ende der Siebzigerjahre reaktivierte Otto Ernst Remer in diese Rolle. So trat Remer 1982 auf Veranstaltungen der DVU (21.11. in Lübeck ), des „Freundeskreises Ulrich von Hutten“ und der „Bürger-und Bauerninitiative e. V. ( BBI)” des Thies Christophersen öffentlich auf. „Er erhielt insbesondere von jungen Rechtsextremisten großen Beifall.“ (BMI, 1983, S. 38 )

    Google Scholar 

  46. Zur Geschichte des „Stahlhelm-Bund der Frontsoldaten“ vgl. Berghahn, 1966,; einen ersten systematischen Rekonstruktionsversuch der Nachkriegsgeschichte des Stahlhelm legt Lochmann (1982) vor. Die folgende Darstellung stützt sich auch auf seine Auswertung des Archivs des Presse-und Informationsamtes der Bundesregierung.

    Google Scholar 

  47. vgl. „Aufruf an die deutsche Nation! Stahlhelm-Signal zum großen Appell!!“, Flugblatt 1950, Dokument in Frederik, o. J.,S. 124

    Google Scholar 

  48. Nach dem Rücktritt Simons im Januar 1953 (Generalanzeiger für Bonn und Umgebung v. 26.1.53) gründete dieser die „Traditionsgemeinschaft Stahlhelm“ mit lokalen Schwerpunkten im Rheinland, in Niedersachsen und Bremen. Im Dezember 1953 erklärte der 900 Mitglieder starke Landesverband Groß-Hamburg aus Kritik an dem „opportunistischen Kurs” der Bundesführung seinen Austritt (Tauber, 1967, S. 326) und konstituierte sich als „Bund der Frontsoldaten (Alt-Stahlhelm)“ mit stark paramilitärischer Organisationsstruktur und entsprechendem Aktivitätsprofil; vgl. Lochmann, 1982, S. 46ff., Neue Rhein-Zeitung v. 26.3.55, FdD Nr. 1/55, Süddeutsche Zeitung v. 29.10.68.

    Google Scholar 

  49. Kesselring wurde 1947 vor einem britischen Militärgericht in Venedig wegen völkerrechtswidriger Partisanenbekämpfung zum Tode verurteilt; das Urteil wurde später in eine lebenslängliche Haftstrafe umgewandelt; 1953 wurde Kesselring aus dem Gefängnis Werl entlassen und veröffentlichte im gleichen Jahr seine biographische Rechtfertigungsschrift „Soldat bis zum letzten Tag“.

    Google Scholar 

  50. Laut FR v. 13.7.53; ein Jahr später sprach die FR von „kaum 60000 Mitgliedern“ (FR v. 3.4.54). 1966 meldete die WELT, der Stahlhelm verfüge nur noch über 2000 Mitglieder (DIE WELT v. 2.2.66) Auch wenn die Angaben für die Fünfzigerjahre zu hoch angesetzt sein dürften, verfügte der Stahlhelm über eine gut funktionierende bundesweite Organisation mit ca. 150 Kreisgruppen.

    Google Scholar 

  51. So sprach der FDP-Landtagsabgeordnete Lothar Steuer (s. Kapitel 513) auf der Bundesführertagung 1954 in Recklinghausen vom Ausbruch des Ersten Weltkrieges als dem „schönsten Tag meines Lebens“ und führte fort: „Wir werden eine Jugend schaffen, die das Wort,Deutschland` auf den Lippen mit singendem Herzen in den Tod geht.” (Neue Rhein-Zeitung v. 8.9.54; vgl. auch Westfälische Rundschau v. 30.8.54); im August 1959 forderte der CDU-Bundestagsabgeordnete Jordan auf der Bundestagung in Oldenburg den Stahlhelm auf, „daß das Bild des deutschen Soldaten wieder auferstehen müsse. Der Stahlhelmgeist sei die beste Medizin für das deutsche Volk.“ (FAZ v. 31.8.59) 1960 übermittelte der saarländische Ministerpräsident Röder (CDU) einer Stahlhelmversammlung in Saarbrücken Willkommensgrüße und lobte seinen „Geist der Ritterlichkeit” und seine „Opferbereitschaft und Liebe zum deutschen Volk“ (vgl. Deutsche Zeitung v. 5.9.60). Für die Fünfzigerjahre ließe sich diese Liste beliebig verlängern.

    Google Scholar 

  52. Der Kölner Stadt-Anzeiger meldete am 14.12.1962 bis zu diesem Jahr sei der Stahlhelm bei Verteidigungsausschuß auf der Liste der Organisationen verzeichnet gewesen, die für den staatsbürgerlichen Unterricht der Soldaten zuständig waren.

    Google Scholar 

  53. In der Tradition einer bloß formal juristischen Argumentation steht das Beispiel des Frankfurter Magistrats, der den Stahlhelm im Oktober 1982 auf die Liste jener Gruppen setzte, die bei der Nutzung städtischer Räume den üblichen Mietnachlaß von Vierfünftel des Gesamtbetrages beanspruchen können. Die Kritik aus den Reihen der SPD wies der zuständige Dezement mit dem formalen Verweis auf das in der Stahlhelm-Satzung verankerte Bekenntnis zur freiheitlich-demokratischen Grundordnung zurück. (vgl. FR v. 15.1.83, v. 18.1.83, FAZ v. 26.3.83)

    Google Scholar 

  54. vgl. Deutscher Bundestag, Stenographische Berichte, 39. Sitzung v. 5. 5. 66

    Google Scholar 

  55. Zu dieser Zeit soll der Stahlhelm noch ca. 2000 Mitglieder gehabt haben. 1/3 davon waren Bundeswehrsoldaten oder Reservisten (Rhein-Ruhr-Zeitung v. 2. 2. 66 )

    Google Scholar 

  56. Nach Bekanntwerden des Vorfalls distanzierte sich die Bundesführung von der Ortsgruppe Bergzabern (Die WELT v. 2.2.66)

    Google Scholar 

  57. Am 31.8.77 war eine Stahlhelmgruppe Bergzabern wieder Gegenstand des Fernsehfilms „Wotans Erben“ (WDR), der damals rund 100 Jugendliche beim Handgranatenzielwurf filmte. Zu ihrer Motivation, beim Stahlhelm mitzuarbeiten, sagten einige Jugendliche vor der Kamera, sie wollten gegen „die angehängten Morde an den Juden” und den „Völkerverrat im Osten“ (gemeint sind die Ostverträge, die Verf.) kämpfen.

    Google Scholar 

  58. Ober die Auseinandersetzungen im Vorfeld einer Stahlhelm-Veranstaltung am 17.6.83 in Celle berichtet die FR. Auf Proteste der SPD und der Gesellschaft für christlich jüdische Zusammenarbeit hin, antwortete der Oberbürgermeister Helmut Hörstmann (CDU) mit einem Offenen Brief, „worin er der Gesellschaft für christlich jüdische Zusammenarbeit vorwarf, sie selbst sei intolerant und verunsichere die jüdischen Bürger. Die,Kampagne’ gegen das Treffen der alten Kameraden werde,aus einer verfassungsfeindlichen, linksradikalen Ecke heraus betrieben’. Nach seinem Eindruck, schrieb Hörstmann, werde,,hier Material von der Ostberliner Abteilung für Desinformation aufbereitet’. Wenn es zu Schmierereien komme, dann könne nur der sowjetische Geheimdienst der Urheber sein. Den Mitgliedern des,Stahlhelm’ bescheinigte der Oberbürgermeister, daß sie,als alte Frontsoldaten die Schrecken des Krieges kennen’. Für das Verhalten des Stahlhelm im Jahre 1933 fand Hörstmann die Rechtfertigung, damals seien bei der Abstimmung über das Ermächtigungsgesetz auch Politiker wie Theodor Heuss dem Führer Adolf Hitler gefolgt. Zu Gegenkundgebungen in Celle haben für den 17. Juni der DGB und für den 18. Juni die Jungsozialisten sowie der Friedensinitiativen aufgerufen.“ (FR v. 15. 6. 83 )

    Google Scholar 

  59. Vgl. z.B. Haß, 1950, Gransow, 1965, Glaser/Silenius, 1975, Maschmann, 1979

    Google Scholar 

  60. Zuletzt Griesmayr/Würschinger, 1979 (indiziert von der Bundesprüfstelle), Blohm, 1979, Taege 1978

    Google Scholar 

  61. Das ambivalente Verhältnis zur Politik als Wirkung der NS-Sozialisation ist in den Selbstdarstellungen sehr viel eindringlicher, sinnhafter formuliert, als dies bei demoskopischen Umfragen und quantitativen Methoden möglich ist. Vgl. exemplarisch Pauquet, 1947, Haß, 1950.

    Google Scholar 

  62. Wir zeichnen aus Platzgründen hier nur grob die Entwicklung der jugendlich-rechtsextremen Subkultur nach. Bislang wurden die umfangreichen Materialien nur unzureichend ausgewertet. Zu allen bedeutenden nationalistischen und völkischen Jugendgruppen nach 1945 besitzt das „Archiv der deutschen Jugendbewegung“ (AdJb), Witzenhausen, zahlreiche Materialien (Rundbriefe, Zeitschriften etc.; geordnet nach Titeln, nicht nach Gruppen). Dort finden sich im Nachlaß „Werner Kindt” weitere Quellen zu „völkischen Jugendgruppen“, die

    Google Scholar 

  63. Sammlung Welter“ (SW) enthält Material zu den nationalistischen und soldatischen Gruppen; einen ersten direkten Zugang verschaffen die von S. Schmidt (Tatgemeinschaft) seit Ende der Vierzigerjahre herausgegebenen Zeitschriften „Erkenntnis und Tat” und „Nachrichten-Dienst“ (AdJb). Erste unveröffentlichte Detailstudien liegen für die Wiking-Jugend (Frauenberger/Kamierski, 1983), die soldatischen Jugendgruppen (Lochmann, 1982) und den Jugendbund Adler (Ohlig u.a., 1982) vor. Für die freundliche Unterstützung bei der Sichtung des Quellenmaterials danken wir dem Leiter des AdJb, Herrn Dr. W. Mogge.

    Google Scholar 

  64. Paetel, 1963, S. 204. Diese Passage findet sich auch in der ersten Satzung des Deutschen Bundesjugendringes ( DBJR), in der es heißt: Ziel des DBJR sei es, „allen militaristischen, nationalistischen, rassendiskriminierenden und totalitären Tendenzen entgegenzuwirken und diese zu bekämpfen.“ (DBJR, 1979, S. 31 )

    Google Scholar 

  65. In der „Sammlung Welter“ (AdJb) findet sich für die Fünfzigerjahre eine Liste von 198 rechtsextremen Jugendgruppen. Tauber (1967, Band II, S. 1391ff.) zählt 144 Gruppen. Allerdings ist seine Aufzählung höchst fehlerhaft, da er fast sämtliche Pfadfindergruppen und sogar Teile der katholischen Jugend, z.B. „Deutsche Jugendkraft” (DJK) als „Nationalist Youth Groups“ rubriziert. Offensichtlich spielten hier Übersetzungsprobleme eine Rolle. Für die Fünfzigerjahre am geeignetsten sind die Arbeiten von Klönne (1958, 1960), Hübner (in Fetscher, 1967), Sozialistische Jugend-Korrespondenz (1959), Gesellschaft zum Studium von Zeitfragen, 1959, (Darstellung folgt einem Manuskript von Welter; Original SW, AdJb), Landesjugendring Bremen (1959), IG-Metall (o. J.). Die im letzten Satz genannten Arbeiten sind inhaltlich praktisch identisch; ihre Informationsgrundlage ist das Welter-Dossier.

    Google Scholar 

  66. Diese waren zugleich die stabilsten Gruppen der Fünfzigerjahre. DerJBA (nach Etzels Angaben 1954 350 Mitglieder (vgl. Anm. 8), nach Tauber, 1967, S. 411 5000 (!) Mitglieder) war personell und ideologisch dem „Deutschen Block (DB)“ verbunden; die Stammgruppe der WJ wurde als „Reichsjugend” bereits 1950 von dem SRP-Funktionär Walter Matthaei gegründet, der seine Gruppe im Dezember 1952 mit dem „Vaterländischen Jugendbund“ und der völkischen „Deutschen Unitarier Jugend” zur WJ fusionierte. Wegen sexueller Verfehlungen (Tauber, 1967, S. 413) wurde er als Bundesjugendführer 1954 aus der WJ ausgeschlossen. Als Nachfolger wählte der WJ-Bundesthing Raoul Nahrath, dessen Sohn Wolfgang heute die WJ leitet. ( Gründungsprotokoll, Protokoll des Kölner Kongresses, SW in AdJb).

    Google Scholar 

  67. Der Jungsturm wurde 1954 in Hannover als Nachfolgeorganisation des 1897 von Leopold von Münchow gegründeten Jungsturm e.V. (verboten 1934) vom ehemaligen ostpreußischen Jungsturm-Führer Oberst a. D. Theo Thöne gegründet (Junger Beobachter, Aßmannshausen, 1/55).

    Google Scholar 

  68. Die Deister-und Weserzeitung, Hameln, charakterisiert den Jungsturm in einem Beitrag v. 6.11.1954 wie folgt:,,… Die Jugend bis zur Wahlmündigkeit von allen parteipolitischen und religiösen Streitigkeiten fernzuhalten, ist eine der Hauptaufgaben des Jungsturm. Im übrigen wird man sich, wie früher auch, um die Jugendlichen aller Schichten und Kreise bemühen. Sie im Sinne von Leo v. Münchow zu erziehen, dessen Leben und Idee einzig und allein dem deutschen Volke ohne Unterschied von Partei, Stand und Rang gehörten, ist eine weitere Aufgabe, die sich auch der neue Jungsturm stellt. Man weiß, daß es nicht leicht sein wird, die Ideen des Jungsturms an die junge Generation heranzubringen, denn in den Herzen haben die sofort nach dem Kriege einsetzende Propaganda, Verleumdung und Mißachtung das vaterländische Gefühl erkalten lassen. Die alten Jungstürmer wissen, daß sie mit der Restaurierung gewisser Traditionen gar nichts erreichen würden. Sie bemühen sich deshalb um zeitgemäßere Formen, die jungen Menschen für ihre Ideen zu gewinnen.“

    Google Scholar 

  69. Als „Reichsjugend“ bezeichneten sich mehrere, unabhängig voneinander arbeitende Gruppen; die wichtigsten sind: Reichsjugend (Münchow) war im wesentlichen auf den Raum Flensburg beschränkt. Münchow wurde 1958 wegen Unzucht mit männlichen Jugendlichen in 15 Fällen zu viereinhalb Jahren Zuchthaus und Aberkennung der bürgerlichen Ehrenrechte auf fünf Jahre verurteilt (Die Welt v. 10.3.58). Reichjugend (Höller), ca. 750 Mitglieder (vorwiegend ehemalige HJ-Führer), Verbreitungsgebiet Nordrhein-Westfalen, DRP-nahestehend, am 8.6.1957 vom nordrheinwestfälischen Innenminister verboten (FR v. 26.6.57). Reichsjugend (Wegener), DRP-nahestehend, 1956 verboten, Wegener wurde mehrmals u.a. wegen Diebstahl verurteilt (Jugendecho, hrg., v. IG Bau, Steine, Erden v. 1.5.1956)

    Google Scholar 

  70. Deutsch-Wandervogel, gegr. von Alfred Zitzmann (Nürnberg) 1957; 1958 Zusammenschluß mit ehemaligen Mitgliedern des Wandervogel-Völkischer Bund, Großdeutscher Wandervogel zum „Greifenbund alter Wandervögel“, der sich als Älterenbund der Jugendgruppe Deutsch-Wandervogel (Jungborn) 1910 versteht und heute noch im fränkischen Raum existiert (vgl. Greifenbrief Folge 1/1983), an den C7berbündischen Kreis angeschlossen ist und mit dem DKEG zusammenarbeitet.

    Google Scholar 

  71. Jungdeutsche Freischar, gegründet 1950, gespalten 1953, die meisten Gruppen traten zum „Deutschen Jugendsturm“ über; der 50 Mitglieder starke Rest unter Führung von Günter Hessler schließt sich dem KNJ an und geht im Juni 1969 in der „Jungdeutschen Bewegung” auf.

    Google Scholar 

  72. Ein wichtiges Forum hierfür ist die Zeitschrift „Nation Europa“, die in beständiger Regelmäßigkeit Beiträge zur Jugenderziehung veröffentlicht. Unverkennbar ist hier seit den Siebzigerjahren die Tendenz, unpolitische Begründungsmuster einzuführen und im Rückgriff auf entwicklungs-und jugendpsychologische Befunde die „Erziehung zur Willenskraft” wissenschaftlich zu legitimieren (vgl. für viele Nation Europa, H 1/1971, H 1/1973, H 9/1981, H 9/1982).

    Google Scholar 

  73. Wir beziehen uns hier im folgenden auf das Grundsatzreferat des JBA-Gauführers Heiner Schubert (Unsere Arbeit H 2, 1961) und eine Schrift des WJ-Führers Wolfgang Nahrath, „Wege der Jugenderziehung aus der Sicht der volkstreuen Jugendbünde“. Beide Arbeiten geben am ehesten Auskunft über das erzieherische Selbstverständnis der nationalistischen Jugendgruppen.

    Google Scholar 

  74. Zur Arbeit der WJ vgl. Meyer/Rabe, 1979b, S. 44ff., S. 193ff., Rabe, 1980, S. 11ff., Dudek/ Jaschke, 1981a, S. 84ff.

    Google Scholar 

  75. In ähnlicher Diktion heißt es beim JBA: „1939 begann der Krieg. Die Bevölkerung, durch die Leistungen der Staatsführung auf politischem, wirtschaftlichem und kulturellem Gebiete angefeuert, brachte Opfer über Opfer, wie es bisher wohl kein Land der Erde fertiggebracht hatte. Es lebte wirklich die Gemeinschaft und der Satz,Gemeinnutz geht vor Eigennutz’ war keine leere Phrase. Dies zeigte sich besonders bei Beginn der Bombenangriffe. Was hier von Frauen, Kindern und Greisen, alle wehrfähigen Männer waren ja an der Front (bis auf einige Drückeberger, die hinterher dann den großen Mund hatten), geleistet wurde, ist ohne Beispiel in der Geschichte. Wir wollten als 12–16jährige, so alt war ich während des Krieges, dem nicht nachstehen und machten uns überall nützlich wo es nur ging… Wir konnten es (nach 1945, die Verf.) einfach nicht glauben, daß Menschen, die genauso wie Du und ich, während des Krieges ihr Letztes gaben um dem Vaterland, dem Nächsten, dem Kameraden zu dienen, nun nur an sich dachten. Dies ist zwar allzu menschlich, aber der Wechsel von einem Extrem ins andere, war für uns einfach unverständlich. Zuerst 100%ig dafür, dann 100%ig dagegen. Das waren die Eindrücke, die uns zu dem Gedanken der Gründung einer neuen Gemeinschaft führten.“ (Unsere Arbeit, H 2/1961).

    Google Scholar 

  76. Was Erziehung zum Aktivismus bedeutet, können folgende Zahlen für den JBA illustrieren: 1958 führte der Bund rund 950 Veranstaltungen durch, darunter 550 Heimabende, 135 eintägige oder mehrtägige Fahrten, 170 Spielnachmittage, 27 eigene öffentliche Veranstaltungen (Unsere Arbeit, Nr. 6/1959). 1960 steigerte sich die Zahl auf 1213 (Unsere Arbeit, Nr. 1/1962).

    Google Scholar 

  77. Der im Mai 1960 gegründete und 1962 verbotene „Bund Vaterländischer Jugend“ (BVJ), der auch zeitweilig dem KNJ angehörte, war einer der best organisiertesten und schlagkräftigsten Jugendgruppen. Er verfügte nicht nur über eigene Jugendherbergen, Waldgelände und bundeseigene Fahrzeuge, sondern auch über eine professionell gestaltete Monatszeitschrift „Deutscher Jungendienst” (AdJb). Bundesgeschäftsführer war der spätere Forstwirtschaftsmeister Heinz Lembke, der das im Herbst 1981 in der Lüneburger Heide entdeckte Waffenlager angelegt hat (vgl. Der Spiegel Nr. 46/1981) und im Umkreis der „Deutschen-Aktionsgruppen“ des RA Roeder tätig war. Im Juli 1982 wurden zwei ehemalige BVJ-Mitglieder wegen illegalen Waffenbesitzes und dem Verdacht der Bildung einer kriminellen Vereinigung festgenommen, später aber wieder freigelassen (vgl. FR v. 6.8.82).

    Google Scholar 

  78. Der Heimabend des JBA fand wöchentlich statt und diente der „Bildung der Gemeinschaft innerhalb der Gruppe“, der „theoretischen und praktischen Schulung” (Der Adlerführer Nr. 2/62). Die Durchführungsbestimmungen für Heimabende enthalten u.a. den Hinweis: „Jeder Heimabend hat ein bestimmtes Thema. Du kannst aber nicht mit der Tür ins Haus fallen… Sodann führe deine Leute langsam zum Thema des Heimabends hin. Meistens wird das in Form von Liedern geschehen, oder einer Erzählung oder ähnlichem. Hat der Heimabend z. B. ein Volkstumthema, dann kannst Du zur Einstimmung keine Kampflieder verwenden, sondern mußt Volkslieder nehmen; umgekehrt natürlich genauso. Der Heimabend muß stets ein geistiges Ganzes bilden… Dringe darauf, daß deine Leute nach Beendigung des Heimabends sofort aufbrechen. Nichts ist verderblicher als die,Nachfeier` im Wirtshaus oder anderswo. Die ganze,Stimmungsarbeit` des Heimabends ist dann für die Katz.“

    Google Scholar 

  79. Zu den Gründungsgruppen zählten die „Jungdeutsche Freischar“ (Günter Heßler, Mitglied im KNJ), die „Nationale Jugendgemeinschaft” (Hans Schulz), „National-Jugend Deutschlands (NJD)“ (Peter Bernau), der „Deutsch-Sozialistische Jungsturm” (Ableger der Deutsch-Sozialistischen Volkspartei), „Schillerjugend“ (Hans-Ulf Siebrands). Zum Ehrenvorsitzenden wählten die Gruppen den bekannten Rechtsextremisten Erwin Schönborn, der zu dieser Zeit wegen Beleidigung des Bundestagspräsidenten inhaftiert war. (vgl. Gesellschaft zum Studium von Zeitfragen v. 15.9.59) Erwähnenswert ist die Idsteiner Tagung deshalb, weil die dort versammelten Gruppen außenpolitisch eine eher neutralistische Position vertraten und damit den im gesamten rechten Lager schwelenden Grundsatzkonflikt zwischen neutralistischer Orientierung einerseits und West-Integration mit scharf antikommunistischer Stoßrichtung andererseits auch in die Jugendszene trugen und damit indirekt zur Spaltung des KNJ beitrugen. (vgl. Der Adlerführer, Sondernummer 1/59, Gesellschaft zum Studium von Zeitfragen, v. 11.9.59, zur Neutralismus-Debatte Stöss, 1980; Kapitel 5b).

    Google Scholar 

  80. Leider ist die intensive Auseinandersetzung der Jugendverbände und Jugendringe mit der rechtsextremen Jugendarbeit bislang noch nicht aufgearbeitet worden; vgl. ansatzweise Dudek, 1982b, S. 326ff.

    Google Scholar 

  81. Die Teilnahme des DJBK an der AVJ fand „weder die Billigung noch die Einwilligung des Präsidenten und des Vorstandes des Kyffhäuserbundes“ (K 6/60, S. 3). Der AVJ schloß sich auch das „Deutsche Jugendkorps, Unabhängiger Vaterländischer Jugendverband” unter Willy Triebei und Ebbo Beneke (Detmold) an, das am 23.9.60 dem DJBK beitrat. Das aus ca. 20 Gruppen bestehende Jugendkorps ist „eine vaterländische Jugendbewegung und vereinigt in seinen Reihen die deutsche heimattreue Jugend beiderlei Geschlechts nach dem Vorbild von wirklichen Frauen und Müttern sowie großen Männern der deutschen Nation; es setzt sich ein für die Tradition und Pflege echten Soldatentums und für die Ehre und Tugend des deutschen Soldaten…“ Zu seinen Aufgaben zählt das Korps u.a.: „Durchführung von Fahrten und Zeltlagern zwecks Förderung der Gesundheit und des körperlichen Leistungsvermögens der Jugendlichen.” (zit. n. Gesellschaft zum Studium von Zeitfragen v. 15.9.59) Mit Bescheid vom 30.10.57 wurde das Jugendkorps vom Kreisjugendamt Detmold als förderungswürdig anerkannt. Kontakte bestanden zum JBA.

    Google Scholar 

  82. Zeitschriften des DJBK: „Die junge Front“ bis 1956; 1957–59 unter dem Titel „Die junge Kameradschaft” erschienen, dann integriert als Jugendseiten in das KB-Organ „Kyffhäuser“. Die zitierte, von Gerhard Pick (Geschäftsführer des LV Westfalen/Lippe im Kyffhäuserbund e. V.) verfaßte Schrift: „Der DJ BK. Seine Aufgabe und Stellung in der Bundesrepublik” ist die Reaktion auf den häufig erhobenen Rechtsextremismus-Verdacht (abgedruckt in K 6/60) und wurde als Rechtfertigungsschrift an die Jugendringe, Jugendämter, Medien und Parteien verschickt.

    Google Scholar 

  83. Ähnlich wie bei den Erwachsenenverbänden waren auch bei den Jugendgruppen nicht alle bereit, dem vom DJBK beschrittenen Anpassungsprozeß zu folgen. Dies gilt speziell für die Stahlhelm-Organisationen „Scharnhorst-Jugend“ und „Jungstahlhelm” mit ihrer paramilitärischen Jugendarbeit und ihrer aggressiv antikommunistischen und geschichtsrevisionistischen Agitationsarbeit. Sie waren auch in ihren Kommunikationsbeziehungen mit den organisatorischen Zentren des rechtsextremen Lagers weit stärker vernetzt als z. B. der DJBK. Die Stahlhelm-Jugend (SJ) wurde 1952 wiedergegründet und nahm gemäß ihrer Satzung „seine 1933 unterbundene jugendpflegerische Tätigkeit wieder auf.“ Zur Arbeit der SJ und ihren Verbindungen zum aktuellen Rechtsextremismus Lochmann, 1982, S. 61ff.

    Google Scholar 

  84. Neben Höller wurden auch die ehemaligen Bundesjugendführer Karl Bormann und Herbert Schmidt aus leitenden Positionen des DJBK entfernt. Höller schloß sich noch im gleichen Jahr mit weiteren DJBK-Jugendlichen dem BVJ an (Kölnische Rundschau v. 18.7.62) und gründete nach dessen Verbot einen „Bund Deutscher Jugend“ (Tauber, 1967, S. 1200; nicht identisch mit dem 1952 verbotenen BDJ, vgl. Kapitel 5d).

    Google Scholar 

  85. Unter Führung von Dieter Fischer (CDU-MdL Hessen) stieg nach Angaben des KB die DJBKMitgliederzahl auf 14000 (K 3/82), nachdem er 10 Jahre zuvor nur 2032 Mitglieder hatte (K 5/72). Der DJBK wirbt heute mit Kameradschaftspflege und Freizeitgestaltung (Fahrtengruppen, Arbeitsgruppen, Sportgruppen, Technische Gruppen, Musikgruppen) und bezeichnet sich als eins „der großen Jugendorgane der Bundesrepublik Deutschland.“ (Werbefaltblatt Kyffhäuser e.V. — ein Volksbund —, o. J. )

    Google Scholar 

  86. Eine Sonderstellung nimmt die im DBJR vertretene Deutsche Jugend des Ostens (DJO) ein, denn einzelne ihrer Gliederungen waren zum Teil erheblich mit den nationalistischen Jugendgruppen vernetzt. Ein entsprechender Antrag der Naturfreundejugend, die DJO als revanchistische Organisation aus dem DBJR auszuschließen, fand 1972 keine Mehrheit. Der wegen der DJO-Haltung zu den Ostverträgen entbrannte Streit ist dokumentiert in „Deutsche Jugend“ 12/72, 2/73, 4/73, 6/73, 6/74. Schon im Frühjahr 1957 setzte der hessische Landesjugendring eine Kommission ein, die zu prüfen hatte, ob die Einstellung der DJO eine weitere Zugehörigkeit zum Jugendring zulasse (Klönne, 1958, S. 620). Zur Einsetzung des Untersuchungsausschusses des hessischen Jugendringes vgl. FR v. 20.4.57; zum Ausschlußantrag der Falken 1970, die in der DJO-Arbeit eine Fortsetzung der HJ-Arbeit sahen und der DJO die Teilnahme an der „Aktion Widerstand” vorwarfen (vgl. auch Kapitel 5c) vgl. die Welt v. 26.11.70; vgl. auch Der Spiegel v. 26. 4. 71.

    Google Scholar 

  87. Versuche zur Gründung einer Dachorganisation gab es mehrere, die allerdings ohne Bedeutung blieben. So rief z. B. Paul Suleck (Rüstkammer Assmannshausen) als Führer der Pfadfinderschaft Nation Europa (1954 zeitweilig als Technisches Korps dem Deutschen Pfadfinderbund 1911 angeschlossen) in einem Offenen Brief v. 1.2.1953 zur Gründung einer,Arbeitsgemeinschaft Deutscher Jugendverbände (ADJ) auf (Dok. Nachlaß W. Kindt, AdJb). Im Sommer 1954 schlossen sich Deutscher Jungsturm, Deutsche Jungkameradschaft (gegründet 1953 in Hamburg (Max Hüper) und Lüneburg (Horst Nolte)) und die Rest des Bundes „Die Goten“ zur „Arbeitsgemeinschaft volksbewußter Jugendbünde” zusammen, die aber keine dauerhafte Sammlung blieb (Erkenntnis und Tat, im folgenden ET, H 5/6, 7. Jg. 1956). Von kurzer Dauer war auch der Versuch von sieben Hamburger völkischen Jugendgruppen, am 14.5.58 den „Ring Bündischer Jugend“ zu gründen (vgl. Sozialistische Jugendkorrespondenz, 1959, S. 52 ).

    Google Scholar 

  88. Den besten Oberblick zur Organisationsgeschichte der nationalrevolutionären Bewegung gibt Pröhuber, 1980; seine Arbeit zeugt nicht nur von fundierten Insiderkenntnissen, sondern korrigiert auch einige Detailungenauigkeiten bei Bartsch, 1975; so spielte der BNS (a.a.O., S. 99) für die Nationalrevolutionäre ebensowenig eine Rolle wie die „Legion Europa“ (a.a. O., S. 102), eine aus lediglich acht Jugendlichen bestehende rechte Jugendgruppe aus Hamburg.

    Google Scholar 

  89. Die APM wurde im Juni 1968 von Berliner Gymnasiasten als Jugendorganisation des Demokratischen Klubs (DK) gegründet. Der DK war selbst wiederum eine Reaktion auf die Gründungen der Republikanischen Klubs während der Studentenbewegung und verstand sich als rechtes Gegengewicht zur Neuen Linken. Gemeinsame Aktionen der APM mit dem BHJ und dem Ostpolitischen DeutschenStudentenverband (ODS), der dem nationaldemokratischen Netzwerk zugerechnet werden kann, führten zur Trennung von APM und DK Ende 1970; mit ihrer Schrift „Rebell“ orientierte sich die APM zunehmend stärker an nationalrevolutionären Positionen.

    Google Scholar 

  90. Sowohl aus organisationsgeschichtlichen Gründen wie auch aus politisch-programmatischen Affinitäten zwischen Nationalrevolutionären und Grünen bleibt die immer wieder kolportierte Unterwanderungsthese (Braune Tupfer in der grünen Bewegung) (vgl. z. B. Peters, 1980, Herb u. a., 1980) aussageschwach. Andererseits reagieren die Griinen mit Ausschluß-verfahren gegenüber Nationalrevolutionären in ihren Reihen (vgl. Nationalrevolutionärer Koordinationsausschuß, 1982) und haben in Baden-Württemberg eine Kommission zum Thema „Rechte und Grüne“ eingerichtet.

    Google Scholar 

  91. SOL, 1/80, S. 3; wegen der Mitgliedschaft von BDS-Aktivisten bei den Grünen kam es vor allem in Norddeutschland zu heftigen innerparteilichen Auseinandersetzungen, vgl. BDS-Informationen 6/80, SOL 2/79, 4/79; in der norddeutschen Auseinandersetzung war es vor allem der Kommunistische Bund (KB), der mit dem Faschismus-Vorwurf die SVB/BDS-Aktivisten aus den Grünen Listen und später der Partei Die Grünen auszuschließen versuchte.

    Google Scholar 

  92. Die Entstehungsgeschichte der Zeitschrift „Wir selbst“ reicht in das Jahr 1978 zurück; damals gründete eine Gruppe ehemaliger Junger Nationaldemokraten in Koblenz die „Grüne Zelle Koblenz”, die durch öffentliche Veranstaltungen in den Parteigründungsprozeß der Grünen einzugreifen versuchte; aus dieser Gruppe heraus entstand „Wir selbst. Zeitschrift für nationale Identität“; seit Mai 1983 enthält sie den Zusatz „und internationale Solidarität” im Untertitel; die Begründung der Umstrukturierung des Verlages auf genossenschaftliche Basis im Früh-jahr 1983 enthält eine für die Selbstdefinition der Gruppe charakteristische Darstellung. „Die Existenz einer sozialistischen Zeitschrift mit nationalrevolutionärem Anspruch, die sich wie keine andere der ungelösten nationalen Frage der Deutschen annimmt, die die Hoffnung auf ein unabhängiges, geeintes und sozialistisches Deutschland nicht aufgeben will und nicht aufgeben wird, die sich darüber hinaus der basisdemokratischen und ökologischen Revolutionierung unserer Gesellschaftsordnung verpflichtet weiß und sich zudem mit dem internationalen Kampf gegen jede Art von Chauvinismus und Imperialismus solidarisiert, ist heute wichtiger denn je zuvor.“ (wir selbst, Mai/Juni 1983, S. 3). Die heftigen und widersprüchlichen Reaktionen der Linken auf die Zeitschrift zeugt von politischer Irritation, mit der im linken Lager auf die ökologische Orientierung und das Konzept der „nationalen Identität” reagiert wurde. Kommunistische Gruppen antworteten mit dem klassischen Faschismusvorwurf (z. B. Rote Blätter 6/80, Arbeiterkampf v. 7.10.80, Peters, 1980, S. 56–62); währenddessen zeigte die Diskussion in der „Tageszeitung“ (taz) ein differenzierteres Bild (vgl. taz v. 10.3.81, v. 7.8.81, v. 11.8.81, v. 10.9.81; vgl. auch FR v. 24.1.81, v. 19.2.81, v. 28.3.81, v. 30.4.81).

    Google Scholar 

  93. Die Gruppe um die Zeitschrift „Aufbruch“ stammt vorwiegend aus der jüngeren Generation der Nationalrevolutionäre. Sie spaltete sich von der SdV/NRAO ab und vertrieb mit dem „laser” eine eigene Zeitschrift, bevor sie sich mit ehemaligen Aktivisten der KPD/ML im April 1980 zum „Nationalrevolutionären Koordinationsausschuß“ zusammenschloß. Die von ihm erarbeitete Nationalrevolutionäre Plattform nimmt als erste auf eine, wenn auch dogmatische, marxistische Theorietradition Bezug; vgl. Nationalrevolutionäre und Marxisten, Aufbruch 3/82; bei dieser Gruppe der Nationalrevolutionäre ist der marxistisch-sozialistische Akzent am stärksten ausgeprägt. Ihre politische Programmatik basiert auf dem Konzept der Fünffachen Revolution: genossenschaftlichen Sozialismus, Rätedemokratie und basisdemokratische Willensbildung, ökologische Revolution, die dem linearen Fortschrittsglauben ein Ende setzt, Kulturrevolution: „Kulturelle Vielfalt anstatt uniformierte Gleichschaltung”, regionalistischer Widerstand und Befreiungsnationalismus „als eigenständige Kraft gegen den Imperialismus“. Gegen den Sprecher der Gruppe läuft ein Parteiausschlußverfahren der Grünen-Nordrhein -Westfalen.

    Google Scholar 

  94. Im Unterschied zum Aufbruch setzt „Wir selbst“ auf die Attraktivität prominenter Autoren, unter ihnen z.B. Wolfgang Venohr, Sebastian Haffner, Konrad Buchwald, Henning Eich-berg, Joseph Beuys, Rudolf Bahro. Die populistische Orientierung ist vor allem von Eichberg mit seinem Konzept der Abkopplung von den großen staatlichen Einheiten ausgearbeitet worden. In diesem Diskurs spielen Dezentralisierung, nationale Identität und volklicher Nationalismus eine beherrschende Rolle.

    Google Scholar 

  95. Vgl. hierzu vor allem PDI, 1981, Hennig, 1982a, ders., 19826, Meyer/Rabe, 19796, Rabe, 1980

    Google Scholar 

  96. Z.B. setzt sich die von M. Kühnen geführte ANS/NA aus Nationalen Aktivisten und ANS-Kadermitgliedern zusammen. „Die Kadermitglieder werden durch die Organisationsleitung berufen, straff geführt und einheitlich befehligt. Sie bilden das Rückrat der Bewegung. Im Verbotsfall sind sie zur Fortführung der politischen Arbeit in der örtlichen Kameradschaft verpflichtet.“ (Die Innere Front, Nr. 3/83, hrg. v. ANS/NA) Die ANS/NA wurde am 07.12.83 durch den Bundesinnenminister verboten.

    Google Scholar 

  97. Zum rechten Terrorismus vgl. Neidhardt, 1982; ebenso die zahlreichen Anschläge auf amerikanische Einrichtungen, die der rechtsterroristischen Hepp/Kexel-Gruppe zur Last gelegt werden.

    Google Scholar 

  98. Gegen Hennig muß kritisch angemerkt werden, daß er durch den direkten Vergleich mit der SA die Gewaltdynamik neonazistischer Gruppen überschätzt und den Gruppen eine politische Relevanz zuschreibt, die sie selbst im rechten Lager nicht besitzen. Sowohl die Militarisierung des öffentlichen Lebens der Weimarer Republik wie das Ausmaß des SA-Terrors sind mit der Gewaltakzeptanz der NS-Gruppen heute politisch nicht vergleichbar. Die Oberschätzung der Gewaltfrage bei Hennig führt zu der wissenschaftlich wie politisch fatalen Konsequenz, Militanz zum alleinigen Differenzkriterium zwischen Konservatismus und Rechtsextremismus zu erklären (Hennig, 1983b, S. 105 ).

    Google Scholar 

Download references

Authors

Rights and permissions

Reprints and permissions

Copyright information

© 1984 Westdeutscher Verlag GmbH, Opladen

About this chapter

Cite this chapter

Dudek, P., Jaschke, HG. (1984). Konturen des rechtsextremen Lagers nach 1945. In: Entstehung und Entwicklung des Rechtsextremismus in der Bundesrepublik. VS Verlag für Sozialwissenschaften, Wiesbaden. https://doi.org/10.1007/978-3-322-99709-8_3

Download citation

  • DOI: https://doi.org/10.1007/978-3-322-99709-8_3

  • Publisher Name: VS Verlag für Sozialwissenschaften, Wiesbaden

  • Print ISBN: 978-3-531-11668-6

  • Online ISBN: 978-3-322-99709-8

  • eBook Packages: Springer Book Archive

Publish with us

Policies and ethics