Politik, Gesellschaft und Bildungswesen

Zusammenfassung

Jede Erörterung der bildungspolitischen Entwicklung in Deutschland nach 1945 und der allgemeinen gesellschaftlichen Rahmenbedingungen des Bildungswesens muß von den Folgen der nationalsozialistischen Herrschaft seit 1933 und der Politik der siegreichen alliierten Besatzungsmächte in Deutschland ausgehen. Um die geistige Hinterlassenschaft des Hitler-Regimes in der Bevölkerung, besonders in der Jugend, zu beseitigen, wurden schon vor Kriegsende Pläne einer »Re-education«, bei den westlichen Verbündeten und einer »antifaschistischen Erziehung« in der Sowjetunion entwickelt. Die ersten Befehle der für ihre Besatzungszonen allein zuständigen Militärbefehlshaber tragen diesen Stempel (Dok. 1.1.1, 1.1.3, 1.1.4), und unter den auf der Potsdamer Konferenz (Juli/August 1945) verabschiedeten »Politischen Grundsätzen« finden sich auch die später oft zitierten Sätze über die Entfernung »nazistischer und militaristischer Lehren« aus allen Schulen und Hochschulen sowie über eine »erfolgreiche Entwicklung demokratischer Ideen« (Dok. 1.1.2). Die politische »Säuberung« des Lehrpersonals im Zuge einer in den einzelnen Zonen unterschiedlich rigoros gehandhabten Entnazifizierung führte zu zahlreichen Entlassungen und bedingte dadurch einen großen Bedarf an Neulehrern. In der Sowjetischen Besatzungszone (SBZ) verband sich die Kampagne zur Werbung für die Neulehrerkurse mit dem Ziel einer sozialen Umschichtung und einer politischen Einflußnahme durch die Sozialistische Einheitspartei Deutschlands (SED); die Ergebnisse waren indessen keineswegs eindeutig (Dok. 1.1.5).