Zusammenfassung
Bis zu diesem Kapitel stand die Sozialpolitik in Deutschland und anderen westlichen Ländern im Zentrum. Diese Staaten sind heutzutage konstitutionelle Demokratien und nach dem Stand wirtschaftlicher Entwicklung reiche Länder. Zweifelsohne begünstigen die demokratische Staatsverfassung und der wirtschaftliche Reichtum den Auf- und Ausbau der Sozialpolitik, weil alle erwachsenen Bürger, auch die Ärmeren und ökonomisch Schwächeren, im Unterschied zu nichtdemokratischen Staatsverfassungen politisch ein gewichtiges Wort mitzureden haben, und weil ein hoher Stand wirtschaftlicher Entwicklung Bedarf an sozialer Sicherung hervorruft und Mittel zur Bedarfsdeckung bereitstellt.
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Literatur
Ein Beispiel sind die Ausführungen Erich Honeckers, des damaligen Generalsekretärs des Zentralkomitees der Sozialistischen Einheitspartei Deutschlands, auf der propagandistischen Großveranstaltung zur Eröffnung des Parteilehrjahres 1977/78 in Dresden: „Während der Kapitalismus eine unüberbrückbare Kluft zwischen Wirtschafts- und Sozialpolitik konstatieren muß, kann der Sozialismus die Einheit von Wirtschafts- und Sozialpolitik im Interesse der Arbeiterklasse und aller Werktätigen zu seinem obersten Leitgedanken erheben. Das ist der Kern des gesellschaftlichen Fortschritts unserer Zeit, das ist der Kern der sozialistischen Revolution in der DDR und ihrer Perspektive“ (Neues Deutschland v. 27.9.1977).
Vgl. Kp. 1.5 mit Nachweisen.
Vgl. z.B. ILO 1996; allerdings strebten die sozialistischen Staaten mit ungleich größerem Aufwand und größerem Erfolg (aber auch höheren Folgekosten) als die westlichen Länder nach sozialer Sicherheit durch Vollbeschäftigung.
Alber 1983: 152, Mesa-Lago 1978, 1986, Social Security Administration (Office of Research and Statistics), 1995, ILO 1996.
Mesa-Lago 1978: 266, 1986: 135, World Bank 1994, DE Oliveira 1994, Huber 1996.
ILO 1996, World Bank 1994.
Diese und die folgenden Daten entstammen ILO 1996: 70ff.
Mesa-Lago 1978.
Wachendorffer 1986: 113
Er äußert sich in sozial- und wirtschaftspolitisch kontraproduktiven Arrangements, beispielsweise für bestimmte Arbeitnehmergruppen Frühverrentung in jungen Jahren, Auszahlung üppiger, vollindexierter „Altersrenten“ an Vollzeitbeschäftigte oder ein über dem Lohnniveau liegendes Rentenniveau, so beispielsweise in Brasilien (Vgl. Weyland 1996, „Brazil — Inactive workers. inactive Coneress“. in: The Economist 7. Juni 1997: 60–61).
Ku 1995, OECD 1996f.
Grundsätzlich änderte sich an dieser Tendenz in der nachsozialistischen Ära wenig (vgl. u.a. Goede 1995: 435, OECD 1995d, 1995e, 1996b, 1996k, GÖtring 1994). Ähnlich verlief die Entwicklung Sloweniens, wo die großzügige Alterspensionspolitik dazu führte, daß der Anteil der Alterspensionen am Sozialprodukt auch dem Vergleich mit den stärksten Wohnfahrtsstaaten Europas standhielt, aber die Finanz- und Sozialpolitik vor eine schwere Probe stellte (OECD 1997a: 64f.).
Die erwähnten Trends basieren auf statistischen Analysen der Zusammenhänge zwischen der Sozialleistungsquote in den 80er Jahren einerseits (Y) und Indikatoren der Wirtschaftskraft pro Kopf (Maddison 1995: Tabelle D) (X1), der Arbeitnehmerquote nach der Definition von Zöllner 1963 (X2) und dem Anteil der mindestens 65-jährigen an der Bevölkerung (X3) andererseits. Die Korrelation dieser Variablen für 1989 und der Sozialleistungsquote nach ILO-Definition 1989 betragen für die 89 Staaten der Tabelle 10 weiter unten: für Y und X 1: r = 0,80 (N=49); für Y und X2: r = 0,77 (N =89), für Y und X3 r = 0,88 (N=89), für X1 und X2: r = 0,87 (N=49), für X1 und X3: r = 0,82 (N=49) und für X2 und X3: r = 0,80 (N=89). Nicht bestätigt wurde die in meinem Sozialpolitik-Buch von 1988 vertretene These, daß die Sozialleistungsquote der ehemaligen DDR beträchtlich geringer gewesen sei, als es dem Stand der wirtschaftlichen Entwicklung entsprochen habe. Die dort verwendeten Daten zum wirtschaftlichen Entwicklungsstand der DDR nach Summers & Heston (1984) hatten die Leistungskraft der DDR-Wirtschaft erheblich überschätzt.
Zur DDR Kapitel 1.5, von Beyme 1975, 1977, 1981, Stiller 1983, Bundesministerium für innerdeutsche Beziehungen 1987, OECD 1995d, 1995e, 19961.
Lepsius 1994.
Das Zitat entstammt der Publikation „Weiter voran zum Wohle des Volkes. Die Verwirklichung des sozialpolitischen Programms der SED 1978 bis 1985“, Berlin-Ost 1986.
Helwig & Nickel 1993.
Vgl. Kapitel 2.4.
Zöllner 1963.
Z.B. von Beyme 1975, 1977.
Stiller 1983.
Lane 1985: 62.
Stiller 1983: 302.
Pryor 1968.
Wilensky 1975.
Zöllner 1963.
Ebd.: 115. Die wesentlich differenziertere Vermutung, daß bei steigendem Wohlstand und hoher Arbeitnehmerquote „mehr Freiheitsraum für alternative Entscheidungen erwächst“ (Zöllner 1963: 67), ordnete Zöllner der These unter, daß den politischen Wahlmöglichkeiten durch die Industriegesellschaft enge Grenzen gesetzt seien (ebd.: 115). Zur Erweiterung des ZöllnerModells durch einen politisch-institutionalistischen Ansatz: Schmidt 1989c.
Ludz 1969.
von Beyme 1977.
ILO 1985: 56–59, Castles 1987.
Vgl. Castles 1987, Schmidt 1989c.
Es wurden diejenigen Staaten ausgewählt, deren Sozialleistungsquote von 1989 in ILO (1996) ausgewiesen und deren Bevölkerungszahl größer als eine Million ist.
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Schmidt, M.G. (1998). Sozialpolitik in westlichen Demokratien, sozialistischen Ländern und Staaten der Dritten Welt. In: Sozialpolitik in Deutschland. Grundwissen Politik, vol 2. VS Verlag für Sozialwissenschaften, Wiesbaden. https://doi.org/10.1007/978-3-322-99369-4_14
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Publisher Name: VS Verlag für Sozialwissenschaften, Wiesbaden
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