Zusammenfassung
Die Vereinigung Europas wird, wenn und falls sie um die Wende zum 21. Jahrhundert herum vollendet wird, eine der wichtigsten Tendenzen sein, die unsere neue Welt bestimmen.1 Sie ist vor allem deshalb wichtig, weil sie wahrscheinlich (aber nicht mit Sicherheit) den jahrtausendelangen Kriegen ein Ende setzen wird, die die großen europäischen Mächte gegeneinander geführt haben. Diese wiederkehrenden Ereignisse haben Europa und im Zeitalter der Moderne der Welt über den gesamten Verlauf der bekannten Geschichte hinweg Zerstörung und Leiden gebracht, deren Höhepunkt mit der außerordentlichen Gewalt während der ersten Hälfte des 20. Jahrhunderts erreicht wurde. Sie ist auch wichtig, weil ein vereintes Europa mit seiner wirtschaftlichen und technologischen Macht und seinem kulturellen und politischen Einfluss zusammen mit dem Aufstieg der asiatischen Pazifikregion das weltweite Machtsystem in einer polyzentrischen Struktur verankern und so trotz anhaltender militärischer (und technologischer) Überlegenheit der Vereinigten Staaten die Existenz einer hegemonialen Supermacht ausschließen wird. Und ich behaupte, dass sie außerdem als Quelle institutioneller Innovation bedeutsam ist, die Antworten auf die Krise des Nationalstaates liefern könnte. Denn im Rahmen des Prozesses, in dem sich die Europäische Union herausbildet, entstehen auf europäischer, nationaler, regionaler und lokaler Ebene neue Formen des Regierens und neue staatliche Institutionen, die zu einer neuen Staatsform führen. Ich schlage vor, sie als Netzwerkstaat zu bezeichnen.
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© 2003 Leske + Budrich, Opladen
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Castells, M. (2003). Die Vereinigung Europas: Globalisierung, Identität und der Netzwerkstaat. In: Jahrtausendwende. VS Verlag für Sozialwissenschaften, Wiesbaden. https://doi.org/10.1007/978-3-322-99676-3_5
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DOI: https://doi.org/10.1007/978-3-322-99676-3_5
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