Zusammenfassung
Jede Form der Geschichtsschreibung muß sich mit dem Problem des Anfangs auseinandersetzen. Für die hier zu verhandelnde Thematik — die Jugendarbeit auf dem Lande — bedeutet dies, daß eine Entscheidung getroffen werden muß, ab wann überhaupt sinnvoll von Jugendarbeit in ländlichen Regionen gesprochen werden kann. Als charakteristische Kriterien schlage ich die folgenden vor: Es handelt sich (a) bei Jugendarbeit in der Regel um ein Angebot für alle Jugendlichen (eines Dorfes oder einer überschaubaren Region), das diese (b) freiwillig wahrnehmen können. Dieses Angebot ist (c) bis in die jüngste Zeit meist geknüpft an bestimmte Bedingungen (Mitgliedschaft in einer Organisation etc.). Darüber hinaus (d) wird dieses Angebot in spezifischen Räumen (Jugendheim, Jugendhaus, Jugendfreizeitstätte etc.) von (e) neben-, ehrenamtlichem oder hauptberuflichem Personal erbracht. Die Angebote der Jugendarbeit implizieren schließlich (f) eine pädagogische (bildende, erziehende) Absicht. Damit ist bislang noch keine Präferenz für eine verbandlich gebundene oder eine offene Jugendarbeit getroffen, was aus historischer Sicht auch wenig Sinn macht, da beide Organisationsformen gleichermaßen zu finden sind. Lediglich cliquenbezogene Geselligkeitsformen Jugendlicher verdienen eine eigene Erwähnung, da sie in ländlichen Regionen von den „Licht-“ oder „Spinnstuben“ des 19. Jahrhunderts bis hin zur selbstorganisierten Budenkultur des 20. Jahrhunderts eine nicht zu unterschätzenden Rolle spielen (vgl. Gängler 1998). Die folgende Einteilung in Entwicklungsphasen hat in erster Linie eine heuristische Funktion. Sie unterstellt eine gewisse Plausibilität, die sich auch in bezug auf die Gesamtentwicklung der (verbandlichen) Jugendarbeit als fruchtbar erweist (vgl. Gängler 2000).
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Gängler, H. (2000). Geschichte der Jugendarbeit auf dem Lande. In: Jugendarbeit auf dem Land. VS Verlag für Sozialwissenschaften, Wiesbaden. https://doi.org/10.1007/978-3-322-99426-4_2
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