Zusammenfassung
Die Esoterikszene hat eine Fülle neuer oder neu aufgelegter alter religiöser Gemeinschaften hervorgebracht. In den sechziger Jahren entstand ein regelrechter Boom der östlichen Religionen mit ihren unterschiedlichen Gurus und Erleuchtungswegen, in den siebziger Jahren standen die sogenannten Jugendreligionen und der bewußtseinserweiternde Drogengebrauch im Blickpunkt der Öffentlichkeit, in den achtziger Jahren kam die ‚Indianer- und Afrikawelle ‘mit ihrem Interesse an der Praktizierung ‚naturreligiöser ‘Rituale sowie, daneben, ein Aufblühen spiritueller Therapieformen, und die Gegenwart der neunziger Jahre setzt einen Schwerpunkt auf dem europäischen Paganismus in seinen geschichtlichen und modernen Formen. Beobachtet man diese Entwicklung unter einem systematischen Aspekt, so läßt sich feststellen, daß die jeweils spätere Richtung die Gedanken und Erfahrungen der vorherigen zumindest teilweise aufgenommen hat. So waren beispielsweise die Transzendentale Meditation, die Hare-Krishna-Gemeinschaft und die Bhagwan-Rajneesh-Bewegung ebenso wie die unterschiedlichen Zen-Kieise mehr oder weniger direkt auf ihren indischen bzw. japanischen Ursprung bezogen; die darauffolgende ‚Indianer- und Afrikawelle ‘fügte der Yoga-, Meditations- und Chakrenpraxis die Schwitzhütten und schamanischen Seelenreisen hinzu, und die Wiederentdeckung germanisch-keltischer Religionsformen versah die oben genannten, mittlerweile zum transkulturellen Allgemeingut gewordenen Praktiken mit dem Dach der alteuropäischen Mythologie und Philosophie und verknüpfte sie mit den wiedererweckten Altformen europäischer Esoterik. Durch diese gewachsenen Bezüge ist auch die Selbstverständlichkeit zu erklären, mit der heute Elemente aus den unterschiedlichsten historischen und geografischen religiösen Bereichen je nach Neigung und Bedarf Eingang in die neuentstandenen religiösen Gemeinschaften gefunden haben. Geglaubt und praktiziert wird, was — unabhängig von seinem kulturellen Ursprung — für die Teilnehmerinnen ‚stimmt‘. Eine Haltung, die nicht selten zu heftigen Auseinandersetzungen mit solchen Gemeinschaften führt, die für sich in Anspruch nehmen, eine bestimmte religiöse Tradition authentisch und unverfälscht zu praktizieren. Ich konzentriere mich in diesem Beitrag auf den europäischen Neopaganismus.
Access this chapter
Tax calculation will be finalised at checkout
Purchases are for personal use only
Preview
Unable to display preview. Download preview PDF.
Literatur
Baar, Andreas T., 1990: Studienhefte für Sexualmagie. Praktische Anleitung für das selbständige Arbeiten mit Sexualmagie. Studienheft Band 10. Soltendieck: Bohmeier.
Bly, Robert, 1991: Eisenhans. Ein Buch über Männer. München: Kindler.
Carroll, Pete, 1986: Liber Null — Praktische Magie. Das offizielle Einweihungshandbuch des englischen Ordens IOT. Unkel: Edition Magus/Tegtmeier.
Crowley, Aleister, 1904: Liber Al vel Legis. Deutsch: Liber Al vel Legis. Das Buch des Gesetzes. Basel (1981): Sphinx-Verlag und Bergen/Dumme (1993): Kersken-Canbaz-Verlag.
Crowley, Vivianna, 1993: Wicca. Die Alte Religion im Neuen Zeitalter. Bad Ischl: Verlag Sperlhofer.
Fra...717, 1992: Handbuch der Chaosmagie. Soltendieck: Bohmeier.
Frater Enac, 1991/92: Vom magischen Umgang mit Angst. Metathron, Zeitschrift für Magie, Nr.l, Winter 1991/92.
Frick, Karl, 1978: Licht und Finsternis. Teil 1: Gnostisch-theosophische und freimaurerisch-okkulte Geheimgesellschaften bis an die Wende zum 20. Jahrhundert. Wege in die Gegenwart. Teil 2: Geschichte ihrer Lehren, Rituale und Organisationen. Graz: Akademische Druck-und Verlagsanstalt.
Gardner, Gerald, 1954: Witchcraft Today. London: Rider. (Deutsch: 1965, Hexen. Weilheim: Barth).
Gardner, Gerald, 1959: The Meaning of Witchcraft. London: Aquarian Press.
Hexenbuch, das, o.V., 1987: Authentische Texte moderner Hexen zu Geschichte, Magie und Mythos des alten Weges. München: Goldmann.
Leland, Charles, 1899: Aradia. The Gospel of the Witches. (Deutsch: 1988: Aradia. Die Lehren der Hexen. München: Goldmann.
Leuenberger, Hans-Dieter, 1985: Das ist Esoterik. Einführung in esoterisches Denken. Freiburg i.Br.: Bauer.
Murray, Margaret, 1921: The Witch-Cult in Western Europe. Oxford: Clarendon Press.
Murray, Margaret, 1931: The God of the Witches. London: Sampson Low/Marston.
Pagan Dawn, 1998: The PF’s Three Principles: Time for a Rethink? Pagan Dawn: The Journal of the Pagan Federation 126, 14.
Starhawk, 1979: The Spiral Dance. A Rebirth of the Ancient Religion of the Great Goddess. San Francisco: Harper & Row. (Deutsch: 1983: Der Hexenkult als UrReligion der Großen Göttin. Freiburg i.Br.: Bauer).
Starhawk, 1987: Wilde Kräfte. Sex und Magie für eine erfüllte Welt. Freiburg i.Br.: Bauer.
Starhawk, 1992: A Men’s Movement I Can Trust. S. 27–38 in: Kay Hagan (Hg.): Women Respond to the Men’s Movement. San Francisco: Pandora Books.
Symonds, John, 1983: Aleister Crowley. Das Tier 666. Leben und Magick. Basel: Sphinx-Verlag.
Tegtmeier, Ralph, 1992: Aleister Crowley. Die tausend Masken des Meisters. Bad Münstereifel: Edition Magnus.
Editor information
Editors and Affiliations
Rights and permissions
Copyright information
© 2000 Leske + Budrich, Opladen
About this chapter
Cite this chapter
Pahnke, D. (2000). Priesterinnen und Priester in neuen religiösen Bewegungen. In: Lukatis, I., Sommer, R., Wolf, C. (eds) Religion und Geschlechterverhältnis. Veröffentlichungen der Sektion „Religionssoziologie“ der Deutschen Gesellschaft für Soziologie, vol 4. VS Verlag für Sozialwissenschaften, Wiesbaden. https://doi.org/10.1007/978-3-322-99439-4_18
Download citation
DOI: https://doi.org/10.1007/978-3-322-99439-4_18
Publisher Name: VS Verlag für Sozialwissenschaften, Wiesbaden
Print ISBN: 978-3-8100-2546-3
Online ISBN: 978-3-322-99439-4
eBook Packages: Springer Book Archive