Der Einfluß von Kindern und Wohnentfernung auf die Beziehungen zwischen Eltern und Großeltern: Eine Prüfung des quasi-experimentellen Designs der Mehrgenerationenstudie

Zusammenfassung

Es gibt heute eine fast unübersehbare Literatur über die segensreiche Wirkung zwischenmenschlicher Kontakte und Beziehungen. Sie gelten als förderlich für die Herausbildung der persönlichen Identität und für die Stützung des Selbstwertgefühls, als Mittel zur Vorbeugung, Therapie und Rehabilitation psychischen Leidens, als Hilfe bei der Bewältigung von Lebenskrisen und alltäglichem Streß oder als Quelle persönlicher Zufriedenheit und subjektiven Wohlbefindens (z.B. Warren 1981, Gottlieb 1981, Wills 1985, Pilisuk & Parks 1986). Kritiker monieren allerdings, daß Studien über den unterstützenden Charakter sozialer Netzwerke überwiegend eine einseitig gerichtete positive Wirkung sozialer Kontakte unterstellen. Vor dem Hintergrund der modernisierungskritischen “decline of community”-These von Park (1925), Wirth (1938) und Nisbet (1962) erscheine gleichsam jede Art sozialer Bindung wie ein rettender Anker gegen Entfremdung und Vereinzelung. Vernachlässigt werde darüber, daß soziale Beziehungen in der Regel aus wechselseitigem Geben und Nehmen bestünden. Auch vermittelten soziale Netzwerke nicht nur Nutzen, sondern verursachten auch Kosten der verschiedensten Art (vgl. Wellman 1981, Wegener 1987, Marbach 1989, Graebe 1991).