Zusammenfassung
Ausnahmslos alle umgangssprachlich, aber auch lehrbuchhaft dem Geld zugeschriebenen Eigenschaften, Funktionen und Wirkungen beruhen tatsächlich auf menschlichen Handlungen (bzw. unterlassenen Handlungen), die von Ansichten, Erwartungen, Glaubensvorstellungen und Wissen — kurz: von Orientierungen — Geld gegenüber gesteuert werden. Diese Orientierungen steuern das individuelle Verhalten mit Folgen nicht nur für die einzelne Person oder für Organisationen, sondern auch für die gesamte Gesellschaft, ja sogar für das globale System. Als Handlungsorientierung beruht Geld zweifach auf seiner symbolischen Bedeutung: Es ist Symbol für das Versprechen des Geld emittierenden Gesellschaftsund Wirtschaftssystems, im Tausch Leistungen (also Güter und Dienste) zu liefern; und es ist Symbol für den Anspruch der dieses Geld Besitzenden, von jenem System entsprechende Leistungen zu erhalten (vgl. Kellermann 1994: 91f., 1996: 378f.). In einem Wirtschafts- und Gesellschaftssystem, das seine Leistungen vorwiegend über Geld tauscht, kommt es wirtschafts- und geldpolitisch darauf an, Leistungsversprechen und Leistungsanspruch auszugleichen sowie — sofern sich das System entwickeln soll — das Leistungsvermögen zu steigern. Doch wie jede andere Orientierung ist auch die Geldorientierung auf Handlungsmöglichkeiten zu ihrer Realisierung angewiesen, auf Fertigkeiten und Können sowie Macht, wobei der Kairos, also der rechte Augenblick der jeweils gegebenen Lage, für den Handlungserfolg entscheidend ist. — Geld kann nur dann angemessen verstanden werden, wenn es in seinen gesellschaftlichen Zusammenhängen mit Handlungsorientierungen und Handlungsmöglichkeiten, mit Produkten und Diensten, mit Waren und Märkten, mit Armut und Reichtum begriffen wird.
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Quellenverzeichnis
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Kellermann, P. (2005). Geld ist kein „Mysterium“ — Geld ist „Handlungsorientierung“. In: Kellermann, P. (eds) Geld und Gesellschaft. VS Verlag für Sozialwissenschaften, Wiesbaden. https://doi.org/10.1007/978-3-322-99457-8_4
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Online ISBN: 978-3-322-99457-8
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