Zusammenfassung
Seit den 60er Jahren sind die Debatten um die ökologische Selbstgefährdung moderner Gesellschaften zu einem Dauerthema öffentlicher Rede geworden. Die von warnenden Wissenschaftlern, protestierenden Anwohnern, sozialen Bewegungen und politischen Parteien getragenen Auseinandersetzungen um Umweltverschmutzungen haben eine enorme institutionenbildende Dynamik entfacht. Das wichtigste Forum dieser Diskurse sind die Massenmedien, die Umweltberichterstattung hat stark zugenommen. Sie ist eingebunden in Berichterstattungsroutinen und das berufliche Selbstverständnis der Journalisten. In der ‚Herstellung‘ von Umweltmeldungen agieren die Massenmedien nicht als kollektiver Gesamtakteur, vielmehr lassen sich bis hinein in die Ressorts einzelner Tageszeitungen unterschiedliche journalistische Selbstverständnisse und Stile der Berichterstattung beobachten. In Frankreich verläuft die Entwicklung der Umweltberichterstattung wellenförmig. Vertreter der Umweltschutzbewegung haben kaum Zugangschancen zu den primär an der staatlichen Administration orientierten Medien. In Deutschland kann dagegen von einer linearen Entwicklung ausgegangen werden. Nach und nach treten die Umweltverbände als Vertreter legitimer Anliegen an die Seite der ‚offiziellen‘ Informationsquellen. Die Entwicklung der Berichterstattung ist geprägt von den Prozessen der Institutionalisierung und Professionalisierung umweltbezogener Presse- und PR-Arbeit bei allen wichtigen gesellschaftlichen Akteuren.
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Literatur
Grundlage der journalistischen Arbeit sind Aussagen Anderer über Wirklichkeit: “Der Medieninhalt über die Umweltsituation spiegelt daher nicht die objektive Umweltsituation wider, sondern die gesellschaftliche Behandlung des Umweltthemas” (Peters 1990: 10).
Ausgewertet wurden 23 Presseberichte zum Thema Müll-und Abfallnotstand aus den Jahren 1984–1989 aus 12 verschiedenen Zeitungen und Zeitschriften., wobei der Schwerpunkt der Auswertung auf Aussagen zur Gesamtsituation der Müll-und Abfallproblematik.
Für Umweltverbände und ‘grüne’ Parteien bestehen kaum Zugänge zur Medienöffentlichkeit (vgl. Brodhag 1990 ). Dies kann dazu führen, daß man überhaupt die Medien als Feld der Konfliktaustragung aus dem Auge verliert, wie eine Interviewpartnerin, Repräsentantin eines großen Umweltverbandes in Frankreich (FNE), im Interview (F-7) äußerte. Diese Einschätzung formuliert eine Ausschließung aus dem Raum öffentlicher Diskurse, die konstitutiv für eine deutsch-französische Differenz ist.
Eine Analyse der Tschernobylberichterstattung in der FAZ macht deutlich, daß ihnen dort diese Kompetenz völlig abgesprochen wird (vgl. Poferl 1997).
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© 1998 Westdeutscher Verlag GmbH, Opladen/Wiesbaden
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Keller, R. (1998). Umwelt und Abfall in der Presseberichterstattung. In: Müll — Die gesellschaftliche Konstruktion des Wertvollen. VS Verlag für Sozialwissenschaften, Wiesbaden. https://doi.org/10.1007/978-3-322-99391-5_4
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DOI: https://doi.org/10.1007/978-3-322-99391-5_4
Publisher Name: VS Verlag für Sozialwissenschaften, Wiesbaden
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Online ISBN: 978-3-322-99391-5
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