Skip to main content

Rituale faschistischer Mobilmachung

  • Chapter

Part of the book series: Forschungstexte Wirtschafts- und Sozialwissenschaften ((FWUS,volume 22))

Zusammenfassung

Bevor Riefenstahls Kameramänner in Nürnberg auch nur eine einzige Filmrolle gekurbelt haben, proklamiert der Völkische Beobachter, daß der Parteitagsfilm „das Fanal und das Dokument der einmütigen Gefolgschaft zum Führer“ sein wird (VB, Reichsparteitag-Sondernummer).

This is a preview of subscription content, log in via an institution.

Buying options

Chapter
USD   29.95
Price excludes VAT (USA)
  • Available as PDF
  • Read on any device
  • Instant download
  • Own it forever
eBook
USD   44.99
Price excludes VAT (USA)
  • Available as PDF
  • Read on any device
  • Instant download
  • Own it forever
Softcover Book
USD   59.99
Price excludes VAT (USA)
  • Compact, lightweight edition
  • Dispatched in 3 to 5 business days
  • Free shipping worldwide - see info

Tax calculation will be finalised at checkout

Purchases are for personal use only

Learn about institutional subscriptions

Preview

Unable to display preview. Download preview PDF.

Unable to display preview. Download preview PDF.

Literaturverzeichnis

  1. In der Filmliteratur finden sich Hinweise auf den kriegsvorbereitenden Charakter von „Triumph des Willens“ nur bei Welch (1983): „The strength of the nation was therefore seen to lie in the submergence of the individual will of the nation, as expressed by Adolf Hitler“ (S. 152), und pointiert bei Berg-Pan (1980), die über den Arbeitsdienst-Chor schreibt: „This scene emphasizes a motif that has been reiterated throughout the film, a motif that has been used again and again... to incite young people to war. It is the idea that an individual death leads to the greater glory of Germany...“ (S. 112)

    Google Scholar 

  2. Vgl. die umfassende Darstellung der sozialwissenschaftlichen Varianten des Ritualbegriffs bei Werlen 1984, S. 21-89, sowie die ausführliche Bibliographie: S. 381-406. Eigenartigerweise werden jedoch Edelmans Arbeiten von Werlen nicht berücksichtigt.

    Google Scholar 

  3. Hitlers außenpolitische Konzeptionen und ihre jeweils unterschiedliche realpolitische Umsetzung zählen zu den am besten erforschten Teilbereichen nationalsozialistischer Politik: vgl. etwa die Standardwerke Hillgruber 1967, Kuhn 1970, Hildebrand 1971, Messerschmidt 1979, Michalka 1978 und Jäckel 1981.

    Google Scholar 

  4. Vgl. in „Mein Kampf“ insbesondere das Kapitel „Ostorientierung oder Ostpolitik“ (S. 726ff), wo Hitler ausgehend von einem Mißverhältnis „zwischen der Zahl und dem Wachstum des Volkes einerseits und der Größe und Güte des Grund und Bodens andererseits“ (S. 728) den „Vormarsch auf jener Straße, die aus der heutigen Beengtheit des Lebensraumes dieses Volk hinausfuhrt zu neuem Grund und Boden“ (S. 732) propagiert und schließlich versichert: „Wir stoppen den ewigen Germanenzug nach dem Süden und Westen Europas und weisen den Blick nach dem Land im Osten.“ (S. 742)

    Google Scholar 

  5. Zum Versagen des konservativen „Zähmungskonzepts“ vgl. Hennig 1977, S. 244-257.

    Google Scholar 

  6. Bei dem sogenannten Liebmann-Protokoll handelt es sich um die handschriftliche Aufzeichnung von Hitlers Ausführungen durch Generalleutnant Liebmann (zuerst veröffentlicht durch Vogelsang 1954, wieder abgedruckt in Michalka/Niedhart 1980 und Michalka 1985). Hitlers Rede wurde schnell einem größeren Kreis bekannt, da den Teilnehmern der Veranstaltung keine Schweigepflicht auferlegt worden war (vgl. Domarus 1965, S. 197f).

    Google Scholar 

  7. Ernst Jünger (1930) zufolge ist „eine Rüstung bis ins innerste Mark, bis in den feinsten Lebensnerv erforderlich“ (S. 14), die er als „Mobilmachung des Deutschen“ bezeichnet (S. 30). Hitler selbst, dem Jüngers Schrift wahrscheinlich bekannt ist, da ihm dieser seine Veröffentlichungen gewöhnlich zuschickt, äußert sich im Juni 1931 gegenüber Breiting: „Unser Aufstieg ist aussichtslos, wenn wir unsere körperlichen und geistigen Kräfte nicht in den Dienst der totalen Mobilmachung stellen“ (zit. nach Sywottek 1976, S. 249).

    Google Scholar 

  8. Diese Verarbeitungsform der Weltkriegsniederlage ist ebensowenig originär nationalsozialistisch wie das Konzept der „geistigen Mobilmachung“: Neben dem von Carl Schmitt (1931) in ausdrücklicher Berufung auf Ernst Jünger geprägten Begriff vom „totalen Staat“ und der von Ludendorff (1935) ergänzend beigesteuerten Formel vom „totalen Krieg“ sei hier nur darauf verwiesen, daß im Reichswehrministerium bereits 1924 eine „Denkschrift über die geistige Kriegsvorbereitung des Volkes“ erstellt wird (vgl. Sywottek 1976, S. 13-22). Kennzeichnend für den deutschen Faschismus ist jedoch die rigorose Durchsetzung dieses Mobilmachungskonzepts in allen Bereichen des öffentlichen Lebens.

    Google Scholar 

  9. Vgl. die bei Domarus 1965 abgedruckten ersten Proklamationen Hitlers als Regierungschef, die international starke Beachtung finden: „Aufruf der Reichsregierung an das deutsche Volk“ vom 1. 2. 1933 (S. 191-194), die Sportpalastrede vom 10. 2. 1933 (S. 203-207) sowie die Regierungserklärung vor dem Reichstag am 23. 3. 1933 (S. 229-237). Das bald institutionalisierte Etikett der „Friedensrede“ zeigt an, daß Hitlers Beteuerung seiner friedlichen Absichten publizistisch ein hoher Stellenwert eingeräumt werden soll.

    Google Scholar 

  10. Nach Berechnungen von Hennig 1975b, hier S. 75; Angaben über Heeresstärke, Bestand an Einsatzflugzeugen etc. vor der Enttarnung der verdeckten Aufrüstung im März 1935 finden sich bei Stelzner 1976, S. 191-200; materialreiche Hinweise zu den vielfältigen Formen der verdeckten Aufrüstung gibt eine wenig beachtete zeitgenössische KPD-Studie: Schreiner 1934.

    Google Scholar 

  11. Einen kurzen Überblick über den „Reichsparteitag der Einheit und Stärke“ gibt Burden 1967, S. 76-91; ausführliches Material enthalten die nationalsozialistischen Berichtsbände (Kongreß; Parteitag der Macht; Reichsparteitag in Nürnberg 1934), die neben dem Wortlaut der meisten Reden und vielen Fotos jene in Publikationen dieses Genres übliche Mixtur aus ehrfürchtiger Huldigung, begeisterter Anteilnahme und eingestreuten Anekdoten als Kommentartext enthalten. In Ergänzung zur Presseberichterstattung des Völkischen Beobachters dokumentieren diese Berichtsbände das nationalsozialistische Selbstverständnis des 34er Parteitags. Hingewiesen sei außerdem auf die 48-seitige Sonderausgabe des Illustrierten Beobachters „Reichsparteitag Nürnberg 1934“ vom 13. 9. 1934. Was Einzelaspekte des „Reichsparteitags der Einheit und Stärke“ betrifft, so finden sich Archivsplitter über Organisation und Finanzierung im Bestand NS 1/4 und NS 1/8 des Bundesarchivs sowie im Bestand NSDAP 106 des Staatsarchivs München; vgl. hierzu auch Henke 1977. Zur architektonischen Ausgestaltung des Nürnberger Parteitagsgeländes bis September 1934 vgl. Speer 1969; Henke 1977; Dülffer u. a. 1978, S. 219-222.

    Google Scholar 

  12. Dies ist der Fall bei den Geleitworten von General Ritter von Epp (Reichsstatthalter in Bayern), Baldur von Schirach (Reichsjugendführer), Robert Ley (Führer der Deutschen Arbeitsfront), Viktor Lutze (Chef des Stabes der SA), Willy Liebel (Oberbürgermeister der Stadt der Reichsparteitage) und Rudolf Schmeer (Organisationsleiter des Reichsparteitages), sämtlich abgedruckt in der Reichsparteitag-Sondernummer des Völkischen Beobachters.

    Google Scholar 

  13. Rückblickend heißt es im Vorwort zur Erinnerungsbroschüre „Der Tag der Wehrmacht, Nürnberg 1935“: „Im vergangenen Jahr manifestierte die zum ersten Mal stattfindende Beteiligung der Wehrmacht vor aller Welt die Einheit des Waffenträgers mit der den Staat repräsentierenden und beherrschenden nationalsozialistischen Bewegung.“ (Röhricht 1935) Analog kündigt der Völkische Beobachter den für den letzten Abend vorgesehenen Großen Zapfenstreich der Reichswehr vor Hitlers Hotel mit der Überschrift an: „Die Wehrmacht huldigt dem Führer“ (VB, 5. 9. 1934).

    Google Scholar 

  14. Mit zunehmender Aufrüstung rückt der militärische Aspekt auf den Parteitagen immer mehr ins Zentrum der Aufmerksamkeit. Schon 1935 sind die Vorführungen der Wehrmacht das beherrschende Ereignis — als „Bild der Vereinigung des deutschen Mannes als Soldaten mit der modernen technischen Waffe“ (Hitler; vgl. Parteitag der Freiheit, S. 268-272, und Tag der Wehrmacht).

    Google Scholar 

  15. Ausschlaggebend für das englische Placet zur deutschen Aufrüstung sind allerdings eigene außenpolitische Nutzenkalküle, insbesondere die prinzipielle Gegnerschaft zur Sowjetunion (vgl. hierzu Niedhart 1972). Der Chefdolmetscher im Auswärtigen Amt erinnert sich, daß Hitler die Einführung der Allgemeinen Wehrpflicht in den entscheidenden Gesprächen mit dem englischen Außenminister Ende März 1935 ausschließlich mit der „bolschewistischen Gefahr“ begründet (vgl. Schmidt 1950).

    Google Scholar 

  16. Unter der Überschrift „Spade Drill By 50,000 Nazis. Labour Corps Like An Army. Parade Cheered By Generals“ schreibt The Daily Telegraph am 7. 9. 1934: „With spades as arms and wearing olive green uniforms as the land and road workers, the 50,000 delegates from Herr Hitler’s Labour Battalions to this year’s Nazi conference, presented a display of efficient discipline and strength that only Germany’s pre-war army could have outrivalled. No one who watched these men going through their manoeuvres out in the Zeppelinwiese this morning could have any doubt that in this corps lay some of Germany’s future military strength.“

    Google Scholar 

  17. Vgl. zur Wiedereinführung der allgemeinen Wehrpflicht und speziell zum Besuch des englischen Außenministers in Berlin: Kuhn 1970, S. 162-166; Wiggershaus 1972, S. 279-312; Absolon 1975, S. 6-12. Die britische Presse reagiert auf Simons Berlinbesuch mit Enttäuschung. Selbst der deutschlandfreundliche „Daily Mail“, das Massenblatt des Presselords Rothermere, kommentiert das Ergebnis mit erstaunlicher Zurückhaltung. Was die Rezension von „Triumph des Willens“ im konservativen „Oberserver“ betrifft, so steht sie im Gegensatz zu einem Artikel in der gleichen Ausgabe des Blatts, mit dem sich Chefredakteur Garvin gegen die Appeasement-Politik ausspricht. Garvin weist auf Hitlers Eroberungspläne zu Lasten der Sowjetunion hin und plädiert für ein starkes Großbritannien als Bedingung für die Erhaltung des Friedens in Europa (Angaben nach Holzweißig 1967, S. 168-184).

    Google Scholar 

  18. In ähnlicher Weise äußert sich die französische Zeitung Le Temps über „Triumph des Willens“: „Quand son lieutenant Hess proclame: ‚Hitler, c’est l’Allemagne!”, on admet qu’il serait ridicule de protester. (...) Rarement on eut l’occasion d’observer un personnage dans un rôle réel... avec cette insistance, cette précision et cette variété dans le détail. Il faut recommander ce film aux hommes d’Etat qui se proposent de négocier avec le Führer.“ (2. 4. 1935)

    Google Scholar 

  19. Vgl. auch die stereotypen Überschriften in der nationalsozialistischen Parteitagsberichterstattung: „Die Wehrmacht huldigt dem Führer“ (VB, 5. 9. 1934), „Das erdbraune Heer huldigt Adolf Hitler“ (Der Angriff, 6. 9. 1934), „154 000 Politische Leiter huldigen Adolf Hitler“ (VB, 8. 9. 1934).

    Google Scholar 

  20. Rudolf Hess ruft in der Eröffnungsrede des Parteikongresses aus: „Mein Führer! (...) Sie sind Deutschland: Wenn Sie handeln, handelt die Nation, — wenn sie richten, richtet das Volk!“ (Kongreß, S. 20; vgl. auch „Triumph des Willens“ /344-346/) Reichsjustizkommissar Frank erklärt in seiner Kongreßrede: „Ich kann als Führer der deutschen Rechtswahrer sagen, daß... für uns von vornherein unser Oberster Führer auch der oberste Gerichtsherr ist, und daß sein Wille nun auch das Fundament unserer Rechtsordnung zu sein hat.“ (Kongreß, S. 192)

    Google Scholar 

  21. Vgl. hierzu die staatsrechtliche Legitimation des 30. Juni durch Carl Schmitt (1934), erschienen unter dem Titel „Der Führer schützt das Recht“.

    Google Scholar 

  22. Zu den Begriffen Volksmeinung und politischer Dissens auf den deutschen Faschismus bezogen vgl. jetzt zusammenfassend Kershaw 1983, S. 2ff.

    Google Scholar 

  23. So beschwört zum Beispiel Hitler in seinen Parteitagsreden von 1934 immer wieder die Tugenden von „Treue, Disziplin, Opferwilligkeit, Kameradschaft, Bescheidenheit“ (Kongreß, S. 163), erwähnt aber explizit nur an einer Stelle den darin enthaltenen Gegensatz: „Auch wenn wir vergehen müssen, muß Deutschland bestehen. Auch wenn uns im einzelnen das Schicksal schlagen sollte, muß Deutschland leben.“ (Kongreß, S. 164) Auffallend an dieser Formulierung ist, daß Hitler das Wort „Sterben“ nicht in den Mund nimmt, wohl aber seine Bedeutung nahelegt — in Anspielung auf die bekannte Gedichtzeile „Deutschland muß leben, auch wenn wir sterben müssen“ (aus dem Gedicht „Soldatenabschied“ von Heinrich Lersch, geschrieben 1914).

    Google Scholar 

  24. Vgl. etwa den Braunschweiger „Blutsonntag“ 1931 (Jaschke/Loiperdinger 1983, S. 140ff.)

    Google Scholar 

  25. Daß die von den Nationalsozialisten betriebene geistige Mobilmachung auf ein — wenn auch unterschiedlich ausgeprägtes — nationales Empfinden bei ihren Adressaten setzt, kann als realistische Annahme angesehen werden: Die „Nationalisierung der Massen“ reicht in Deutschland, quer durch alle politischen Kulturen inklusive die der Arbeiterorganisationen, weit ins 19. Jahrhundert zurück (Mosse 1976).

    Google Scholar 

  26. Bereits Hegel behandelt in den §§ 327/328 seiner Rechtsphilosophie die Tapferkeit des Soldaten im Krieg als die höchste Form staatsbürgerlichen Gehorsams und Pflichterfüllung: „Die Tapferkeit ist für sich eine formelle Tugend, weil sie die höchste Abstraktion der Freiheit von allen besonderen Zwecken, Besitzen, Genuß und Leben (ist) (...) Die wahre Tapferkeit gebildeter Völker ist das Bereitsein zur Aufopferung im Dienste des Staates, so daß das Individuum nur eines unter vielen ausmacht. Nicht der persönliche Mut, sondern die Einordnung in das Allgemeine ist hier das Wichtige. (...) Der Gehalt der Tapferkeit als Gesinnung liegt in dem wahrhaften absoluten Endzweck, der Souveränität des Staates; — die Wirklichkeit dieses Endzwecks als Werk der Tapferkeit hat das Hingeben der persönlichen Wirklichkeit zu ihrer Vermittlung. Diese Gestalt enthält daher die Härte der höchsten Gegensätze...“ (zit. nach: Werke 7, S. 495f.)

    Google Scholar 

  27. Die Wahl des vom Ballett stammenden Terminus Choreographie ist inspiriert durch die Schilderung ausländischer Parteitagszuschauer, die das Appellgeschehen ausdrücklich mit dem russischen Ballett in St. Petersburg vergleichen: So der englische Botschafter Henderson (1940, S. 71) und der französische Schriftsteller Drieu LaRochelle (zit. in Pfeil 1968, S. 116).

    Google Scholar 

Download references

Author information

Authors and Affiliations

Authors

Rights and permissions

Reprints and permissions

Copyright information

© 1987 Leske + Budrich, Opladen

About this chapter

Cite this chapter

Loiperdinger, M. (1987). Rituale faschistischer Mobilmachung. In: Der Parteitagsfilm „Triumph des Willens“ von Leni Riefenstahl. Forschungstexte Wirtschafts- und Sozialwissenschaften, vol 22. VS Verlag für Sozialwissenschaften, Wiesbaden. https://doi.org/10.1007/978-3-322-99477-6_5

Download citation

  • DOI: https://doi.org/10.1007/978-3-322-99477-6_5

  • Publisher Name: VS Verlag für Sozialwissenschaften, Wiesbaden

  • Print ISBN: 978-3-322-99478-3

  • Online ISBN: 978-3-322-99477-6

  • eBook Packages: Springer Book Archive

Publish with us

Policies and ethics