Zusammenfassung
Die Geschichte der Sozialpolitik ist eine Geschichte ihrer Expansion. Diese These von Detlev Zöllner benennt — wenngleich pointiert — den Trend700. Allerdings ist ihr dreierlei hinzuzufügen. Erstens: es gab auch Stagnation und Rückschritt in der Sozialpolitik. Zweitens: die Expansion der Sozialpolitik stieß an obere Grenzen, wie vor allem die 80er und 90er Jahre des 20. Jahrhunderts zeigen, teils an Sättigungs-, teils an Finanzierungsgrenzen701. Drittens: Reichweite, Quantität und Qualität der Expansion der Sozialpolitik variieren von Land zu Land. Von den Gemeinsamkeiten und Unterschieden der Expansion der Sozialpolitik seit dem ausgehenden 19. Jahrhundert handelt dieses Kapitel. Welches sind die Gründe der Gemeinsamkeiten und der Differenzen der von Land zu Land unterschiedlichen Entwicklungstempi? Inwieweit sind diese den Unterschieden der wirtschaftlichen Entwicklung, des politischen Regimes und der parteipolitischen Zusammensetzung der Regierungen zuzuschreiben? Diese Fragen werden im vorliegenden Kapitel anhand eines nützlichen Indikators der Sozialpolitik überprüft, nämlich am Beispiel der Größe des Kreises der Sozialversicherten. Gemessen wird dieser Kreis am Anteil der Sozialversicherten unter den Erwerbspersonen, und zwar auf der Grundlage des durchschnittlichen Prozentsatzes der in der Unfall-, Kranken-, Renten- und Arbeitslosenversicherung erfaßten Erwerbsbevölkerung.
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Literatur
Zöllner 1981.
Flora 1986a, 1986b, 1986c.
Alber 1982: 152, ergänzend vor allem Kudrle & Marmor 1981: 85.
Campbell 1992: 4.
Alber 1982: 151.
Europäische Kommission 1996: Kp. 6.
Roebrok 1993, van Kersbergen 1995.
Vgl. Saxer 1977, Maurer 1981, Schmidt 1985b, Gilliand 1993, BSV 1988, BSV 1996, Obinger 1997a.
Kudrle & Marmor 1981: 82ff.
Die abhängige Variable ist hier und im ganzen Kapitel das Niveau bzw. die Veränderung des Niveaus des sozialversicherten Bevölkerungsanteils. Vgl. Alber 1982 und für die Arbeitsverfassungen Hepple 1986a und Armingeon 1992, 1994.
Ein Beispiel aus dem Vergleich der heutigen demokratischen Industrieländer im Zeitraum von 1870 bis Mitte der 1970er Jahre: Dieser Vergleich deckt signifikante Korrelationen auf zwischen dem Ausdehnungsgrad der Sozialversicherung (Sozialversicherungsdaten nach Alber 1975 mit Ergänzungen für die USA und Kanada) einerseits und dem Autokratie-Index nach Jaeggers & Gurr (1996) ( r = -0,33, N = 216), dem Demokratie-Index nach Aeggers & Gurr (1996) (r = 0,43, N=216), der Staatsquote (r = 0,74, N=124) und dem Sozialprodukt pro Kopf in Gheary-Khamis US-Dollars nach Maddison (1995) (r = 0,74, N=224). Die Demokratie-, Autokratie-, Staatsquote- und Sozialprodukteffekte sind auch dann nachweisbar, wenn sie zusammen mit der zeitverzögerten abhängigen Variable geprüft werden.
So zeigt die international vergleichende Analyse der heutigen demokratischen OECD-Staaten, daß der Ausdehnungsgrad der Sozialversicherung (Variable Y) vor allem vom Ausdehnungsgrad in der Vorperiode (gemessen durch das Niveau 5 Jahre früher, Variable X1) und dem Demokratiegrad der Staatsverfassung (Variable X2), gemessen auf der Basis von Jaeggers & Gurr 1996, abhängt. Aus der statistischen Analyse dieses Zusammenhangs geht folgende Regressionsgleichung hervor: Y = 4,38 + 0,95 (X1) + 0,32 (X2); N = 187, R2 = 0,95. Alle Koeffizienten sind auf dem 0,05-Niveau signifikant. Allerdings ist vom Bruttoeffekt der Demokratie der dämpfende Effekt der Direktdemokratie auf die Staatstätigkeit abzuziehen (Wagschal 1997).
Alber 1982: 155ff.
Wlber 1982: 164.
So zeigt die international vergleichende Analyse der heutigen demokratischen OECD-Staaten, daß der Ausdehnungsgrad der Sozialversicherung (Variable Y) vor allem vom Ausdehnungsgrad in der Vorperiode (gemessen durch das Niveau 5 Jahre früher, Variable X1) und dem Demokratiegrad der Staatsverfassung (Variable X2), gemessen auf der Basis von Jaeggers & Gurr 1996, abhängt. Aus der statistischen Analyse dieses Zusammenhangs geht folgende Regressionsgleichung hervor: Y = 4,38 + 0,95 (X1) + 0,32 (X2); N = 187, R2 = 0,95. Alle Koeffizienten sind auf dem 0,05-Niveau signifikant. Allerdings ist vom Bruttoeffekt der Demokratie der dämpfende Effekt der Direktdemokratie auf die Staatstätigkeit abzuziehen (Wagschal 1997).
Alber 1982: 155ff.
So zeigt die international vergleichende Analyse der heutigen demokratischen OECD-Staaten, daß der Ausdehnungsgrad der Sozialversicherung (Variable Y) vor allem vom Ausdehnungsgrad in der Vorperiode (gemessen durch das Niveau 5 Jahre früher, Variable X1) und dem Demokratiegrad der Staatsverfassung (Variable X2), gemessen auf der Basis von Jaeggers & Gurr 1996, abhängt. Aus der statistischen Analyse dieses Zusammenhangs geht folgende Regressionsgleichung hervor: Y = 4,38 + 0,95 (X1) + 0,32 (X2); N = 187, R2 = 0,95. Alle Koeffizienten sind auf dem 0,05-Niveau signifikant. Allerdings ist vom Bruttoeffekt der Demokratie der dämpfende Effekt der Direktdemokratie auf die Staatstätigkeit abzuziehen (Wagschal 1997).
Alber 1982: 155ff.
Dieser These zufolge haben Parteien, denen es vorrangig um Optimierung von Wählerstimmen geht und die konfessionell und klassenstrukturell unspezifisch geworden sind, die alten Gesinnungs- und Kampfgemeinschaften auf konfessioneller und klassenstruktureller Basis abgelöst, so Otto Kirchheimer, der Hauptvertreter dieser These (Kirchheimer 1965).
van Kersbergen 1995.
Alber 1982: 164.
Laver & Hunt 1992; Klingemann u.a. 1994 sowie die Daten des Manifesto-Projektes (Data Set CMPr4 1997).
van Kersbergen 1995.
Alber 1982: 164.
Sampbell 1992.
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© 1998 Leske + Budrich, Opladen
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Schmidt, M.G. (1998). Die Expansion der sozialen Sicherung im 20. Jahrhundert. In: Sozialpolitik in Deutschland. Grundwissen Politik, vol 2. VS Verlag für Sozialwissenschaften, Wiesbaden. https://doi.org/10.1007/978-3-322-99369-4_11
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DOI: https://doi.org/10.1007/978-3-322-99369-4_11
Publisher Name: VS Verlag für Sozialwissenschaften, Wiesbaden
Print ISBN: 978-3-8100-1963-9
Online ISBN: 978-3-322-99369-4
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